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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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durch die von Angst geschüttelte Welt gewandert bin und nichts gefunden habe – nun, um eine solche wunderschöne Ruhe sehen zu können – und einen Sinn des Lebens – muß ich es tun, bevor ich sterbe! Ja, ich habe zu den Wanderern gehört«, redete er weiter, »den verirrten und suchenden Wanderern, die manchmal niemals etwas finden, weil wir uns zum Suchen einen Traum herausgreifen, der zu strahlend ist, um jemals existieren zu können.« Er zupfte ein kleines, loses Metallteil aus seiner verformbaren Nase. »Ja, sie ersetzten mich, versahen mich mit Metallegierungen, gaben mir dort zuletzt ein zum größten Teil mechanisches metallenes Herz, eines, das vielleicht so fehlerlos und so gleichmäßig wie das Ihre oder das Ihres großen Herren arbeitet. Aber ich war niemals damit zufrieden, hinter einige Waffen und einen Wall zu gehen, um dort mit den Wunderbaren Geräten zu leben. Kurz, ich konnte niemals ganz meinen Platz in der Unveränderlichkeit der Gesellschaft der Neuen Methoden finden. Etwas krümmte sich immer unbefriedigt. Es scheint, als ob ich immer ungestüm den Wind in die Ecken der bodenlosen Höhlen der Verzweiflung jagte, während Leute wie Ihr, Großer Herr, mit einem zweifellos sichereren Verständnis Der Werte mit müheloser schöner Ruhe in den Sessel Des Traums glitten. Ich habe mich danach gesehnt, ein bleibendes Denkmal zu schaffen; ich habe nach dem Großen Gemälde gehungert: immer von Fragen gequält, habe in einer langen Zeit des Versagens versucht, den Sinn des Lebens auszudrücken, das Wesen von IHNEN und MIR. Und nun ändere ich meine Richtung ein wenig und bin gekommen, um es als ein einzelnes Portrait zu machen, eines von Ihrem Großen Starken Meister, wie er ruhig in seinem Sessel sitzt! Direkt hier in dieser Festung!«
    Mehr als nur ein wenig beunruhigt, blickte ich jetzt auf seine Hagerkeit, wo er zitternd stand, wobei sein verrostetes Metall kleine Schreie aussandte und quietschte.
    Und ich bemerkte, wie seine Fleischstreifen mit den Jahren völlig runzlig und verdorrt geworden waren. Ihn umgab ein Gestank von altem Schmierfett in den Gelenken, und er brauchte sicherlich ein Ölbad, um seine Metallhülle aufzuhellen. Was für armselige Exemplare sich zu unseren größten Träumen und Fragen bekannten, überlegte ich. Dieser stinkende Landstreicher, dachte ich mit größter Verachtung, dieses Bauer-Roboter-Ding, hat wahrscheinlich nicht einmal einen Wall oder einen Waffenmann unter seinem Kommando und doch torkelt er watschel-watschel mit Staffelei und Pinsel durch die Landschaft, redet über sein Letztes, redet über Sinn. Als ob Leute wie er irgendein Recht hätten, Fragen zu stellen und Vermutungen zu äußern! Aber als seine rostenden Augen mit all ihrem tief bewegenden Kummer wieder in meine schauten, da fühlte ich, wie ein sonderbares wäßriges Gefühl, das nicht Angst war, durch meine Fleischstreifen strömte. »Vielleicht haben Sie noch nicht ihre intravenöse Nahrung gehabt«, sagte ich, »vielleicht haben Sie Essens-Hunger.« Ich ging, um eine Nadel und eine Tasse der Spezialflüssigkeit zu holen, die dazu dient, unsere Fleischstreifen zu ernähren, jenen kleinen Teil der Sterblichkeit, den unsere Umbauer zwischen Metall und Metall lassen mußten, sogar hier in Moderan.
    Als ich zurückkam, lag er auf dem Boden und sah aus wie der kleine Anfang eines interessanten Schrotthaufens. Seine Hände waren über seinem Gesicht, die Finger gespreizt, und wenn seine Augen nicht wie zwei braune Feuer durch seine Finger geschimmert hätten, dann hätte ich gedacht, daß er »mit allem fertig« gewesen wäre. Mit dem Krachen einer rostigen Feder kam er in eine sitzende Haltung. »Ich wünsche nicht zu speisen«, sagte er. »Ich fühle mich recht wohl und stark, wirklich. Es ist nur so, daß man so kurz vor dem Finden des Traumes, dem Ende des Pfades, der endgültigen Verwirklichung in dem Traumbeutel etwas verwirrt, in der Denkschachtel etwas verkrampft wird, o Gott! O Gott! Eine Art Verkrampfung um die Gehirnschalen herum ist es; ein großes Hämmern des Herzens, das so lange gewartet hat, beginnt. Und ein Pochen schlägt dicht unter das Getriebe der Augen, um einen die Flügel eines Phantoms sehen zu machen. Man fühlt sich plötzlich so müde und so nahe dem Tode, am Rande des Großen Frohlockens. Deshalb liege ich auf dem Boden.«
    Er stand aufgerichtet, entfaltete sich einfach mit einem Krachen aller seiner Glieder vom Boden. In gewisser Hinsicht erinnerte es mich an die Art

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