Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
Vom Netzwerk:
Macht. Die Hand Igraines, die Verlobung vor dem gesamten Volk, feierlich vollzogen durch den Bischof, und überall, in jeder Kirche, jedem Kloster, den Rückhalt bei den Geistlichen und den Mönchen ...«
    Gorlois lächelte und hielt dem Abt die offene Handfläche hin.
    »Einverstanden!«
    Bruder Illtud betrachtete die dargebotene Hand und schüttelte milde den Kopf, wobei er seiner Weigerung mit einem wohlwollenden Blick die Schärfe nahm.  
     »Ich fürchte, so weit geht mein Vergleich mit einem Handel nicht, mein Sohn ... Weißt du, das Angebot gilt nicht ohne Gegenleistung. Gott verabscheut es, dass man sich über ihn lustig macht, und, sollte dies deine Absicht gewesen sein, brächte sein Zorn die Mauern der Burg zum Erzittern, so dass sie zu Staub zerfiele.«
    Gorlois zog seine Hand zurück und ballte sie zur Faust.
    »Was ich will, Herzog Gorlois, das ist deine Seele, um der Liebe Gottes willen. Ich möchte, dass du der Sünde abschwörst und dass du begreifen lernst, dass du von ganzem Herzen begreifen lernst, was der wahre Christenglaube bedeutet. Ich möchte, dass du ein heiliger König wirst... Nur dann wirst du Igraine die Hand fürs Leben reichen.«

    Sie waren sehr früh aufgebrochen, bereits bei den ersten Sonnenstrahlen, um die Kühle der Morgendämmerung zu nutzen. An dem unendlich weiten, schon blauen Himmel zerflogen in weiter Ferne, über dem dunklen Baummeer von Eliande, fasernd die letzten nächtlichen Wolken. Die beiden Ritter, der Druide und der Zwerg gingen schweigend, Schulter an Schulter, und genossen die warme Liebkosung der aufgehenden Sonne auf dem Gesicht. Ihre Beine waren klatschnass von dem hohen taubedeckten Gras, das glitzerte wie ein See, so weit das Auge reichte. Sie stiegen den letzten Hügel hinab, den Körper leicht nach hinten geneigt, langsam, fast widerstrebend. Vor ihnen erstreckte sich bis zum Horizont Broceliande, dicht, düster und schroff aufragend wie eine Festung. Vielleicht noch eine Stunde Gehzeit, und sie hätten den Waldsaum erreicht.
    Uther hielt nach Caer Cystennin Ausschau, dem befestigten Marktflecken seines Vaters, der dort in der Ferne zwischen Wald und See liegen musste. Aber der heilige Wald der Elfen war derart weitläufig, dass man tagelang in derselben Hügellandschaft und vor demselben unendlichen Horizont daran entlanglaufen konnte, bevor man das von den Menschen kultivierte Land erreichte.
    Sie marschierten in Linie, und doch wusste jeder von ihnen, dass Merlin derjenige war, der sie führte, auch wenn er ihnen nie den Weg wies, sondern in seinem ruhigen Schritt durchs hohe Gras voranging und den Kopf wiegte wie in Trance. Mehr als ein Mal seit dem Aufwachen hatte Uther versucht, ein Gespräch anzuknüpfen, aber der Kindmann wirkte noch geistesabwesender als gewöhnlich, und keiner von ihnen, nicht einmal Prinz Bran, der doch beim Gehen unablässig vor sich hin brabbelte, hätte es in dem Moment gewagt, das Schweigen, das sich über ihren kleinen Trupp gelegt hatte, zu brechen.
    In Wahrheit war Merlin abwesend. Nur ein verschwindend kleiner Teil seines Geistes weilte unter ihnen, auf jenem Hügel. Seine Seele war vollständig an einem anderen Ort, am anderen Ende des Waldes, jenseits eines Nebelschleiers, und lenkte den Schritt einer unbekleideten Elfe, die ein winziges Töchterchen, bleich wie die Morgendämmerung, in den Armen hielt. Die beiden hatten zwischen den Zweigen einer Eiche geschlafen, wo sie gefeit gewesen waren gegen Wölfe und unliebsame Begegnungen; dann, beim ersten Sonnenstrahl, hatten sie den Hochwald verlassen und liefen nun durch ein dünnes Gehölz aus Sträuchern und ineinander gewachsenen Dornenranken, wobei sie einem gewundenen Wildpfad folgten, der in dem üppig wuchernden Gestrüpp kaum zu erkennen war. Jedes Mal wenn Merlin das Gefühl hatte, sie zu verlieren, zog sich sein Herz zusammen. Dann beschleunigte er jäh seinen Schritt, und seine Kameraden schraken auf, herausgerissen aus dem monotonen Rhythmus ihres Marschs. War es Lliane, die sie da führte, oder wies er ihnen den Weg? Bisweilen öffnete er die Augen und sah den Hügel, ließ seinen Blick über Uther und seine Gefährten schweifen sowie über den von der bereits hoch stehenden Sonne angestrahlten Wald. Er sah, wie der Ritter mit ihm sprach, nickte und nahm den Schlauch mit frischem Was ser entgegen, den dieser ihm reichte; dann war er mit einem Schlag wieder bei ihr, schritt an ihrer Seite durchs Dickicht und wechselte stumme Blicke mit Morgane.
    »Da ist es

Weitere Kostenlose Bücher