Festung Zehn
in Das Wort gekleidet war, und ich sagte NEIN! Und wir trennten uns, obwohl wir uns so nahegestanden hatten.
Es schmerzte mich, mich von diesem Mann zu trennen, denn wir hatten uns in der Tat nahegestanden, wesentlich näher als Freunde, eher so nah wie die Schlachttruppen, die gemeinsam eine Bombenexplosion erlebt und irgendwie überlebt hatten. Ja, wir hatten unsere eigene Bombenexplosion erlebt und irgendwie überlebt, die schreckliche Bombenexplosion einer Kindheit voll Angst. Aber wir hatten sie mit verschiedenen Ergebnissen durchlebt. Er war stärker im Glauben geworden, zuversichtlicher und war sich den Verheißungen sicher, den Dingen, die nicht bewiesen werden konnten, aber vorhanden waren, sicherlich vorhanden waren – wie er sagte. Ich wurde einer, der Fragen stellte; völlig schwankend brauchte ich die Dinge, die ich berühren konnte. Beim kleinsten Anzeichen einer Bedrohung griff ich nach dem stählernen Hammer, um das Unverschämte Gesicht der Ängste zu zerhämmern und sprach nicht über eine Wunderschöne Stunde. So waren wir verschieden, die wir einmal sehr ähnlich gewesen waren. Unsere Leben gingen in ihre verschiedenen Richtungen.
Ich kam herüber in das Land der Neuen Methoden um zum größten Teil zu »Ersatz« -Teilen zu werden, und er blieb bei dem großen Schutzschild aus Papier, Dem Wort, und dem langen Kampf von der Kanzel um Seelen. Und ihn jetzt, nach der ganzen großen Zeitspanne, wiederzusehen – die Vergleiche! – es füllte mich mit einem gewissen Grauen. Aber es war kein Irrtum – es war kein fleischerner Mutant, es war kein laufendes Gemüse, es war keine Verkleidung. Es war, was es war. Schrecklich. Sobald er auf dem Warn-
So nahm ich mit den heißen Strahlen und den kalten ein Ruhebad. Ich stellte die Kleinen Geräusche laut. Ich wählte die Gedichte über Tapferkeit aus der Festungswand und dachte an all die Verse, die mir jetzt irgendwie helfen könnten, all die erhabenen Worte über Seelenqualen und Mut waren auf VERSUCHE ES gerichtet. Denn ich hatte gewußt, daß er eines Tages dorthin kommen mußte, wo ich mich in der innersten Höhle meiner Festung verkroch, vielleicht sogar in den feigen-vorsichtigen Guckkasten aus Stahl. Sogar in den Tagen meiner erhabensten Triumphe, als manche Festung vor meinen Großen Kriegskanonen wankte und meine Festung siegte, hatte ich diesen Peitschenriemen des Grauens gehabt. Daß ich eines Tages besucht und von dem Blick der Ruhigen Augen abgeschätzt werden würde – ja, ich wußte es.
Was könnte ich sagen, wenn er kommen würde? Wie das weitreichende mechanisierte Sehvermögen des Landes der Neuen Methoden einstellen, um einem so ruhigen Blick standzuhalten? Welche Bänder würde ich benutzen, um seine Argumente auf dem mit Plastikplatten bedeckten Boden zu zerschmettern? Ich würde ihn dort draußen auf den offenen Flächen nicht in die Luft jagen, wenn er herankäme, bliiep und bliiep und bliiep , das sanfte fleischerne Geräusch auf dem Warner war wie ein Wasserhahn in den alten Tagen, der undicht war und durch den die Nachtstunden versickerten, wenn man nicht schlafen konnte – bliiep und bliiep und bliiep . Nein, ich würde ihn nicht in die Luft jagen. Obwohl ich es könnte, es mit Leichtigkeit könnte. Warum würde ich es nicht tun? Es wäre so leicht, ihn in die Luft zu jagen und mit einem einzigen Peitschenhieb des Grauens die Sache zu erledigen. Von den ganzen Peitschenhieben nur eine Annullierung, nur um ihm soviel mehr Zeit zu geben, damit er üben kann, für andere mutig zu sein. So einfach wie ein kleiner Kanonenschuß, ein leichter Hieb eines stählernen Daumens auf einen Knopf, und das bliiep und bliiep und bliiep muß aus meinem Warnerpotential verschwunden sein, aus meinem Gedächtnis verschwunden sein – VERSCHWUNDEN! Aber würde es wirklich verschwinden? NEIN. Es würde nicht aus meinem Gedächtnis verschwunden sein, falls ich GEDÄCHTNIS nicht herausreißen und und für immer hinauswerfen würde. Und das könnte ich nicht machen. NEIN! Zuviel hing davon ab – der ganze herrliche Ort und der große Gewinn, das ganze Land der Neuen Methoden war auf dem Gedächtnis aufgebaut. War es das nicht? JA! Die ganzen Neuen Methoden waren eine Flucht vor alten, erinnerten Dingen, und das Gedächtnis war in der Flucht selbst mitenthalten. Nein, ich konnte GEDÄCHTNIS nicht aus den in meinem Geist deponierten Bändern herauswerfen. Deshalb lebte ich mit dem Erinnern und den vielen Schrecken.
Und dieser hier, abgesehen vom
Weitere Kostenlose Bücher