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Feuchte Ernte. Zwölf schwule Herbstgeschichten.

Feuchte Ernte. Zwölf schwule Herbstgeschichten.

Titel: Feuchte Ernte. Zwölf schwule Herbstgeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
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Halterung.
    »So eine müsste es schon sein. Die billigeren hier … das ist bloß Spielzeug. Sie wollen doch was Vernünftiges, nicht wahr?«
    Ich nickte gehorsam. »Und die passenden Bohrer bitte!«
    Er suchte eine originalverpackte Maschine heraus und knallte sie in meinen Einkaufswagen. Dann wühlte er zwischen den Bohrern herum und meinte: »Daran soll man nicht sparen. Ein guter Bohrer ist das Wichtigste überhaupt!«
    Ich musste grinsen. Ich schätze gute Bohrer sehr, besonders die von der heißen Sorte! War das eine Anmache von ihm? Hoffnungsvoll sah ich ihn an. Er war zwar nicht gerade mein Typ, aber einem kleinen Quickie im Baumarkt war ich nicht abgeneigt.
    Er warf die Bohrer in meinen Wagen. »So, bitte schön! Noch einen Wunsch?«
    Ich machte gerade den Mund auf, da segelte eine junge, blonde Dame heran. Sie trug eine sehr tief ausgeschnittene Bluse. »Wo finde ich denn die Gardinenröllchen?«, fragte sie meinen Bohrmaschinenmann mit einem süßen Augenaufschlag.
    Herr Meier vergaß mich auf der Stelle. Er starrte der Dame ins Dekollete, dass ihm fast die Augen herauskugelten. »Ich zeig’s Ihnen!«, flötete er honigsüß und verschwand mit seiner Angebeteten spurlos zwischen den hohen Regalen.
    Tja, wieder mal nichts mit dem Quickie!
     
    Eine halbe Stunde später packte ich meine Neuerwerbung zu Hause aus. Die Bohrmaschine war schwer wie Blei. Und eigentlich viel zu teuer für die paar Bilder. Aber vielleicht würde ich ja auf den Geschmack kommen und noch ein großer Heimwerker werden.
    Ich markierte mit Bleistift die Stellen an der Wand, wo die Löcher für die größeren Rahmen hin sollten. Für die kleinen Rahmen würden Nägel genügen. Mühsam spannte ich einen Bohrer in das Bohrfutter und brach mir dabei fast die Finger ab.
    Endlich war es so weit: Das erste Loch konnte gebohrt werden! Ich hob die Bohrmaschine mit beiden Händen hoch, setzte die Bohrerspitze an, drückte die Maschine gegen die Wand und betätigte den Anlassknopf.
    Der Motor jaulte ohrenbetäubend auf. Die Bohrerspitze schlidderte über die Wand und rutschte ins Leere. Ich fiel fast vornüber. Schnell drückte ich den Ausknopf. So ging es also nicht!
    Nachdem ich die Gebrauchsanweisung studiert hatte, kam ich darauf, dass ich die Schlagbohreinstellung nicht ausgewählt hatte, sondern nur das normale Bohren. Ich legte also einen kleinen Hebel um und versuchte es noch einmal.
    Jetzt jaulte der Motor nicht, sondern ratterte wie ein Traktor. Die Wände schienen zu zittern. Mein ganzer Körper wurde durchgerüttelt. Die Bohrerspitze fraß sich in einem atemberaubenden Tempo in die Wand. Mörtelstaub und Putzkrümel flogen mir ins Gesicht. Ich hielt die Maschine krampfhaft fest. Ans Abschalten dachte ich nicht – wie tief musste so ein Loch eigentlich sein?
    Plötzlich schoss mir ein scharfer Wasserstrahl aus der Wand direkt ins Auge. Das Wasser ließ die Bohrmaschine fast explodieren. Ein Knall sagte mir, dass die Sicherung herausgeflogen war. Auf einmal war es still um mich. Fast still. Das Plätschern des Wassers war das einzige Geräusch. Während ich hilflos auf den Wasserstrahl starrte, fiel mir ein, dass sich hinter dieser Zimmerwand das Bad befand.
    Ich lief ins Badezimmer und suchte den Abstellhahn für sämtliche Bad-Wasserrohre. Nur mühsam ließ er sich drehen. Dann hatte ich es geschafft. Als ich ins Zimmer zurückkam, war der Wasserstrahl aus der Wand versiegt. Jetzt nahm ich erst das Chaos war: durchweichte Tapete, Bilder und Teppiche. Mörtelstaub hatte sich mit Wasser zu Schlamm gemischt. Es roch nach nassem Putz.
    Ich beschloss, dass ich kein großer Heimwerker werden wollte. Seufzend warf ich meinen Computer an, der zum Glück trocken geblieben war, und suchte unter »Handwerkernotdienste«. Ich fand einen Klempnerbetrieb in meiner Nähe, der auch am Wochenende seine Monteure auf Tour jagte, und rief dort an.
    Eine Dame war am Telefon. Damen schienen mich an dem Tag zu verfolgen. »Unser Herr Doberer kann vorbeikommen«, säuselte sie. »In einer halben Stunde ist er bei ihnen.«
    Ich hatte also eine halbe Stunde Zeit, mich von Mörtel und Schlamm zu befreien. Ich wollte rasch duschen. Ach – es gab ja kein Wasser im Bad! Wütend streifte ich meine feuchten Klamotten ab und warf sie in die trockene Badewanne. Hoffentlich war der angekündigte Monteur geschickter als ich. Wie sagt man doch immer über die Klempner: Gas, Wasser, Scheiße! Nicht gerade schmeichelhaft! Nackt lief ich in die Küche und wusch mich, so

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