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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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sonnengebräunte und von der langen Narbe auf der Wange durchzogene Gesicht Uthers befand sich ganz dicht vor seinem eigenen, und die braunen Zöpfe des Ritters schlugen ihm gegen die Schläfen. Die kräftigen Fäuste waren um sein Gewand gekrallt und schüttelten ihn. Merlin befreite sich mit einem Ruck aus ihrem Griff, kugelte über den Boden und blickte sich um. Er fing den besorgten Blick Ulfins auf und den mürrischen Blick Brans. Und um sie herum das sanfte Wogen des hohen Grases so weit das Auge reichte, bis zu dem riesigen dunklen Wald.
    Uther packte ihn erneut und riss ihn unsanft hoch.
    »Hörst du mich überhaupt?«
    Der Kindmann hob die Hand, nickte, und Uther ließ ihn los. Er wollte einen Schritt machen, aber seine Beine gaben unter ihm nach, und er sank in sich zusammen.
    »Was ist denn verflixt noch mal mit ihm los?«
    Ulfin sah ihn mit einer Mischung aus Furcht und Abscheu an, aus sicherem Abstand und jederzeit bereit zurückzuweichen, die Hand am Griff seines Schwertes.
    »Er hatte eine Vision oder so etwas«, brummte Bran mit seiner hohlen Stimme. »Das habe ich bereits unter dem Berg erlebt...«
    Uther wandte sich zu dem Zwerg um und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Gib mir Wasser ...«
    Bran rammte seine lange Axt in den Boden, verrenkte sich, um sich von seinem Schlauch zu befreien, den er um den Hals gehängt trug, und reichte ihn dem Ritter, der unwillkürlich lächeln musste. Bei aller Adeligkeit und auch wenn er Erbe des Throns von Troin und der vielleicht letzte lebende Prinz des gesamten Zwergenvolkes sein mochte, war der Zwerg doch wie ein Packesel beladen. Er schleppte ihre gesamten Vorräte ganz allein, ebenso wie den Helm, die eisernen Meuseln, den Harnisch und die Panzerhandschuhe von Ulfin, und diese ganze Last schien ein Nichts für ihn.
    Der junge Ritter kniete neben Merlin nieder und hob vorsichtig seinen Kopf, um ihm etwas zu trinken einzuflößen. Er war nur ein Strohhalm in seiner Hand, leicht wie ein Reis, trotz seines weißen Haars so jung und nach außen hin so zerbrechlich, wenn er die Augen schloss.
    »Du hast sie gesehen, stimmt’s?«, fragte er leise.
    Merlin nickte zustimmend. Uther sah eine Träne in seinem Augenwinkel perlen und über seine Wange hinunterrinnen. Das Kinn des Druiden fing an zu zucken, und er begann unvermittelt derart heftig zu weinen, dass sein ganzer Körper von Schluchzern geschüttelt wurde. Uther drehte sich zu seinen Kameraden um doch vergeblich. Sie betrachteten einer wie der andere ihre Füße und traten verlegen wie Schuljungen vor einer Dirne von einem Bein auf das andere. Er selbst suchte nach einem tröstenden Wort, aber es fiel ihm nichts ein, da er den Grund für diesen plötzlichen Kummeranfall nicht begriff.  
     »Erzähl mir, was du gesehen hast«, flüsterte er Merlin ins Ohr.
    Der Kindmann richtete sich mit einer brüsken Bewegung auf, löste sich abrupt aus Uthers Armen und wischte sich dann mit dem Handrücken verstohlen die Tränen fort. Er blieb noch einen Moment im Gras sitzen, schloss die Augen, wie um die Spur Llianes wiederzufinden, dann gab er es seufzend auf und erhob sich, um alsbald wieder seine gewohnte unerträgliche Miene aufzusetzen, in der sich Ironie mit Sorglosigkeit paarte.
    Doch Uthers Blick war hart, und er ballte erneut die Fäuste, wobei jede Spur von Mitleid verflogen war.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt«, knurrte er mit streitlustigem Blick.
    »Ja, ich habe sie gesehen«, sagte Merlin, der unermesslichen Weite von Broceliande zugewandt. »Ich habe sie alle beide dort hinten gesehen, Lliane und Morgane ...«
    Er blickte Uther von der Seite an.
    »... deine Tochter, weißt du?«
    Der Ritter stand langsam auf, stöpselte den Schlauch wieder zu und warf ihn Bran zu, ohne auch nur eine Sekunde zu ihm hinüberzuschauen.
    »Und wenn man bedenkt, dass ich einen Moment lang glaubte, ich sei derjenige, der sie führt«, murmelte Merlin zu sich selbst.
    »Was ist geschehen, Merlin?«
    Einen kurzen Augenblick war der gleichgültige Ausdruck aus dem Gesicht des Kindmannes verschwunden.
    »Sie sind allein, Uther. Ich dachte, dass sie dich bräuchten ...«
    »Aber natürlich brauchen sie mich!«, brüllte Uther. »Wie sollen sie sich denn in dem Wald zurechtfinden?«
    »Nun sei nicht albern, es sind doch Elfen! Und außerdem sind sie nicht mehr im Wald!«, murmelte Merlin. »Ich weiß nicht einmal, ob sie noch in unserer Welt sind.«  
     Uther wurde entsetzlich bleich.
    »Willst du sagen, sie seien

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