Festung Zehn
Ich wies die Entgiftung und die Waffensuche an, ihm die übliche Behandlung zukommen zu lassen, und als er sich als sauber erwies, drückte ich die Tore in elf stählernen Wällen zurück, damit er eintreten konnte.
Er stand vor mir, sein Bart schlang sich um seine Taille. Seine Gesichtsteile verwandelten sich in ein Chaos, und endlich öffnete sich sein Mund zum Sprechen. »Ich bin zu Ihnen gekommen«, sagte er, »ohne auch nur die geringste Absicht zu haben, daraus einen Gewinn zu ziehen. Ich bin wieder an der alten Stelle gewesen, wo einmal meine Festung war. Ich habe dort unter den Blechbäumen, die jetzt dort ›wachsen‹, in einem kleinen Park für Vögel und Plastikhunde gelegen. Wieviel besser wäre es, denke ich, wenn es immer noch eine blühende Festung wäre, und ich darin, um an den großen Frühlingskriegen teilzunehmen, die bald beginnen müssen. Aber das ist nur das, was ich denke, und völlig ohne Bedeutung. Einmal verbannt ist einmal verbannt, und wie Sie wissen, gibt es keinen Weg zurück.« Er senkte seinen Kopf ein wenig, und ich sagte: »So, so«, oder was man sonst auch immer sagt, wenn es wirklich nichts zu sagen gibt und jeder das weiß. Ich dachte daran, ihm intravenöse Nahrung für den Hunger seiner Fleischstreifen anzubieten. Ich dachte daran, ›tut mir leid, tut mir leid‹ zu sagen. In Wirklichkeit tat ich dann fast nichts, sagte fast nichts, und schließlich schwenkte sein Kopf hoch, und die Teile seines Gesichts verrieten wieder große Erregung.
»Ich komme mit Händen, die keinen Vorteil suchen«, schrie er. »Zuerst wollte ich nur meine alten Lieblingsplätze wieder finden, bevor es zu spät ist, in der Zeit des Waffenstillstandes das Zerspringen meines Herzens genießen und dann langsam südwärts ziehen, nach Süden in das Land der Wanderer, weg von Eurem schweren Sperrfeuer. Aber als ich wieder dieses wohltuend graue Reich des so wohlgeordneten Haßes und des standhaft geplanten Krieges sah, wurde ich wieder von einer alten Treue ergriffen. Ich wählte Ihre Festung zum Bitten aus, da Sie mit die besten, wenn nicht überhaupt die besten Ergebnisse aller Festungen vorweisen können. Wenn ich Sie rechtzeitig warnen kann, können wir vielleicht gerade eine Erbschaft retten, um ein Beispiel zu geben.«
Ich dankte ihm für die freundlichen Worte über meine Festung, sagte ihm bescheiden, daß andere Festungen vielleicht fast ebenso gut waren, und er fuhr fort, kreischte jetzt fast. »Haben Sie jene protzigen Schaustellungen im Norden, Süden, Osten, Westen nicht gesehen? Die Flügel, die tanzende, ekelhafte Finsternis ihrer Grinsenden, das tödliche Lächeln der Engel, die Männer des Sonnenscheins, über deren Heiligenscheinen niemals ein Gasschirm ist? Sind die Drohungen nicht offensichtlich, unverschämt offensichtlich?«
»Gerüchte sind umgegangen«, sagte ich, »Meldungen sind verbreitet worden, Warnungen sind heruntergekommen, und wir haben sie verstanden. Und doch, was können wir tun? Wir leben unser Leben hier draußen, das Leben in den Festungen, beweisen die Brauchbarkeit von Haß und die Wirksamkeit von gutem sauberem Schießen, wenn jeder weiß, was er von einem Nachbarn und einem Freund zu erwarten hat – eine Rakete in den Rücken, wenn man nicht zuerst schießt oder auf der Hut ist. Und doch gibt es immer einige – einige Kräfte – die die Wirklichkeit hintergehen würden, das Bewährte umwandeln und etwas Traumhaftes und Vermutetes probieren würden. Sie würden eine Blume auf die sauberste klarste Wahrheit stellen, ein Kreuz, einen mit einem Halo umgebenen Stern – und sie Liebe nennen. Was auch immer das bedeuten könnte. Aber wir passen hier scharf auf, schießen immer gegenseitig auf uns, und wenn die große Notlage kommt, werden wir bereit sein, unser Wissen auf dem Gebiet des Tötens den eindringenden Horden entgegenzuwerfen.«
»Mein Freund«, sagte er, »mein Freund, Sie wissen nicht, was sie tun können, wie weit sie gehen werden. Ekelhaft! Schrecklich! Ich habe unter ihnen gelebt, am Rande ihres Landes. Da ich nach meiner Verbannung kein Land mehr hatte, ging ich dort hinauf.
Ich habe gelernt!« Einen Augenblick lang sahen seine Augen furchtbar in einem Gesicht aus, das gräßlich dürr geworden war; die Flexilöcher öffneten sich weit und die stählernen Kugeln seines weitreichenden moderanischen Gesichtssinns schwirrten und klirrten. In den Alten Tagen wurde dieser Blick vielleicht annähernd im Gesicht eines Menschen erreicht, der gerade
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