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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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tot?«
    Merlin hätte lachen mögen, wenn der junge Mann nicht gar so abgrundtief verzweifelt ausgesehen hätte.
    »Du weißt so wenig, Ritter ... Es gibt nicht nur das Leben und den Tod. Hast du denn gar keine Träume?«
    »Doch, natürlich ...«
    »Also ... Aus welchem Stoff sind deiner Meinung nach Träume? Es ist nicht das wahre Leben, und es ist gewiss nicht der Tod ...«
    Uther wandte sich zu seinen Gefährten um, aber Ulfin sah immer noch an seinen Beinkleidern hinunter, und Bran legte murrend seine Rüstung an. Uther schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht einmal, wovon du redest, Merlin ...«
    Der Kindmann schmunzelte und faltete die Hände, während er nach einfachen Worten suchte, um ihm das Ganze begreiflich zu machen.
    »Die Träume, Uther, gewähren uns einen Blick auf die andere Welt, die der Götter. Die Welt des Dunstes, die den Lebewesen verschlossen ist und gleichzeitig real und sehr wohl vorhanden.«
    »Also sind sie gestorben!«
    »Nein, natürlich nicht!«
    Er seufzte und betrachtete den riesigen Wald, in der Hoffnung, dass ihm dabei eine Eingebung kam.
    »Sie sind von den Göttern gesegnet, wenn du so willst...«
    »Das begreife ich nicht«, sagte Uther kopfschüttelnd.
    »Ich weiß.«
    Sie verharrten beide schweigend. Merlin betrachtete das Land Eliandes, den letzten großen Wald der Elfen, der Welt und Zeit entrückt und noch unberührt von den Menschen. Aber was ist vergänglicher als ein Wald? Was vergänglicher als ein Baum? Jahrhunderte alte Eichen mit einem Durchmesser von mehreren Klaftern würden unter den Sägen der Holzfäller Umstürzen für nichts und wieder nichts, damit Häuser gebaut wurden oder Holz zum Heizen daraus gemacht würde. Bäume werden abgeschnitten, Bäume werden verbrannt, Bäume sterben und hinterlassen keinerlei Spuren ... So sah das Schicksal der Elfen aus.
    »Ich glaube«, sagte er, »dass wir sie demnächst brauchen werden.«
     
     

IX
 Am Wald von Broceliande
      
    Es war fast unmöglich zu schlafen, da Bran so laut schnarchte. Doch die Nacht war mild, und ein leichter Wind blies, der die Äste der großen Pappeln am Wald-
    rand wiegte. Uther fühlte sich gar nicht müde. Er stand lautlos auf, hob den Gürtel mit dem wuchtigen Schwert daran auf, warf ihn sich über die Schulter und lief vom Lager fort. Sehr bald schon reichte der rötliche Schein ihres Feuers nicht mehr, um ihm den Weg zu leuchten. Er zog seine Waffe und senste sich mit großen Streichen eine Bahn durch das Dickicht frei. Jenseits dieser Sträucher und Dornenranken, jenseits des Farnkrauts und der von Brennnesseln überwucherten Talmulden begann das Land von Eliande, die unergründliche Waldbastion der Elfen, und irgendwo dort erwartete ihn Lliane.
    Den ganzen trübseligen Tagesmarsch über hatte er unablässig an Merlins Vision und an seine rätselhaften Worte gedacht. Wie konnte sie in einer Welt leben, die weder die der Toten noch die der Lebenden war? Die Druiden, die Mönche und all die Hellseher mit ihren überlegenen Mienen und ihrem mysteriösen Gerede von den Eingeweihten sollte der Teufel holen 1 . So oft er auch jeden einzelnen Satz im Geiste drehte und wendete, es ergab doch keinen Sinn. Vielleicht war das letztendlich alles nur heiße Luft, eine Art, sich wichtig zu machen ...
    Seine Klinge traf den grauen Stamm einer Birke härter, als er beabsichtigt hatte, und bei dem Aufprall wurde ihm beinah sein Schwert aus der Hand gerissen. Mit taubem Arm lehnte er sich gegen den Baum, dann ließ er sich daran herabgleiten und kauerte sich hin, wie ein Igel, die Stirn auf den eisernen Knauf gestützt. Er verspürte noch keine gesunde Müdigkeit, die einen Schlaf finden lässt, sondern die Last des Tages hatte sich bei dem kurzen Marsch durch den Wald schwer auf seine Schultern gelegt. Er schloss die Augen und dachte an jenes kleine Mädchen, das er noch nie gesehen hatte. Morgane ...

    »Man hört ihn nicht mehr. Er muss stehen geblieben sein ...«
    Merlin zuckte unwillkürlich zusammen. Er hatte Uther nachgeblickt, so lange es möglich war, aber selbst seine Elfenaugen konnten den riesigen dunklen Wald nicht durchdringen. Und während er noch schwankte, ob er sich wieder schlafen legen oder ihm entgegengehen sollte, hatte Ulfin ihn überraschend angesprochen.
    »Schläfst du denn auch nicht?«, fragte er einfach nur.
    »Wie soll man da schlafen, neben diesem Bären’«, knurrte der Ritter, während er mit dem Fuß nach der ausgestreckten Gestalt vor sich trat.
    Der Zwerg grummelte

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