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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Entsetzen. Denn der Dunst, der Feth Fiada, unterstand den Göttern. Die Elfen waren das Volk der Luft, das Meer gehörte den Menschen, die Erde den Zwergen und das Feuer den Ungeheuern in den Wüsten Landen, doch der Nebel herrschte über sie alle. Er allein konnte das Gestein und die Wogen verschwinden lassen, das Feuer löschen und den Sturm lindern. Das Schweigen des Nebels war der Schrei der Götter, und wenn die Götter in der Weise ihren weißen Schleier über das Volk von Eliande breiteten, bedeutete das, dass sie zornig waren.
    »Hörst du das?«, murmelte Blorian.
    Llandon drehte sich zu seinem Schwager um. Dorian neben ihm war eingeschlafen, doch Blorian war noch wach, hingekauert an die Türe der königlichen Hütte, seinen Langbogen über die Knie gelegt. Und Llandon fragte sich, wen er zu beschützen gedachte, und vor welcher Gefahr ...
    »So hör doch!«, wiederholte er, ohne ihn anzusehen.
    Unter dem Nebelschleier war es ganz still geworden im Wald. Die Rufe der Nachtvögel waren verstummt, genau wie das Knarren der Bäume und selbst das Rascheln der Blätter im Wind. Man hörte nichts mehr als eine unheimliche Klage, lang gezogen und dunkel. Das war Daurblada, die magische Harfe von Dagda, die die obersten Äste der Eichen zum Erzittern brachte; ihr eindringliches Lied war es, welches die Seelen Vergessen trinken ließ. Die beiden Elfen hielten sich mit den Händen die Ohren zu, um sich ihm zu entziehen, und dennoch fielen sie beinahe umgehend in einen tiefen, traumlosen Schlaf.  
     Der Tag brach an, ohne dass sie sich dessen bewusst geworden wären. Uther lief halb besinnungslos vor sich hin, wiegte den Kopf und torkelte bei jedem Schritt, benommen vor Müdigkeit, benommen davon, nichts zu sehen, und von dem bestialischen Gestank in jener Schlucht, die im Unrat erstickte. Was Ulfin anlangte, so waren ihm angesichts der bildhaften Fülle schlagfertiger Antworten des Zwerges seine sarkastischen Bemerkungen rasch vergangen, und am Ende einer von vornherein verlorenen Redeschlacht war kein Ton mehr von ihm zu hören gewesen. Seit Stunden folgten die beiden Ritter ihrem Führer durch die absolute Dunkelheit, umgeben vom Fiepen der Ratten und wie Blinde ans Seil gekrallt, während sie sich die Knöchel an den über dem Weg verstreut liegenden, schimmelbedeckten Steinen verstauchten. Einer wie der andere besaßen sie entschieden zu viel Stolz, um eine Pause zu erbitten, die Bran im Übrigen vermutlich mit einem hämischen Lachen verweigert hätte, begleitet von einem seiner einfallsreichen Sprüche ... Trotz seines beachtlichen Leibesumfanges und seines extrem fetten Schweinegesichts verfügte der Zwerg über ein Durchhaltevermögen, welches das jedes Ritters überstieg (wobei man einräumen muss, dass der Thronerbe von Troin nicht besonders zäh war). Wie alle Angehörigen seines Volkes war er in der Lage, tagelang so zu marschieren, immer weiter, ohne etwas zu essen oder zu trinken, stur wie ein Büffel, gleichmütig wie ein Pferd, und wenn er erst einmal am Ziel angelangt war, war er fähig, genau wie jenes an Ort und Stelle zu Boden zu fallen und umgehend in einen bleiernen Schlaf zu versinken.
    Plötzlich stolperte Uther über eine Wurzel, wodurch er mit einem Schlag aus seinem Dämmerzustand gerissen und den blassen Schimmer des Morgengrauens gewahr wurde. Es war erst ein schmaler Streifen aus rosa Licht in der Dämmerung, doch er konnte endlich etwas sehen und vermochte sogar die hohe Gestalt Ulfins vor sich zu erkennen, ebenso wie ganz vorne die von Bran, der sich, genauso breit wie hoch, im schwerfälligen Rhythmus seiner Schritte wiegte. Auch der Gestank, der grässliche Gestank der Abwassergräben, war schwächer geworden, selbst wenn sie noch bis zur Taille mit Unrat besudelt waren. Ohne dass die beiden Menschen sich dessen bewusst gewesen wären, hatten sie die Schlucht bereits eine ganze Weile hinter sich gelassen und stiegen einen schmalen, von Gestrüpp überwachsenen Pfad hinauf, der sie allmählich auf die Höhe der Ebene führte. Hier im kühlen und frischen Morgengrauen hing ein leicht säuerlicher Duft in der Luft, ein Duft nach Beeren und Tau, den sie all die Monate über, die sie unter dem Berg verbracht hatten, nicht mehr gerochen hatten.
    Am höchsten Punkt des Pfades angelangt, hatten sie noch einmal geraume Zeit mit den dornigen Zweigen zu kämpfen, in denen sie sich verfingen und an denen sie sich erneut die Kleider zerrissen und an deren zahllosen Stacheln sie sich Gesicht und

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