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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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Tod, war der schwärzeste Fürst aller Schrecken, derjenige, der mich tretend hinter sich herzog, mein Inneres zermalmte, so stählern hohl und stählern schwach wie ich war, wobei die Schrei-Bänder liefen, mitten in den Zeiten der Feigheit, aus allen Betten meiner Triumphe heraus. ZWEIFEL. Zweifel an meiner eigenen Würdigkeit, Zweifel an der Richtigkeit meiner Wahl des Abenteuers in Neumetallstahl, Zweifel daran, wie ich jetzt Vergleichen standhalten würde – Zweifel Zweifel ZWEIFEL! Warum hatte ich ihn nicht vor langer langer Zeit umgebracht – diesen Messer, diesen Maßstab?
    Ja, ich hatte einmal eine Chance. Ich glaubte, daß ich einmal eine Chance hatte. Wenn ich ihn sauber getötet hätte, als ich mich tötete, mein weiches, breiiges und von-Fleisch-nach-unten-gedrücktes Ich und in das Land der Neuen Methoden kam, um meine Stahlteile aufzunehmen – es könnte geklappt haben. Oder warum hatte ich ihn nicht mitgebracht? Nun, es gab Gründe dafür – GRÜNDE: Warum hebt man nicht, an einem Tage, an einem lustigen, voll blühenden, entscheidungsfreudigen Tag der Leistungen einen ausgewachsenen Berg hoch und wirft ihn ins Meer? GRÜNDE!
    Sicherlich halfen mir die Gedichte aus der Wand jetzt nicht allzusehr. Die ganzen erhabenen Worte über die Seele schafften es nicht, mich wieder zusammenzusetzen, als ich in meinen Ängsten zusammen- und auseinandergebrochen war. Mein Ruhebad aus den heißen Strahlen und den kalten hatte bei mir mit einem wesentlich größeren Versagen versagt, als es jemals zuvor bei mir versagt hatte. Ich schaute meine Handflächen an, denn in der Tat fühlten sie sich an, als ob sie schwitzten. Aber war das nicht töricht? Stählerne Handflächen, die nervös schwitzten!? Oder war es vielleicht doch nicht töricht? Dies hier war der äußerste Schrecken, abgesehen von einem, abgesehen von EINEM –
    Wie fand er mich also? Ich drückte alle Knöpfe für Fahnen, ich hieb auf alle Knöpfe, die Lärm entstehen ließen, ich stellte die Tänzer an. Ich ließ einen Schwarm Ballons durch mein gepanzertes Dach aufsteigen, durch die Kanonendeckel aufsteigen. Ich füllte einen Himmel voll Vergnügungen mit weichen Adlern. Ich stellte die Luft des Regenbogens an und bereitete ihm ein Fest. Denn er war ein besonderer Mann. Zwischen der ganzen Lustbarkeit fand er mich als zwei verzweifelte Augenschlitze, die aus einem stählernen Guckkasten in die Ferne blickten.
    »Kummer zu Kummer!« Das sagte er, als er auf meine Augen zutrat – in den schimmernden Dunstschleiern meiner Ängste und meines zitternden Widerwillens, eine schöne, gehende fleischerne Gestalt und JA! er trug keine Kleider. Ich hatte die Haupttore offengelassen. Aber ich hatte nicht beabsichtigt, ihn so genau wissen zu lassen, wie sehr ich ihm nicht guten Gewissens ins Gesicht sehen konnte. Oh, manchmal schrumpfe ich in den Zeiten meiner Panik, in meiner eigenen persönlichen Nation des Schreckens zu weniger als einem Helden zusammen. »Kummer zu Kummer«, sagte er wieder, als er langsam herankam – traurig, wie es schien – auf die Augenschlitze zuging.
    Er war ein schöner Mann, und durch ein Wunder auf dem Gebiet der Zeitlosigkeit schien er nicht viel älter zu sein als an dem Zeitpunkt, an dem ich ihn verlassen hatte, vor langer langer Zeit. In der Tat schien er in mancher Beziehung nur ein Bild von mir zu sein, das gemacht wurde, bevor ich für Stahl überwechselte, und ja, unser Äußeres hatte sich einmal sehr stark geähnelt. War er nur eine Kopie von mir, die vor dem Abenteuer in Neumetallstahl angefertigt worden war? Wie mein Kopf jetzt von den stählernen Trommeln schmerzte, die nicht zu schlagen aufhören wollten!
    Als ich mich hinausbewegte, um ihn dort draußen zu treffen, tönte ein rasendes hohles Geräusch in meinen beiden Neumetallohren, aber meine Augen klammerten sich an seinen festen Blick. »Kummer zu Kummer?« sagte ich, und er entgegnete: »Ja! Und Zweifel.« Dann gab es plötzlich, merkwürdigerweise, überhaupt keinen Abstand mehr zwischen uns, als wir dort standen und weinten und nichts sagten. Er schien echte Tränen aus Augen zu weinen, die düster und unermeßlich tief starrten, während ich die mechanischen Tränenbeutel bei meinem weitreichenden mechanisierten Sehvermögen benutzte, wie es in den Zeiten der Neuen Methoden üblich war. Aber mein Schmerz und meine große Pein waren sicherlich nicht geringer als seine, an diesem Tag unseres Wiedersehens, an dem ich ihn so sanft hielt, mit meinen

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