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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.Steven York
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bis zur Decke reichten. Voll gepackt nicht nur mit Büchern, sondern auch mit weiteren Papieren, Magazinen und ge-nug Krimskrams, Preisen und Souvenirs, um einen Trödelladen auszustatten.
    Der Mann schrieb noch mehrere Minuten. Erik schätzte, dass er einige Seiten füllte. Dann stieß er triumphierend mit dem rechten Zeigefinger auf eine Taste und schaute zu Erik auf. »Commander Sando-val-Gröll.« Er stand auf und streckte die Hand aus. »Marjori - die Gouvemeurin - hat Sie angekündigt. Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Vor dem Schreibtisch standen zwei hölzerne Lehnstühle, in einem teuren, burgunderroten Stoff mit cremefarbenen Streifen gepolstert. Obwohl Erik keine sah, roch das ganze Zimmer stark nach Cashewnüssen und Gewürzlakritze. Der Duft erinnerte ihn an einen Süßwarenladen. Vermutlich verbarg eine der zahlreichen Schreibtischschubladen einen versteckten Vorrat.
    Der Mann fuhr sich mit den Fingern durch das schüttere Haar. »Wo fangen wir an?«
    »Ich vermute, ich sollte Ihnen von der Koalition erzählen.«
    »Oh, ich weiß von Ihrer Koalition und der vorgeschlagenen Übereinkunft. Das dürfte für die ganze Hauptstadt gelten. Das ist nicht das Problem.«
    »Sie sind ein Mittler. Ist das so etwas wie ein Anwalt?«
    »Ganz und gar nicht. Anwälte kümmern sich um existente Gesetze. Mittler dagegen sind mit der Erstellung und Änderung von Gesetzen befasst.« Er grinste. »Sie können uns als Hebammen betrachten.«
    »Und ein Vertrag ist in Ihren Augen nur eine spezielle Art von Gesetz?«
    Kinston lächelte. »Genau. Ich bin hier, um Sie zu beraten, Ihnen zu verdeutlichen, wie wir so etwas handhaben.«
    »Unterliegen Gespräche zwischen Mittler und Klient - so wie die von Anwälten - nach den planetaren Gesetzen einer Geheimhaltungsklausel?«
    »Oh, absolut!«
    »Gut, dann machen wir es kurz. Wen muss ich schmieren?«
    Kinston blinzelte. »Was?«
    »Wen muss ich bestechen, um zu erreichen, was ich will? Ich habe die Vollmacht, reichlich großzügig zu sein, wenn es nötig ist. Meine Angebote sind auch nicht auf Geld beschränkt. Da wären zum Beispiel Vorzugsverträge mit den zahlreichen SandovalFirmen.«
    Kinston schüttelte traurig den Kopf. »Commander Sandoval-Gröll, so funktioniert das hier nicht. Es ist unseren Amtsinhabern streng verboten, Schmiergelder zu akzeptieren. Bei Todesstrafe, und das Gesetz ist in den letzten zehn Jahren zur Anwendung gekommen.«
    »Bei Todesstrafe? Für den Empfänger oder den Bestecher?«
    »Für beide«, stellte Kinston trocken fest. »Ich rate Ihnen von einem Versuch ab. Sie würden weit mehr Unterstützung verscheuchen als anziehen, und auch wenn Sie bei einer Entdeckung möglicherweise nur deportiert würden statt hingerichtet, sollten Sie es nicht darauf ankommen lassen.«
    »Und was machen wir dann?«
    »Ich werde Kontakt zu bestimmten Parlamentsmitgliedern mit engen Beziehungen zum Legaten aufnehmen. Und ich werde verschiedene Veränderungen und alternative Formulierungen der Vereinbarung vorschlagen. Wir schreiben sie entsprechend neu und Sie können sie der Gouverneurin und dem Legaten erneut vorlegen.«
    »Und falls es dem Legaten immer noch nicht zusagt? Oder der Gouverneurin gefällt die neue Version nicht?«
    »Bei unterschiedlichen Meinungen wird der Text erneut dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt.«
    »Ich kann ihn also nicht einfach umschreiben und damit direkt zurück zur Gouverneurin und zum Legaten gehen?«
    »Noch einmal, Commander: So läuft das nicht. Würden sie den Vorschlag dann annehmen, empfände dies der größte Teil des Parlaments als Missachtung, und sie bekämen ungeheure politische Schwierigkeiten. Falls ein Vorschlag nicht von beiden angenommen wird, muss er dem Parlament vorgelegt werden.«
    »Und wenn die Abstimmung wieder ergebnislos bleibt?«
    Kinston zuckte die Achseln. »Wiederholen wir den Vorgang. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Vor ein paar Jahren habe ich am Mogot-
    Schlammpipeline-Vorschlag gearbeitet. Der hat den Kreislauf elfmal durchlaufen.«
    »Aber dann wurde er angenommen?«
    Der Mittler machte ein verlegenes Gesicht. »Nun, nein, er wurde abgelehnt, aber inzwischen bin ich überzeugt, dass es besser so war. Die Pipeline war eine dumme Idee.«
    »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Ihr Regierungssystem irrwitzig ist?«
    Er setzte ein professionell freundliches Lächeln auf. »Ihr Onkel, der Herzog.«
    Erik runzelte die Stirn. »Sie kennen meinen Onkel?«
    Kinston wirkte verwirrt. »Aber ja. Es war seine

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