Festung Zehn
sein, es zu wissen, denn bald würde es Zeit sein, ihn aufzuhalten und entweder die Tore zu öffnen oder sie nicht zu öffnen. Er könnte Gottes Auserwählter sein oder die rechte Hand des Teufels, eines von beiden, und er konnte nicht so dicht an mich und meine Festung herankommen, ohne beurteilt zu werden. Der Zeitpunkt, an dem er sich noch hätte abwenden können, als die orangen Leuchtkugeln aufstiegen und die warnenden Flugblätter auf ihn prasselten, war seit einer guten Weile vorbei. Es war die allgemein verstandene Warnung der Linie, die wir im Land der Festungen benutzten. Und wenn sie jemals nicht beachtet worden war, dann von dieser hammerköpfigen Gestalt. Ein Mensch? Nun –? Wer könnte das entscheiden?
Die ganzen Warnungsformalitäten waren an ihm vorübergegangen, als ob es sie niemals gegeben hätte; die Begrüßung, falls sie gehört worden war, wurde schamlos unbeantwortet gelassen. Er kam heran, drückte sich gegen die Tore, was ich ihm zu tun gestattete, da ich ihn sorgfältig beim Eingehenden Blick kontrolliert hatte und ihm die Waffen und Entgiftungsberichte klar Schiff gegeben hatten. Aber sogar vor den verschlossenen Toren hielt er nicht an; er fuhr mit seiner hartnäckigen Beinarbeit und dem Pick, Pick, Pick seines Kopfes fort. VERRÜCKT! Nun, ich nehme es an.
Ich öffnete locker und sanft die Tore, die ÖFFNEN-Kraft war auf LANGSAM eingestellt, und er überquerte den leeren Platz. Als er dicht an den Punkt herankam, an dem ich stand, wobei ich halb aus meinem stählernen Guckkasten heraus war, zur Sicherheit aber einen Fuß immer noch in der Tür hatte, schien er meine Anwesenheit zu spüren, und er schwenkte seinen Kopf um einige wenige Grade aus dem geradeaus heraus, das seine Wahl zu sein schien.
»Besitzer?« Die Stimme war ein kratzendes Brummen; er bewegte sich immer noch.
»Ja. Und halt!«
Überraschenderweise hielt er an, hörte mit dem Picken auf seiner Spur völlig auf, dann drehte er sich hoch, bis er mir ins Gesicht blickte. »Nur auf der Durchreise. Wo ich gehe, verletze ich nichts. Ich respektiere die Lebensrechte anderer. Aber im allgemeinen weiche ich nicht ab. Mein Auftrag? Wenn ich einen habe – nun, es ist schwer, das zu wissen.«
»Ich bin der Herr von Festung 10«, sagte ich, »der Festung mit den besten Kriegsergebnissen in diesem ganzen weiten Land. Daß Sie nach den Leuchtkugeln und dem Abwerfen der Flugblätter noch weitergekommen sind, war meine Wahl; daß Ihnen erlaubt wurde, an die Tore zu hacken, war meine Wahl; daß Sie überhaupt unzerstört jenseits der Warnung der Linie gekommen sind, war ebenfalls meine Wahl. Ich hoffe, daß kein Mißverständ–«
»Wenn ich Gott gefunden habe, dann ist dies das Ende meines Weges!« Er griff nach einem Blechgürtel, der unten an seiner massiven Taille zu hängen schien und schneller, als ich folgen konnte, hielt er locker einen großen schwarzen Hammer in jeder Hand. Mein Gesicht konnte fast fühlen, wie sie Metall und Fleischstreifen und Knochen zermalmten. Dann lachte er seltsamerweise, ein rauhes unglaubliches Geräusch, das kaum irgendeine Heiterkeit verriet, und er steckte die Hämmer in den Blechgürtel zurück, wo sie wie zwei schwarze Fragen hingen, wie ich nicht umhin kam zu denken. »Ich hätte es fast aufgegeben, Gott zu finden.« Dann lachte er wieder. »Aber allen Scherz und Satire beiseite, sprechen wir nicht über Gott. Er ist der Grund dafür, daß ich für den Rest der Langen Reise in Metall übergegangen bin.«
»Sind Sie ein Prediger?« fragte ich. »Setzen Sie sich manchmal für einen alten Glauben ein? Verkünden Sie die Erlösung einer Welt?« Ich treffe sie alle hier auf der Spur, auf der die Große Reise an meiner Festung vorbeiführt, und ich bin bereit, mit ihnen nachsichtig zu verfahren. Aber ich glaubte, daß ich mit ihm zu weit gegangen war, als ich sah, daß sich diese langen stählernen Hände in im Sturzflug befindliche Jagdvögel verwandelten und dann, während sie herabfielen, Schlangenköpfe wurden. Er ließ sie locker auf den herabhängenden Hämmern ruhen.
»Mein Herr«, sagte er, »ich bin nicht aus freier Entscheidung in Ihrer Festung, sicherlich nicht als Gast. Und doch möchte ich auch nicht verspottet werden. Sie öffneten die Tore. Ich bat nicht darum. Wenn Sie sie verschlossen gelassen hätten, würde ich immer noch auf sie einhacken, mit gehenden Füßen. Ich würde die Hämmer nach einer Weile benutzen. Einmal wurde ich ein Jahr lang von einer kleinen Bergwand
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