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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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und Weise, in der man, wenn auf dem Großen Kalender der Frühling wiederkehrt, bei der Jahreszeitenkontrolle den Schalter auf Grüne Dinge umlegt. »Bringen Sie mich zu ihm«, rief er, »denn es wird spät, spät in meinen Jahren ebenso, wie die Jahre der automatischen Bäume, die aus der Erdhülle aus Plastik hervorkommen, der Welt, alt werden. Verschwenden wir keine Zeit mehr. Bringen Sie mich zu Ihrem Großen Herrn, jenem Mann, der wie eine große feste Nuß lebt, wie ein prachtvoller Samen, wie die beste Frucht der Erde, der in der Hülle seiner Wälle, Leibwachen und Kanonen heranreift. Seine Ziele würde ich aufzeichnen; solch eine Anpassung, solch eine furchtlose Ruhe angesichts des ewig lauernden Verderbens ist sicherlich die Schönheit, die ich gesucht habe.«
    Unglücklicherweise hatte ich in jenem Augenblick eine meiner Panik-Perioden. Bestimmte Räder hatten sich im Kreise gedreht, die Schlitze hatten sich verbreitert und in meinem Gemüt war es jetzt Zeit für meine Feigheit. Während er dastand und darauf wartete, zu dem Großen Ruhigen Gesicht geführt zu werden, bewegte ich mich völlig in das Zitternde Land der Angst, meine eigene Nation der Furcht. Während er dastand, beobachtend, staunend, rutschte ich vollständig in meinen Kreislauf des Schmerzes, und ich konnte daran nichts ändern. Ich zitterte heftig; Metallteile zischten und klirrten und rasselten; mein Gesichtsstahl wurde so dünn und verzog sich so sehr, daß metallenes Klagen zu einem hohen Kreischen-und-Wimmern wurde. Ich begann verwirrt an alle Geschehnisse zu denken, die mir und meiner Festung widerfahren könnten. Obwohl die Brummtöne jetzt gleichmäßig waren, was bedeutete, daß alles in den Wunderbaren Geräten in Ordnung war, die mir oft so gut dienten, wie lange würde es so sein? Wenn ein Rad in tausend Kilometer Entfernung versagt, wenn eine Achse bricht, wo eine Milliarde Phantomeimer unzählbare Milliarden Energietröpfchen über einer Klinge, über tausend Klingen ausschütten würden, dann würden die Lichter blinken, das wunderbare Brummen würde kratzig klingen und meine Festung würde Husten und nach Luft schnappend sich abquälen wie ein niedergebeugter, kranker alter Mann. Und die Sonne! Was ist mit der Sonne, der Spenderin von allem? Die Sonne verbrennt völlig! Die Sonne fällt aus dem Himmel! Eine größere Sonne kommt aus dem Großen Drüben flammend angeflogen und rülpst, und meine Sonne wird weggetrieben, oder sie frißt meine Sonne, öffnet sich wie das Maul einer großen Boa und verschlingt ein kleines flammendes Ei. Ängste, Ängste, ÄNGSTE! In meinem persönlichen Kreislauf, weit im Königreich des Schreckens, denke ich an alle Ängste, begründete Ängste, unbegründete Ängste, alte Ängste, neue Ängste, Ängste, die vielleicht noch nie zuvor von einem Menschen erdacht worden waren. Ein Angriff! Ein Raketenstart vom weit entfernten gefährlichen alten Mars! Eine seltsame Metallfäule arbeitet völlig unvermutet und ohne, daß ich davon weiß, seit einigen Jahren an meinen Scharnieren! Ich falle ins Chaos und zerfalle in Teile. Plötzlich. Was gibt es überhaupt außer Ängsten für jeden vernünftigen Menschen? Was? WAS?
    Als ich zurück zu einem ruhigeren Ort kam und irgendwie die kleine starke Festung des Halts in meinem tastenden Verstand fand, sah ich, wie er wartete und starrte. Ein Schlagen wie von Hämmern auf großen Stahlröhren füllte dann meine Ohren; Welle um Welle der Schande wurde von meinen sterblichen Streifen weggespült. Ich hielt mich an zwei Metallmännern fest und versteifte angestrengt meine Füße auf einer Eisensäule, die zwischen Marmorfliesen eingepaßt war. Indem ich schwer kämpfte, konnte ich der Intensität seines Starrens standhalten. »Hier ist niemand außer mir – ich schwöre«, sagte ich schließlich, »daß ich hier der Herr bin. Ich bin derjenige, den Sie malen wollten! Sollen wir zu meinem Ruhesessel gehen?«
    Einen Moment lang, der zu intensiv war, um im langen Vorwärtsschleudern der Zeit gemessen werden zu können, schienen die braunen Kugeln seiner Augen in seinem arg mitgenommenen Kopf verschwunden zu sein. Sein Gesichtsstahl kreischte und runzelte sich, die weißen Fäden seines Bartes zitterten, als ob ein scharfer Wind durch sie hindurchgegangen wäre. Ich sah Den Traum endgültig im eisernen Gesicht eines Mannes sterben, und da ich war, was ich war, konnte ich nichts tun. »Es tut mir leid«, hörte ich ihn wie aus einer unmeßbar großen Entfernung

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