Fettnaepfchenfuehrer Frankreich
Claudine), sagte sie und die Dame des Hauses setzte sich wieder. »Ich kann dir doch helfen«, sagte Eva und wollte schon aufstehen. Doch Paula winkte schnell ab: »Bleib lieber sitzen.« Sie verschwand leicht genervt in der Küche und die Mutter tat ausnahmsweise, was ihre Tochter sagte. Während Paula in der Küche stand und das Omelette für ihre Mutter zubereitete, fingen die anderen an zu essen. Nur Eva wartete.
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Sicher hat Paula es versäumt, ihrer Gastfamilie zu erzählen, dass ihre MutterVegetarierin ist. Aber auch wenn sie daran gedacht hätte, hätte das an der Menüfolge wenig geändert. Für Vegetarier ist eine Reise nach Frankreich wirklich kein kulinarischer Genuss, denn ein Essen ohne Fleisch existiert praktisch nicht, und niemals hätte die Familie Bouchard Eva zuliebe auf ihre foie gras und ihren Braten verzichtet. Das Konzept des Vegetariers ist für Franzosen sehr fremd. Bestimmte Speisen bei einer Essenseinladung abzulehnen, gilt als unhöflich, außer jemand ist allergisch oder krank. Sich zum Vegetarier zu erklären, hält der überwiegende Teil der Franzosen für übertriebenes Gehabe. Als Vegetarier muss man sich in Frankreich an Käsebrot, Fisch (wenn man denn Fisch isst) und Beilagen halten.
Foie gras – Tierschutz ade!
Schon bei den alten Ägyptern galt dieLeber von Gänsen und Enten als Delikatesse, und so bildete sich der Brauch, diese Tiere mit speziellem Futter so weit zu stopfen, dass sich die Leber von den üblichen etwa 300 Gramm auf bis zu 1.000 oder 2.000 Gramm vergrößert. Durch das Römische Reich verbreitete sich die Technik bis nach Frankreich, das heute als Heimatland der foie gras (der »fetten Leber«) gilt. Den fünf bis sechs Monate alten Enten oder Gänsen wird mit Hilfe eines Rohres ein Futterbrei aus 95 Prozent Mais und fünf Prozent Schweineschmalz direkt in den Magen gepumpt, die Leber verfettet. 80 Prozent der Weltproduktion der foie gras kommt heute aus Frankreich. 2005 wurde die Stopfleber von der französischen Nationalversammlung in einem Zusatz zum Landwirtschaftsgesetz zum »nationalen und gastronomischen Kulturerbe« erklärt und damit von Tierschutzgesetzen ausgenommen. Foie gras gilt als typische Vorspeise zu besonderen Anlässen, z.B. beim Weihnachtsessen.
Was können Sie besser machen?
Wenn Sie als Vegetarier in Frankreich zum Essen eingeladen sind, ist es gut, dies vorab dem Gastgeber mitzuteilen. Man wird sie dann genau fragen, was Sie essen und was nicht. Sie werden den Koch oder die Köchin des Hauses mit dieser Nachricht vermutlich in ein Dilemma stürzen, denn viel bleibt praktisch nicht mehr übrig – außer Beilagen. Und vielleicht Fisch. Sagen Sie unbedingt, wenn Sie auch keine Schnecken, keinen Hummer, keine Austern oder dergleichen essen. Wahrscheinlich kommt dann, aus Sicht des Kochs, nur noch eine Quiche, Ratatouille oder Gemüselasagne für Sie in Frage. Auch wenn es für Sie nicht weiter schlimm ist, wenn Sie sich »nur von Beilagen« ernähren, wird der Gastgeber viel schwerer darüber hinwegkommen. Wahrscheinlich wird man Sie das niemals spüren lassen und Sie werden einen schönen Abend haben. Aber erwarten Sie kein Verständnis von ihren Gastgebern für Ihre Entscheidung, auf Fleisch zu verzichten.
12. Bon ap!
Wie die Fischers und die Bouchards aneinander vorbeireden
» Bon appétit «, sagte Eva höflich zu den anderen, die ohne sie mit dem Essen anfingen. »Ja, bon appétit «, gab Manni entspannt zurück. Er war es schon gewohnt, dass seine Frau immer eine Extraportion bekam. Diese Entenleberpastete war gar nicht so schlecht. Schon besser als Tee- oder Leberwurst. Könnten sie in Deutschland auch öfter essen. Aber mit einer Vegetarierin als Ehefrau, da bekam man nicht so oft so leckere Sachen. Also musste er das jetzt in vollen Zügen auskosten. Er schmierte sich das Zeug dick aufs Brot, doch bevor er hineinbeißen konnte, ereilte ihn eine Frage. »Wie lange sind Sie denn aus Berlin angereist?«, wollte Madame Bouchard das Gespräch wieder aufnehmen. »Wie viele Stunden dauert so etwas?« Ohne Übersetzung war Manni etwas aufgeschmissen. Aber er glaubte, die Frage verstanden zu haben, also versuchte er es. » Yesterday «, sagte er, » hier «, übersetzte nun Eva stolz, » nous Berlin « (Wir Berlin). Manni umklammerte mit den Händen ein imaginäres Lenkrad. » Et ... night in the car. Big car! For sleep «, ergänzte Manni nun ebenfalls stolz. Sie sollten nicht denken, sie hätten zu
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