Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

dritt in einem Ford Fiesta geschlafen. » Ah oui, oui! «, antwortete Madame Bouchard höflich nickend. » Un camping-car, c’est ça? « (Ein Campingbus, oder?), fragte sie nach. Eva nickte und merkte überdeutlich, dass Campingbusse nicht gerade die Art des Reisens der Bouchards darstellten. Deswegen versuchte sie, ihre Liebe zum Campen und Zelten zu erklären, vielleicht könnten sie das ja verstehen. » C’est joli, dans le bus ou sous la tente. La nuit, les étoiles ... nature ... très joli! « (Es ist schön im Bus oder unter dem Zelt. Die Nacht, die Sterne ... Natur ... sehr schön!) Wieder lächelten die Bouchards höflich und antworteten mit einem Oui, oui .
    Manni biss in sein Weißbrot mit Entenleberpastete und nahm einen kräftigen Schluck von dem Weißwein dazu. Doch fast hätte er ihn wieder ausgespuckt. Was war das denn für ein süßes Zeug?! So etwas tranken doch nur Frauen bei Tupperwarepartys! Er überlegte kurz. Das kleine Glas war sowieso gleich alle. Also trank er es schnell aus. Das blieb bei Monsieur Bouchard natürlich nicht unbemerkt. » Il est bon, le vin? « (Schmeckt Ihnen der Wein?), fragte Monsieur Bouchard bestätigend und schickte sich an, Manni etwas nachzuschenken. » Oui, Oui «, sagte Manni, doch dann hielt er schnell seine Hand über das Glas. » Moi, please Bier, bière, please. Do you have? « (Für mich ein Bier, bitte. Haben Sie eins?) Claudine und Bernard schauten sich kurz fragend an. » On a de la bière? « (Haben wir Bier?), überlegte Claudine laut. » Marie, tu ne peux pas regarder, s’il nous reste de la bière? « (Marie, kannst du nachschauen, ob wir noch Bier da haben?) Marie tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und stand auf. Auf dem Weg nach draußen begegnete sie Paula, die gerade mit dem Omelette für ihre Mutter zurückkehrte. An Maries Gesicht konnte sie sehen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Was hatten denn ihre Eltern diesmal wieder angestellt?
    Was ist diesmal schiefgelaufen?
    Entenleberpastete, foie gras , ist in Frankreich wesentlich preisgünstiger als in Deutschland. Doch sie ist auch hier etwas Besonderes, und so werden die kleinen Stückchen in der Regel keineswegs, wie Manni es getan hat, dick aufs Brot geschmiert, sondern mit viel Genuss langsam verspeist. Die Kommunikation während des Essens steht für die Franzosen genauso im Mittelpunkt wie das Essen selbst – ganz anders als beim Frühstück. Auch bei noch so großem Hunger werden sie nie das Essen herunterschlingen oder die Kommunikation hinter dem Essen zurückstellen. Das »gefräßige Schweigen« ist sicherlich nicht französischen Ursprungs. Das Essen selbst wird meistens von der Dame oder dem Herrn des Hauses eröffnet; wenn sie anfangen zu essen, wird gegessen. Ein bon appétit oder abgekürzt bon ap gilt in manchen Kreisen sogar als unhöflich.
    Der Wein, den Manni nicht mochte, ist ein sogenannter Sauternes. Ein süßer, fast goldener Wein aus der Region Bordeaux, der sehr teuer sein kann und den man außer als Dessertwein auch zur foie gras trinkt. Auch wenn einem der Wein nicht mundet, legt man seine Hand niemals aufs Glas. Wenn man es nicht schafft, rechtzeitig sprachlich ein non, merci zu vermitteln, lässt man den Wein einfach im Glas. Das ist auf jeden Fall der höflichere Weg. Bier zur foie gras zu trinken, gilt als absolut unfein, ein enormer Fauxpas. Die Bouchards werden sich denken, dass sie bei Manni mit ihrer foie gras wahrhaftig Perlen vor die Säue geworfen haben.
    Achtung! Nicht Sauternes mit Sauterne verwechseln: Bei dem Sauterne ohne s handelt es sich um eine Sorte Weißwein aus Kalifornien. Der kalifornische Sauterne wird aus einer Mischung unterschiedlicher Traubensorten hergestellt; man findet viele Variationen dieses Weißweins.

    Wein: derSauternes
    Die Trauben des Sauternes werden durch die Lage ihres Anbaugebiets viel Feuchtigkeit ausgesetzt; zwischen den Flüssen Garonne und Ciron im Südosten der Bordeauxregion ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, die Trauben schimmeln schnell – ein Sauternes wird sozusagen aus angeschimmelten Trauben produziert. Diese Form der »noblen Verwesung« unterscheidet ihn von anderen Weinen. Da schon die kleinsten Wetterumschwünge einen großen Effekt auf die Trauben haben, kann der Sauternes nicht jedes Jahr in gleichem Maße produziert werden. Als bester Sauternes gilt der Château d‘Yquem Premier Cru Supérieur . Sollten Sie jemals in den Genuss dieses Weines kommen, werden Sie ihn nie wieder vergessen –