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Feucht

Feucht

Titel: Feucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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genau. Ich war nicht zurückgezuckt. Er zählte alle diese Sachen auf, als spreche er ein Gedicht, und ich wurde neugierig. «Sie mögen Füße», sagte ich nochmal, und dann nach einem kleinen Zögern: «so richtig, meine ich?» Er nickte. «Füße sind etwas Wunderbares», seufzte er, «auch wenn ich selten so schöne Exemplare zu sehen bekomme.» Dann veränderte sich sein Blick, wurde forsch und groß, und etwas lauter sagte er plötzlich: «Wollen Sie mit mir ein Wochenende verbringen? Ich werde Ihnen zeigen, was ich meine.» Ich war immer eine Frau, die viel an Sex denkt. Ich hatte die üblichen Phantasien vom jugendlichen Aushilfskellner, der mir auf die Damentoilette der Kneipe folgt, um mich da gegen die Wand zu nageln, oder vom Pizzamann, der mir von hinten zwischen die Beine langt, während ich im kurzen Kimono in der Dose auf der Spüle nach Kleingeld suche. Mit jemandem, den meine Füße offensichtlich mehr interessierten als meine Möse, hatte ich mich noch nie beschäftigt. Es reizte mich.
    Samstagmittag wartete ich vor dem Laden auf Josua. Ich hatte die beiden Blasen mit Pflastern umklebt, mir die Nägel ablackiert und trug normale halbhohe Pumps, auf denen ich gut laufen konnte, denn Josua wollte zuerst mit mir herumspazieren, er sagte «zu Fuß gehen», und betonte das so weich, als beschreibe er damit ein Vorspiel. Als er aus dem Geschäft kam, hatte er ein Päckchen unterm Arm. «Für dich», sagte er, «aber erst später.» «Ich heiße Elke», sagte ich unvermittelt, um irgendetwas zu sagen. Er reagierte nicht darauf, legte seine Hand auf meine Hüfte und wir gingen los. «Wenn ich die Hand hier liegen habe, kann ich genau fühlen, wie sich deine Beine beim Gehen bewegen», sagte er. Ich nickte nur, darauf fiel mir nichts ein. Wir gingen durch die Stadt, und er kommentierte die uns entgegenkommenden Frauenfüße. «Zu knubbelig», sagte Josua. «Zu ungepflegt. Die da eiert auf ihren Absätzen, wenn man keine tragen kann, soll man es auch lassen.» Ein asiatisches Punkmädchen kam uns entgegen. «Hübsch», sagte er und drehte sich um, «aber schmutzig.» Dann flüsterte er: «Da vorne, die in den Schlangenlederpumps, perfekt, ein Spann zum Abstürzen, und die Haut seidenweich, das sieht man.» Ich musterte ihn erstaunt. Die Frau, zu der die tollen Füße gehörten, war zwanzig Jahre älter als ich, trug ein unmögliches Kostüm, das viel zu eng war, und hatte fettige Haare. Aber Josua war ganz verzückt. Höher als bis zum Knöchel sah er sowieso nie. Deshalb ging er auch mit gesenktem Blick durch die Stadt, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Das sah schüchtern aus, war aber dreist, denn auf diese Art beobachtete, ich möchte fast sagen, spannte er, was ihm da entgegentrippelte, an ihm vorbeilatschte, stöckelte und stakte, schlenderte und rannte. Er zeigte mir noch zwei oder drei perfekte Fußpaare, und als wir an seiner Haustür ankamen und ich mich an ihm vorbei in den engen Flur schlängelte, fühlte ich, dass er eine Erektion hatte.
    Jetzt wollte ich aber doch wissen, ob dieser Ständer wenigstens mir galt, also schmiegte ich mich an ihn, tastete zu seinem Schwanz hinunter und hauchte ihm ins Ohr: «Gehört der jetzt mir oder der Frau mit den Schlangenlederpumps?» «Wenn schon, dann ihren perfekten Füßen», grinste er, «die Frau hab ich gar nicht gesehen, aber nein, den kriegst schon du.» Ich grinste auch und folgte ihm in den zweiten Stock zu seiner Wohnung.
    Oben wollte ich ihn an mich ziehen und küssen, aber er schob mich weg und führte mich in einen Raum, in dem ein breites Futonbett und ein hoher Holzstuhl, fast ein Thron, standen. In der Mitte des Zimmers gab es einen niedrigen runden Tisch mit Spiegeloberfläche. In einer gefliesten Ecke hing ein Waschbecken, und daneben stand eine Kommode, auf der Kosmetika, Feilen und Nagellackfläschchen standen. Über die ganze Seite einer anderen Wand war ein Regal angebracht, in dem Josua Hunderte von Pumps aufbewahrte. Ich staunte. Alle hatten die gleichen hohen Stilettoabsätze, manche wurden mit Riemchen befestigt, andere bestanden völlig aus Gummi oder aus seltenen Materialien wie Samt oder Metallfolie. Sogar ein paar Schuhe aus Plexiglas waren dabei, Schneewittchenschuhe, in deren breiten Absätzen kleine Plastikfischchen schwammen. «Das sind Schuhe», flüsterte er ehrfurchtsvoll, «alles andere sind Latschen. Überhaupt: Lauf bloß nie in Badeschlappen oder Filzpuschen rum, auch nicht zu Hause, durch diesen abartigen

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