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Festung Zehn

Festung Zehn

Titel: Festung Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bunch
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bis er, sehr spät am Nachmittag, zu einer Stelle unterhalb ihres Schlafzimmerfensters kam. Er drängte den kalten und klebrigen metallenen Wunsch in ihm zurück, der ihn sich danach sehnen ließ, über das Grundstück zu fliehen, den Weg zurück, den er gekommen war, zurück zu seinem Schmiegesessel und zu seiner Denkarbeit, den Formeln, der angenehmen verwirrenden Präzision der Allumfassenden Schweren Probleme. Die heißen Wünsche des Fleisches, das immer noch ihm gehörte, meisterten den metallenen Wunsch, der rasch seine wahre kühle erste Wahl wurde, und er zwang seine sehr genauen »ersetzten« Augen dazu, vom Betrachten des grauen Grundstücks nach oben zu wandern und in ihr Fenster zu spähen. Die gelbe Angst, der bittere Geschmack des Goldes (sein Kehlkopf war daraus gearbeitet, um ihn gegen Krebs zu schützen) in seiner Kehle war widerlich, als Fragen sein Fleisch zu Fetzen der Befürchtung und des Zweifels zerrissen. War Jon fertig geworden? Würde sie sprechen? Hatte sie sich erinnert?
    Dann sah er sie! Seine sehr genauen Augen fanden sie. Er hielt sich mit seinen stählernen Händen an den Wänden des Hauses fest. Sie lag auf einer weißen, mit Spitzen besetzten Decke auf ihrem weißen Bett. Der weite, faltenreiche Rock ihres weißen Kleides war fächerförmig ausgebreitet, so angeordnet, daß er einen vollkommenen, halbmondartigen Bogen bildete, der gerade die Mittelpunkte ihrer Knie durchschnitt, die in den dunklen Nylonstrümpfen fabelhaft aussahen, wobei die Spitzen des Halbmondes exakt auf die beiden Bettkanten ausgerichtet waren. Sie war vollständig bekleidet, sogar bis auf die sehr hochhackigen Glaspantoffeln, an denen viele Diamanten funkelten, und einen kleinen Hut aus grüngoldenen Schuppen und Ketten, die entzückend auf ein blaues Auge zuliefen. Ihre Brüste waren zwei kleine Hügel, die beerenförmige Gipfel hatten, und das steile dazwischenliegende Tal verengte und verbreiterte sich, verengte und verbreiterte sich auf eine Weise, die Wahnsinn herbeiführte.
    »Marmona!« schrie er, »oh, Marmona!« Sie reckte sich langsam wie eine träge Neumetallkatze. Sie wandte ihren Kopf, als sie fertig war, und starrte aus der oberen Fensterhälfte heraus, und auf ihrem Gesicht erschien ein majestätischer und hochmütig gelangweilter Blick. Und Verwirrung. Er rief wieder.
    »Ich bin hier, Jon«, sagte sie, »Wo bist du, Jon? O beeile dich Jon. Es tut mehr weh als vorher.« Seine Hände rutschten von der Wand ab; er fiel beinahe. Alle Geräusche von Metall waren in seinen Ohren, und alle Geschmäcke von Metall erstickten in seinem Hals. Die ganze Luft schien flammend zu explodieren und hatte einen beißenden Geruch. Er sah Jon. Der große Plastik-Jon kam durch ihre Schlafzimmertür, und er hatte ein Stück eines gläsernen Besenstiels in seinen Händen. Er war angewärmt und parfümiert und mit vielen Edelsteinen besetzt. Auf seine durch die Scharniere stockende Art und Weise stolzierte der aus Plastik bestehende für eine Weile durch das Zimmer, rieb und liebkoste das Stück eines gläsernen Besenstiels und trug eine warme Flüssigkeit auf ihn auf. Dann war er vorsichtig über ihr. Er fummelte an Verschlüssen herum. Er arbeitete eine lange Zeit mit, wie es schien, brennender Eile an Verschlüssen. Und am Ende des ganzen Vorgangs hatte Jon ihre Glaspantoffeln ausgezogen. Dann begann er, ihre Fußsohlen leidenschaftlich mit dem Glasstab zu reiben. Nach einer Weile erhob er sich, während sie vor Zufriedenheit stöhnte, und eilte in einen anderen Raum. Als er zurückkam, trug er acht kleine Glasstöckchen, die er unverzüglich zwischen alle ihre Zehen steckte und dann mit sanften, sägenden Bewegungen hin und her schwang. »So ist es viel besser, Jon«, murmelte sie. »Tut mir so gut, Jon. Ist so gut für mich, Jon. Ich werde wahrscheinlich gleich etwas schlafen.«
    »MARMONA!« schrie er dann, all die Enttäuschungen der vielen Monate und die augenblickliche Eifersucht auf den Plastikmann stiegen in ihm auf, um diesen großen Aufschrei hervorzubringen. Sie wandte ihren Kopf ein wenig, um aus der unteren Fensterhälfte herauszuschauen, und Jon setzte die sanfte Bewegung an ihren Zehen fort. Sie sah ihn, ihren Ehemann, sich an die Wand klammern, und es gab nirgendwo in ihrem Gesicht einen Ausdruck, der zeigte, daß ihr dieses Wesen dort das eine oder das andere bedeutete. »Jon ist noch nicht fertig«, sagte sie. »Er wird meine Zehen noch eine ganze Weile anregen. Da du mich nun zu Ostern gesehen

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