Festung der Luegen
Büro. Offenbar hatte ihn sein Onkel doch nur aus dem Weg haben wollen. Trotz seiner Entschlossenheit waren seine Chancen, die Situation zu retten -zumindest schnell genug, um gegen Haus Liao noch etwas zu nutzen - gering.
Als er aus dem Gebäude trat, wartete die gemietete Limousine auf ihn. Es war ein herrlicher Tag, vor ihm breitete sich der Park aus: ein Panorama aus wogenden grünen Rasenflächen, spielerisch arrangierten Hecken und glitzernden Teichen.
Auf der gegenüberliegenden Seite sah er sein Hotel.
Er beugte sich nur so lange in den Wagen, um dem Fahrer Bescheid zu sagen, dass er zu Fuß ging. Die Sonne wärmte sein Gesicht und die Beete mit lila und gelben Blumen dufteten süß. Er zog die Uniformjacke aus, hängte sie sich an den Zeigefinger und warf sie über die Schulter.
Die geziegelte Straße war für den meisten Fahrzeugverkehr gesperrt. Nur Straßenbahnen, Busse und einige wenige Wagen mit Sondererlaubnis durften sie benutzen, sodass er sie problemlos überqueren konnte, ohne Ausschau nach einem Überweg zu halten. Eine niedrige Steinmauer begrenzte den Park. Erik machte sich auf den Weg zum nächsten Tor, ein paar Dutzend Meter weiter südlich.
Er hörte hinter sich auf dem Trottoir hohe Absätze klappern, hörte den Rhythmus wechseln: von schnellem Gehen zu Laufen. Etwas an der Dringlichkeit des Geräusches ließ ihn stocken. Er hatte bereits angesetzt, sich umzudrehen, als er seinen Namen hörte.
»Commander Sandoval?«
Er drehte sich um und blickte in die möglicherweise schönsten blauen Augen, die er je gesehen hatte. Die Frau vor ihm war groß, elegant und athletisch, aber an genau den richtigen Stellen weich gerundet. Der lange Rock war an einer Seite hoch geschlitzt und gab den Blick auf ein bildhübsches Bein frei. Das mit einer großen Silberbrosche befestigte Wik-keloberteil wirkte einfach und elegant.
Sie war gebräunt, auf den Wangen prangten einzelne Sommersprossen. Sie hatte eine kleine Stupsnase und volle, glänzende Lippen von der Farbe heller Rosenblüten. Ihr Haar war lang und kastanienbraun. Es wurde von einem blauen Band gehalten. Als sie lächelte, funkelten ihre Augen, und als sie näher kam, roch er Zimt und Vanille.
Trotz seines natürlichen Misstrauens lächelte er sie unwillkürlich an und bewunderte das Spiel des Sonnenlichts auf ihrem Haar. »Verzeihung, kennen wir uns?«
»Nicht wirklich, Commander, auch wenn ich Sie schon früher gesehen habe. Vor ein paar Tagen im Gouverneurspalast.« Sie streckte die Hand aus und er nahm sie. Ihre Finger lagen lang und weich auf seiner Haut, die vom Kampf schwielig war. »Ich heiße Elsa. Elsa Harrad. Ich habe mit einem höheren Beamten gegessen und sah Sie zu einer Besprechung kommen. Ich erinnere mich, dass Sie verärgert wirkten.«
»Das beschreibt so ziemlich jede Besprechung, die ich hier bisher hatte. Ich wünschte, ich hätte Sie bemerkt. Es hätte meine Laune sicher gebessert.«
Sie strahlte - und er genoss es. Sehr.
»Sie schmeicheln mir, Commander. Obwohl ich mich gefragt habe, warum sich ein so gut aussehender Mann etwas antut, was ihm die Stimmung verdirbt, und weiter, was ich dagegen tun könnte.«
Sie trug ziemlich dick auf, und Erik glaubte ihr nichts davon. Ein Mann in seiner Position zog eine bestimmte Art machtgieriger Frauen auf der Jagd nach einem Vorteil an wie ein Magnet Eisenspäne. Normalerweise jagte er sie augenblicklich davon, und selbst wenn nicht, erwischte er sie schnell dabei, wie sie dem Duke schöne Augen machten.
Er spürte, dass diese Frau trotz der offensichtlichen Manipulationsversuche nicht zu dieser Gattung gehörte. Eine Politikerin? Eine Reporterin? Eine Frau mit Finanzinteresse, die versuchte, an sein Familienvermögen zu kommen? Was auch immer sie war, er empfand ihre Gesellschaft als äußerst angenehm, und ein Katz-und-Maus-Spiel war genau die Ablenkung, die er jetzt brauchte, um zu verhindern, dass ihm diese Welt den Verstand raubte. Außerdem, dachte er lächelnd, besteht bei einem Katz-und-Maus-Spiel immer die Chance, dass man den Käse bekommt.
»Sie kennen meinen Namen.«
Sie lachte. Es klang wie ein Glockenspiel. »Ich besuche die Residenz recht häufig und inzwischen kennt Sie jeder dort. Alles redet über die Vereinbarung, die Sie vorgeschlagen haben. Nicht nur positiv, fürchte ich.«
»Was ist mit Ihnen? Was halten Sie davon?«
Sie setzte eine bedauernde Miene auf. »Sie waren irgendwohin unterwegs. Ich habe Sie aufgehalten. Bitte, entschuldigen
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