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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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Dass die Richtung der Beschleunigung nahezu im rechten Winkel zur Wasseroberfläche des Golfs lag, der sie sich mit zunehmender Geschwindigkeit näherten, war dabei auch nicht gerade eine Hilfe. Er erkannte, dass er in einen riesigen schwarzen Schatten hinabblickte, eine Erinnerung, dass sich das Landungsschiff noch immer dicht hinter ihm befand, auch wenn er es nicht mehr sehen konnte.
    Er beobachtete, wie die Anzeige der Wärmeskala stieg und eine Anzahl gelber Warnlichter im Statusbereich der Sprungdüsenkonsole aufleuchtete. Es war ein Glück, dachte er, dass er der Beweglichkeit auf dem Schlachtfeld einen so hohen Wert beimaß. Er hatte einen beachtlichen Teil seines Vermögens und Einflusses darauf verwendet, den Schwarzfalke mit experimentellen Sprungdüsen auszustatten, die Schubleistung und Flugdauer um etwa sechzig Prozent steigerten. Heute aber musste er sie weit über ihre Grenzen hinaus beanspruchen.
    Es half, dass der Mech keine Raketen geladen hatte und entsprechend leichter war, aber Aaron hatte keine Ahnung, ob das reichte.
    Er hörte Deena grunzen und keuchen, als sie in der engen Kanzel nach einer bequemeren Position suchte und schlug ihre Hand fort, da sie sich dem gelbschwarz-gestreiften Auslösehebel der Rettungsautomatik über seinem Kopf zu sehr näherte. Dabei kam ihm der Gedanke, dass er vermutlich überleben konnte, wenn er den Schleudersitz jetzt sofort auslöste. Allerdings hätte der Raketenantrieb der Pilotenliege Deena getötet und Paxton wäre in den Tod gestürzt.
    Er streckte die Hand aus und schaltete die Rettungsautomatik ab. Es würde keine Unfälle geben.
    Sie sprach ihn an. »Wir werden sterben, oder?«
    »Das muss sich erst zeigen.« Aaron schaute hinaus auf das Wasser. Jetzt sah er den Schatten seines Mechs deutlich von dem des Landungsschiffes getrennt.
    Der Wind pfiff um das Kanzeldach. Das musste genügen. Wenn er noch länger wartete, würden sie den Aufschlag nicht überleben.
    Der Schwarzfalke drehte sich zurück in die Senkrechte, als er die Sprungdüsen in die Überlastung trieb. Rote Lichter blinkten auf der Konsole. Schmorende Isolierung brannte in Nase und Augen. Das Cockpit war so heiß wie ein Glutofen, aber sobald sie einmal im Wasser waren, würde die Hitze das geringste ihrer Probleme sein.
    »Festhalten«, hörte er sich sagen.
    In jungen Jahren war Aaron mit dem Fallschirm abgesprungen, und der Lehrer hatte ihn gewarnt, sich beim Öffnen des Schirms nicht auf seine Augen zu verlassen. »Der Augenschein trügt dich, bis es viel zu spät ist, und ich muss dir dann das blaue Blut aus den Stiefeln schütten.« Er wusste, während des Falls sah alles bestens aus, bis man plötzlich erkannte, wie nahe man bereits dem Boden war und mit voller Wucht aufklatschte.
    Genau das passierte ihm jetzt, nur war es seichtes Wasser, das viel zu schnell näher kam. Er zog den Knüppel etwas zur Seite und zielte auf das tiefe Wasser knapp hinter dem Riff. »Ulysses!«, schrie er ins Mikro. »Atem anhalten!«
    Dann schlugen sie auf.
    Deena kreischte vor Schmerzen, als sie vom Aufprall in den Kanzelboden gedrückt wurde und sich ganz gewiss an einem Dutzend Stellen Metallkanten in ihr Fleisch bohrten. Ein Tosen ertönte - etwas wie ein umgestülpter, rückwärts fließender Wasserfall. Einen Moment lang schauten sie allen Ernstes aus einem Loch, das sie in den Golf geschlagen hatten, hinauf in den Himmel.
    Dann stürzte das Wasser von allen Seiten auf sie ein und mit einem lauten Knirschen rammten sie die Korallen. Mech- und Menschenbeine jaulten protestierend und falteten sich ein, bis die Gelenke ausgereizt schienen.
    Dann war Ruhe: Grünes Wasser bedeckte die Kanzel, Metall stöhnte und kreischte unter dem Druck und der plötzlichen Abkühlung, das Brodeln an den Wärmetauschern und rot glühenden Sprungdüsen machte es unmöglich, etwas zu erkennen -und sei es nur, wo oben war.
    Er brauchte es nicht zu sehen.
    MechKrieger nannten es Situationsbewusstsein. Er hatte sich schon bei der Ankunft orientiert. Er wusste, wo sich das Riff befand. Er wusste, wie weit es entfernt war. Er wusste, dass Ulysses nur noch Sekunden blieben, falls er es nicht dort hinauf schaffte.
    Er stieß den Fahrthebel nach vorn und riss den Knüppel herum. Die Mechbeine stöhnten und zögerten. Dann standen sie, liefen, rannten über den Meeresboden, einen Unterwasserhang hinauf.
    Über dem Kanzeldach wurde es heller, von Grün zu wässrigem Blau. Das Cockpit brach durch die Oberfläche. Wasser strömte

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