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Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
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der offensichtlich auch nicht schlief. »Ich habe da vorhin so ein süßes Café gesehen ...«, fing Eva langsam an. Manni war schon mit beiden Beinen aus dem Bett. »Also los, Paris wartet auf uns! Aber nicht noch stundenlang schminken!« Eva lächelte zufrieden.
    Das Café lag in einer ruhigen Seitenstraße und war sehr gut besucht. Eine rote Markise schützte die Gäste vor der noch immer starken Nachmittagssonne, in den geputzten und bemalten Scheiben spiegelten sich Häuser und Menschen, und die Kellner brachten Kaffee und Sandwichs, Quiches und Getränke. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, die Pariser redeten und lachten und Manni und Eva standen eine kurze Weile und schauten sich verzückt das bunte Treiben an. Nicht ein einziger Tisch war mehr frei. »Sollen wir uns zu dem Pärchen da dazusetzen?« Eva deutete auf einen Tisch, an dem noch zwei Plätze frei waren. »Ja, fragst du?« Manni war doch manchmal schüchtern. » Excusez-moi, c’est libre? « (Entschuldigung, ist hier frei?), fragte Eva das junge Paar. Die schauten sich nur an und fuhren mit ihrer Unterhaltung fort. Manni und Eva deuteten das als Zustimmung. Freudig setzten sie sich und Manni begann, die Karte zu studieren. »Möchte doch mal wissen, was die hier alle trinken, sieht so nach Alkohol aus.« »Trink nicht zu viel, vorher«, ermahnte ihn Eva. »Wir müssen noch einen guten Eindruck bei der Gastfamilie machen. Das haben wir Paula versprochen.« Da kam auch schon der Kellner. »Un latte macchiato « (Ein Latte macchiato), bestellte Eva. Der Kellner schüttelte den Kopf. » Du lait chaud? « (Heiße Milch?), fragte er. » Latte «, wiederholte Eva, » café avec lait « (Kaffee mit Milch). » Une noisette? « (Ein Noisette?), fragte der Kellner zurück. Das klang gut! Nach Nuss. » Oui! « Der Kellner wandte sich an Manni. » Une bière « (Ein Bier), bestellte er. Das Paar an ihrem Tisch verlangte nach der Rechnung und der Kellner kassierte gleich bei ihnen ab. Während die frisch Verliebten aufstanden, warf Eva ihnen noch einen freundlichen Blick zu und sagte » Au revoir « (Auf Wiedersehen), doch die reagierten nicht und würdigten sie keines Blickes. »Tja, die jungen Leute heute sind doch in ihrer eigenen Welt«, sagte Eva verträumt. »Quatsch! Ein bisschen Höflichkeit ist alles, was denen fehlt. Du sagst Auf Wiedersehen, da könnten sie ja schon mal reagieren!« Eva nahm Mannis Hand. »Weißt du noch, als wir so verliebt waren? Wir hatten auch keine Augen für andere Leute.« Manni brummte etwas vor sich hin, fand eine Zeitung und blätterte ein wenig darin herum, während Eva die Pariser Luft tief in sich aufsog.
    Da kamen auch schon die Getränke. Eva war etwas enttäuscht. Ihr Kaffee hatte tatsächlich ungefähr die Farbe einer Haselnuss, aber die Milch war nicht aufgeschäumt und noch dazu war der Kaffee ganz schön stark. »Prost, auf die Stadt der Liebe.« Manni genoss sein Bier. Sie nahmen sich vor, auf jeden Fall noch den Eiffelturm zu besteigen, um sich damit ihren Jugendtraum zu erfüllen. Am besten gleich morgen. Eva bestellte die Rechnung. » J’aime payer, s’il vous plaît! « (Ich liebe bezahlen, bitte!), rief sie. » Sept euros soixante-dix « (Sieben Euro siebzig), sagte er. Manni schaute Eva hilflos an. Sie gab dem Kellner schnell einen Zehn-Euro-Schein und sagte einfach: » Bon « (Gut). Der Kellner gab ihnen wortlos 3,30 Euro zurück und verabschiedete sich mit einem Bonne journée! (Schönen Tag). »Der hat unser Trinkgeld gar nicht angenommen«, wunderte sich Eva. »Vielleicht war es nicht genug?«, spekulierte Manni. »Sind es hier auch zehn Prozent wie in den USA?« Eva schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht«. Manni stand bereits auf. »Was soll’s«, sagte er. »Wer nicht will, der hat schon.« Gemeinsam verließen sie das Café, während hinter ihnen bereits neue Gäste ihre Plätze eroberten.
    Was ist diesmal schiefgelaufen?
    Manni und Eva sind, ohne es zu ahnen, in ein Fettnäpfchen nach dem anderen getreten. Was man in Frankreich auf keinen Fall macht, ist, sich einfach zu fremden Leuten an den Tisch zu setzen. Auch nicht, wenn dort noch vier Plätze frei sind. Die Gäste an dem Tisch fühlen sich dadurch gestört. Das junge Pärchen hatte keineswegs seine Zustimmung gegeben, sondern sich einfach nur gewundert, und war dann genervt und wortlos gegangen. Was Manni und Eva als Unhöflichkeit deuteten, war vielmehr ein Zeichen von Protest.
    Das andere Fettnäpfchen betraf dasTrinkgeld: In

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