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Feucht

Feucht

Titel: Feucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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bringen würde.»
    Ich fand das zwar befremdlich, beschloss aber, mich nicht weiter darum zu kümmern. Wenn ich einmal ganz ehrlich bin, war es mir sogar ganz recht, es gab der ganzen Situation etwas Unwirkliches, Dramatisches, und nach dem einsamen, trockenen und überaus profanen Leben der letzten Zeit war Dramatik genau das Richtige für mich.
    Gereons Zimmer lag zum Garten hinter dem Haus. Die Wände waren mit einem bordeauxroten Seidenstoff bezogen, auf dessen mattem Untergrund kleine stilisierte Schwertlilien in der gleichen Farbe glänzten. Möbel aus schwerem Eichenholz standen an den Wänden aufgereiht. Das Fenster war gekippt, und die hereinströmende Nachtluft bewegte die Vorhänge. Über dem riesigen geschnitzten Himmelbett spannte sich locker ein Baldachin, der aber nicht von den vier Bettpfosten gehalten wurde, sondern mit Schnüren an der Decke befestigt war und so frei über dem Bett schwebte. Gereon schloss das Fenster und sah mich an.
    «Wie schön du bist», sagte er, «wie ein Minnelied mit zwölf Strophen.» Er zündete zwei Kandelaber mit Kerzen an, die Flammen flackerten, von irgendwoher kam noch immer ein Luftzug. Gereon zog mich in Richtung des Bettes.
    Ich setzte mich. Er kniete sich vor mich und umfasste mit seinen Armen meine Hüften. Einen Moment lang legte er seinen Kopf in meinen Schoß, und ich überlegte, ob er traurig war, und strich ihm über das dunkle Haar, in dem man schon die ersten silbernen Strähnen sah. Es war ganz weich wie bei einem Kind. Gereon hob den Kopf und sah mich an, minutenlang. Ich beugte mich hinunter und küsste ihn. Eben im Vorgarten hatte ich das Gefühl gehabt, einen sehr erfahrenen Mann zu küssen, der genau wusste, was Frauen gefällt, und der sich daran freut, wie es ihnen gefällt. Diesmal war es ein sehr unschuldiger KUSS, und als ich mich ganz vorsichtig mit meiner Zunge weiter vor zwischen seine Lippen tastete, öffnete er sie nur zögernd, gab sich dann aber hin. Es war herrlich, ein KUSS zum Verschmelzen, wir bewegten Lippen und Zunge so langsam, als wäre es das Letzte, das wir miteinander tun wollten. Ich streichelte seinen Nacken mit den Fingerkuppen, und seine Handinnenflächen berührten meine Oberschenkel kaum, als sie darüber strichen. Er umfasste mich enger und zog den Reißverschluss meines Etuikleides hinunter. Der Stoff fiel mir über die Schultern, und Gereon sah mich bewundernd an, zog dann mit seiner Nasenspitze meine Halslinie nach, küsste meinen Hals und mein Kinn, dann wieder meinen Mund und löste dabei den Verschluss des BHs. Er stand auf und trat einen Schritt zurück. Ich wollte mich ausziehen, aber er gab mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich bleiben sollte, wie ich war. Langsam begann er, sich auszuziehen. Ich stützte die Hände hinter mir auf der Bettdecke auf und sah ihm zu. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fiel zu Boden. Fast kam es mir vor, als warte er bei jedem auf meine Einwilligung. Ich hatte mich nicht getäuscht, er hatte einen schönen Körper. Er war nicht viel größer als ich, sehr zierlich für einen Mann, gut proportioniert, mit einem knackigen Po und einem kaum sichtbaren Adamsapfel an einem schmalen Hals. An dem scharf abgegrenzten Schamhaar erkannte ich, dass er sich rasierte, nicht nur den flachen Bauch, sondern auch die Beine und die Achseln, das gefiel mir. Auf der rechten Seite, nur ein Stück unter dem Rippenbogen, hatte er eine fleischige Narbe in der Taille. Von vorne war sie nicht zu sehen, aber sobald er sich etwas zur Seite drehte, glänzte sie rötlich. Sie war nur kurz, aber die Wunde war offensichtlich tief gewesen und nicht genäht worden. Er streckte mir die Arme entgegen, zog mich an sich, ich atmete seinen Duft ein, eine Mischung aus Puder und ganz frisch gemähtem Gras. Ich wollte die Narbe berühren, aber er drängte meine Hand unmissverständlich weg, und ich sah an seinem Blick, dass ich es nicht noch einmal versuchen sollte. Gereon schob mir das Kleid über die Hüften, zog mir den BH aus, dann die Strümpfe und den Slip, alles sehr vorsichtig, als hielte er eine mittelalterliche Handschrift in den Händen, die durch die kleinste Unachtsamkeit zu Staub zerfallen konnte. Die Matratze war härter, als ich gedacht hatte, und sie federte nur wenig. Gereon lag ganz nah an mich geschmiegt und küsste meine Schläfen und meinen Hals. Eine weiche, zierliche Hand tastete sich weiter abwärts, nahm eine Brustwarze zwischen die Fingerkuppen, zwirbelte sie sanft, und strich über die

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