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Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
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die meisten Pariser zur Alltagsroutine.

10. Entrez!
    Warum Paula sich für ihre Familie schämt
    Sie hatten es nicht geschafft, sie waren zu spät, fast eine halbe Stunde. Eva war das unglaublich peinlich, aber Manni und Anton redeten ihr gut zu. »Das nehmen die hier nicht so genau in Frankreich, glaub mir«, behauptete Manni felsenfest. »So was in der Art steht auch in meinem Französischbuch«, log Anton hinterher. »Aber wir entschuldigen uns, als allererstes, ist das klar?« »Zu Befehl!«, schoss es synchron aus den Männermündern.
    Dass die Bouchards Geld hatten, war offensichtlich. Schon die Straße, die sie entlanggekommen waren, bestand aus extrem schicken kleinen Häusern mit großzügigen Vorgärten und verzierten Eingangstoren. Eva staunte ganze Bauklötze und war hingerissen von diesem so selbstverständlichen Luxus. Als sie bei der Hausnummer 25 klingelten, waren sie alle drei ein wenig aufgeregt. Auch dieses Haus präsentierte sich stolz und selbstbewusst, im Vorgarten stand ein kleiner Springbrunnen, auf dem zwei nackte Figuren zu tanzen schienen. »Alter Schwede ...«, begann Anton einen ehrfurchtsvollen Satz, da ging auch schon die Tür auf und Madame Bouchard persönlich stand dort: strahlend, duftend, mit roten Lippen und dicken goldenen, diamantbesetzten Ohrringen und dazu passender Kette, ein farblich dezenter, aber raffiniert geschnittener Pullover, der sie schlank und jugendlich erscheinen ließ, ein relativ kurzer Rock ohne Strumpfhose, unter dem makellose dezent gebräunte Beine zum Vorschein kamen. Die deutsche Familie war tief beeindruckt, und Manni an dieser Stelle froh, etwas Schwarzes zu tragen, wenn es auch nur ein Pullover war, so wenigstens eine feierliche Farbe.
    » Bonsoir, je suis ravie de faire votre connaissance, entrez! « (Guten Abend, ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen. Kommen Sie herein!) » Bonsoir, nous sommes tard, because of the métro « (Guten Abend, wir sind zu spät wegen der Metro), gab Manni sofort und direkt zurück, damit seine Frau stolz auf ihn sein konnte. » Ça ne fait rien « (Das macht nichts), beruhigte Madame Bouchard sogleich ihre Gäste. Etwas eingeschüchtert betraten die Fischers das großbürgerliche Haus mit den Marmorfliesen und dem feinen Intarsien-Parkett. »Schuhe aus!«, flüsterte Eva leise, aber bestimmt ihren Männern zu, denn wenn sie schon nicht mit der Eleganz mithalten konnten, so wollten sie doch zumindest nicht noch ihren Dreck hinterlassen und ein Minimum an Anstand wahren. Madame Bouchard schaute schweigend zu, wie sich die Fischers in gebückter Haltung, vor ihr niederkniend, ihrer Schuhe entledigten. Von Paula keine Spur. » Venez! « (Kommen Sie!), forderte Claudine sie auf, ihr in den Salon zu folgen. Und da kam ihnen auch schon ihre Paula entgegen. Bei dem Anblick ihrer beschwingten, fröhlichen und leichtfüßigen Tochter wurde den Fischers gleich viel wohler, und voller Herzlichkeit und Überschwänglichkeit umarmten sie das junge Mädchen. »Gut schaust du aus«, freute sich die Mutter. »Ihr auch«, freute sich Paula beim Anblick ihres Vaters, der sich tatsächlich die Haare gekämmt, seine Shorts gegen eine lange Hose eingetauscht hatte und statt seiner bedruckten Freizeitshirts einen dezenten Pullover trug. Er hatte sich sogar zur Feier des Tages rasiert und etwas Blut krustete noch an seiner Wange. Ihre Augen wanderten an ihm herunter bis zu den Füßen. Vor ihr stand ihr Vater in ein paar blauen ziemlich abgetragenen Socken, und ihr Bruder Anton, der gar keine Strümpfe in den Schuhen trug, stand sogar barfuß und mit schmutzigen Zehen da. Paula seufzte einmal tief. Gott im Himmel, dachte sie, und ihre Eltern schauten sie fragend an.
    Was ist diesmal schiefgelaufen?
    Dass die Fischers zu spät kamen, war kein Problem, denn in Frankreich kommt man bei privaten Essenseinladungen gern etwas später – bis zu 30 Minuten. Damit der Gastgeber auch ja genug Vorbereitungszeit hat. Die Fischers waren von dem Wohnviertel, dem Haus und der Erscheinung Madame Bouchards tief beeindruckt und haben eigentlich fast alles richtig gemacht – bis auf die Schuhe! In Frankreich zieht man niemals bei einer Einladung die Schuhe aus, denn damit blamiert man nicht nur sich selbst, sondern beschämt auch seine Gastgeber.
    Was können Sie besser machen?
    Regel Nummer eins: Seien Sie ja nicht zu pünktlich. Eine Viertel- bis eine knappe halbe Stunde Verspätung ist ratsam, denn sonst sitzt man nur peinlich berührt und allein auf dem

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