Fettnäpfchenführer Spanien - Wie man den Stier bei den Hörnern packt
schrill, auf der Puerta del Sol in Madrid statt und wird live im Fernsehen übertragen. Unzählige Feierfreudige treffen sich hier zum Jahresausklang, alle zur gleichen Zeit und viele an ein und demselben Treffpunkt. Man muss also für den Weg zum Platz und durchs Gewühl hindurch deutlich mehr Zeit einplanen als an jedem anderen Tag des Jahres. Tom hätte es fast verbaselt, wäre er nicht ein ausgemachter Glückspilz.
Um Mitternacht läuten die Glocken der Turmuhr des alten Postgebäudes an der Puerta del Sol das neue Jahr ein. Die Menschen vor Ort und die an den Bildschirmen stecken sich zu jedem Glockenschlag eine Weintraube in den Mund. Wer es schafft, entsprechend schnell zu kauen und zu schlucken, dem ist Glück und Gesundheit für das ganze neue Jahr sicher. Denn mit jeder Traube hat man einen Wunsch frei, den man nach oben schickt. Das Ohr des Universums ist in dieser Nacht riesengroß. Danach geht die eine Hälfte der Menschen in die Bars und Kneipen rund um die Puerta del Sol zum Weiterfeiern, die andere Hälfte zieht mit Freunden in den Park oder feiert auf öffentlichen Plätzen weiter. Man kann also einfach in die Menge eintauchen und sich von der ausgelassenen Stimmung treiben lassen.
Las doce uvas de la suerte – die zwölf Glückstrauben
Zwölf Trauben als Glücksbringer braucht jeder Spanier, jede Spanierin an Silvester. Sobald die Turmuhr an der Puerta del Sol in Madrid um Mitternacht zu schlagen beginnt, greifen alle zu ihren Trauben. Exakt mit jedem Glockenschlag muss eine Traube gegessen werden. Für alle, denen das zu schnell geht, gibt es seit Neuestem auch in Dosen verpackte Weintrauben: Genau zwölf Stück liegen geschält und ohne Kerne in einem Döschen. Es kostet stolze 2,50 Euro, aber das sollte einem Glück und Liebe für ein ganzes Jahr doch wert sein. Denn jede Verzögerung im Traubenessen führt zu einem ganzen Jahr Unglück.
Vor einigen Jahren wurde die Turmuhr von einem Schweizer Uhrmacher restauriert, der nichts wusste von den spanischen Silvesterbräuchen. Danach schlugen die Glocken schneller und die Spanier konnten die Trauben nicht mehr im Takt schlucken. Proteste und wütende Leserbriefe waren die Folge. Sogar von Erstickungsanfällen wurde berichtet. Der Schweizer musste noch einmal nachbessern und heute hat alles wieder seine Richtigkeit.
Böller werden in Spanien an Silvester eher nicht geschossen. Dafür gibt es tatsächlich den Brauch mit der roten Unterwäsche, die für ein erotisch erfolgreiches neues Jahr sorgen soll. Wichtiges Detail: Ist das kommende Jahr ein Schaltjahr, dann verspricht Rosa mehr Erfolg. Auf jeden Fall muss die Wäsche geschenkt, nicht selbst gekauft sein. Sonst gilt das nicht, da hat Javi nicht geflunkert.
Etwas Goldenes im Sektglas – Ring, Kettchen, Armband – soll für den erwünschten Wohlstand sorgen. Falls der Gordo , der Hauptgewinn der Lotterie, im alten Jahr nicht schon den Geldsegen gebracht hat.
Einige Kneipen und Plätze weiter – Tom ist sicher, dass er jetzt schon zu viel Alkohol erwischt hat und sich sein Zustand im Laufe der Nacht nicht mehr verbessern wird – steckt er die Hand in seine Jackentasche und fühlt ein Stück zerknittertes Geschenkpapier. Er hätte es beinahe vergessen: das Geschenk, das er für Neus gekauft und im Laden hat verpacken lassen. »Neutral«, hat er gesagt, worauf die Verkäuferin ihm komplizenhaft zuzwinkerte. Er zieht das Päckchen heraus, starrt es noch ein bisschen unentschlossen an, dann fasst er sich ein Herz und streckt es Neus entgegen. »Für mich?«, fragt sie und strahlt ihn an. Sie beugt sich zu ihm und greift nach dem Goldpapierpäckchen. Da sieht Tom, dass etwas aus ihrem Ausschnitt blitzt: etwas Rotes, mit Spitzen. Wie jetzt? Woher hat Neus denn ...?
» Año nuevo, vida nueva (Neues Jahr, neues Leben)«, stimmt jemand direkt neben Toms Ohr ein Lied an und Tom denkt an seine kleinen und größeren Wünsche für das Neue Jahr. Er hat Neus gerade aus den Augen verloren, aber er ist sich sicher: Er wird sie schon wiederfinden.
Récords, récords ...
oder: Spanienwissen für Ihren Auftritt bei Günther Jauch
Spanien ist die Nummer eins im Export von Olivenöl ( aceite de oliva ). Ein Teil des spanischen Olivenöls wird nach Italien exportiert und dort unter italienischen Marken weiter vermarktet. 82 % der spanischen Olivenproduktion kommt übrigens aus der Provinz Jaén in Andalusien. Die Landschaft um Jaén sieht mit ihren endlosen Reihen von Olivenbäumen, die sich über Hügel
Weitere Kostenlose Bücher