Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
weiter. Kaum war er weg, brach die Familie in schallendes Gelächter aus. Anton blähte die Backen auf und hielt die Luft an, bis sein Gesicht fast die Farbe einer Aubergine angenommen hatte. Dazu riss er die Augen auf und humpelte wie Quasimodo hinter seiner Mutter her. »Achtung, die Auberginen kommen!«, brüllte er, als er einmal kurz Luft holte. Die Eltern spielten die Erschrockenen und rannten lachend vor der Killer-Aubergine weg.
Was ist diesmal schiefgelaufen?
DerStraßenverkehr in Paris ist oft nicht nur zu den Stoßzeiten unerträglich. Die Pariser rechnen täglich mit langen Fahrzeiten, wenn sie sich mit dem Auto auf den Weg zu ihrer Arbeitsstelle machen. Zwei Stunden am Tag im Auto zu sitzen, ist dabei völlig normal. Die Alternative Metro, die Eva anschnitt, ist nicht unbedingt die bessere. Zu Berufszeiten sind die U-Bahnen in Paris oft so voll, dass man kaum noch in einen Waggon hineinkommt. Und wenn, dann muss man viel Schweiß und Mundgeruch von Mitreisenden ertragen können. Erst in den letzten Jahren ist in Frankreich das Fahrradfahren in Mode gekommen und es wurden Fahrradwege gebaut. Doch die führen bei Weitem nicht durch die ganze Stadt. Außerdem sind die Autofahrer in Paris an diese Fahrradfahrer nicht gewöhnt und auch nicht besonders rücksichtsvoll. Radfahren kann in Paris zwar mittlerweile eine Alternative sein, aber man muss schon sehr aufpassen. Bloß nicht damit rechnen, dass ein Rechtsabbieger einen Schulterblick für einen Fahrradfahrer riskiert! Und niemals über rote Ampeln radeln.
Dass man sofort einenParkplatz findet, kann natürlich sein, allerdings gehört dazu mehr als eine »Bestellung beim Universum«. Und zahlen muss man dann trotzdem noch. Paris ist in Parkzonen eingeteilt, es gibt praktisch kein kostenfreies Parken mehr in der Stadt. Und was Manni und Eva da als Parkplatz meinen entdeckt zu haben, ist natürlich keiner – dazu aber später (im Infokasten »Parken« in Kapitel 15). Der Mann, den sie für verrückt hielten, war im Grunde ein sehr freundlicher Pariser, der sie darauf aufmerksam machen wollte, dass die Polizei gerade in der Gegend Strafzettel verteilte: In Paris werden die Politessen, die Agents de surveillance de Paris , kurz ASP , im Volksmund auch les aubergines genannt.
Les aubergines – Pariser Politessen
Der Spitzname der Pariser Politessen hängt mit der Geschichte ihrer Uniform zusammen: Damit sie schick aussehen, wurde für die »weiblichen Hilfssheriffs« in den Siebzigerjahren eine extra Uniform entworfen, die Eleganz und zugleich Autorität ausstrahlen sollte. Das Ergebnis war ein bordeauxrotes Kostümchen mit passendem Hütchen dazu. Die Pariser nannten ihre Politessen daraufhin frech »die Auberginen«. Alle nachfolgenden Versuche, den zweifelhaften Ruhm der ASP mit neuen Uniformmodellen aufzupolieren, scheiterten. Für die Pariser sind und bleiben sie ihre Auberginen.
Was können Sie besser machen?
Wenn Sie jemand nett auf der Straße anspricht, dann ist es ebenso nett, darauf einzugehen. Zumindest eine kurze Unterhaltung hätte auch den Fischers interessante Informationen bringen können und erweitert in jedem Fall den Horizont. Persönliche Kontakte sind der erste Schritt zum Abbau vonVorurteilen.
8. Im schicken Pariser Café
Wie Eva und Manni die Verliebten vertreiben
Manni wollte sich gleich hinlegen und kurz verschnaufen. »Wir haben noch drei Stunden bis zur Einladung«, meinte er müde. »Ich mach mal ein bisschen die Augen zu.« Und dazu wollte er es sich bequem machen, zog die Hose aus und die Bettdecke zurück. Doch die steckte unter der Matratze fest. Manni zog und zog, bis er alle Enden in der Hand hielt. Laken und Decke waren riesig groß und für zwei gedacht. »Herrje, da schlafen wir also heute unter einer Decke«, sagte er grinsend. »Du Arme!« Eva hatte sich bei solchen Gelegenheiten immer beschwert, dass sie irgendwann nackt dalag, während sich Manni fest wie eine Mumie in das Laken gerollt hatte. Eva zwinkerte ihm nur zu und wollte im Bad verschwinden, als Anton zur Tür hereinschaute. »Ich geh mal ’n bisschen spazieren«, sagte er. »Nicht, dass ihr mich sucht.« Eva war erstaunt. »Du, spazieren?! Wo gibt’s denn so was?« »Na ja, kann ja doch nicht schlafen«, meinte Anton und war auch schon wieder weg. Als Eva kurz darauf neben Manni im Bett lag, war auch sie hellwach. Sie seufzte vor sich hin. Da waren sie in Paris und lagen am helllichten Tag im Bett. »Was stöhnst du denn so?«, fragte sie Manni,
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