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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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Wimpern rausfallen, wenn man sich nicht jeden Abend abschminkt.
    Mein Exfreund Mattes hat mich mal beim Wimpernbiegen beobachtet und gefragt, ob nicht eine Reihe Wimpern genauso lang ist wie eine innere Schamlippe.
    »Ja. Ungefähr.«
    »Und du hast zwei von diesen Zangen?«
    »Ja.«
    Eine goldene und eine silberne.
    Er hat mich ins Bett gelegt. Die Beine auseinandergehalten. Die Kipferln weggedrückt und meine Hahnenkämme rechts und links mit der Wimpernzange leicht eingeklemmt. So konnte er die inneren Schamlippen ganz weit vom Loch weghalten und tief reingucken. So ähnlich wie bei den Augen vom Anführer bei Clockwork Orange in der Beethoven-Szene. Er sagte mir, ich sollte sie halten und so weit auseinanderziehen, wie es mich aufgeilt. Mattes wollte mich sofort da rein ficken und dann auf die gespannten Lippen spritzen, er müsste aber erst ein Foto machen, damit ich sehe, wie hübsch meine Muschi so weit ausgebreitet aussieht. Wir klatschten vor Freude in die Hände. Also er. Meine Hände waren ja beschäftigt.
    Wenn man diese faltigen Hautläppchen stramm spannt, wird die ganze Fläche tatsächlich so groß wie eine Postkarte. Der Mattes ist irgendwann von mir weggegangen, seine gute Idee ist geblieben.
    Ich mag dieses Gefühl, meine Schamlippen mit der Wimpernzange so langzuziehen, dass sie von mir aus betrachtet so aussehen wie Fledermausflügel. Vielleicht sind die deswegen so groß und lugen immer so hervor? Nee. Ich glaub, die waren immer schon so lang und groß und graurosa ausgefranst. Das alles denke ich mir, während ich Professor Dr. Notz nicht zuhöre. Jetzt will er sich verabschieden.
    Aber hier kommt Helen mit ihren Arschfotos um die Ecke.
    Der soll mir jetzt mal sagen, wo da oben und unten ist. Ich kann nirgendwo ein Arschloch erkennen. Egal, wie ich es drehe und wende.
    Er guckt hin und schnell wieder weg. Er ekelt sich vor seinem eigenen Operationsergebnis. Er wollte mir schon vorher nicht richtig erklären, was er da vorhat.
    »Sagen Sie mir wenigstens, wie rum ich das halten muss, um zu wissen, wie ich da aussehe.«
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Meiner Meinung nach ist das Foto zu nah aufgenommen. Ich kann selber nicht sagen, wie rum es gehört.«
    Er klingt wütend. Spinnt der? Er hat mir das hier doch angetan? Ich habe ihm doch nicht am Arsch rumgepfuscht. Ich bin das Opfer und er der Täter, finde ich.
    Er guckt immer nur ganz kurz auf das Foto und dann sofort wieder weg. Hoffentlich schafft er es im Operationssaal länger, auf diese Wunden zu gucken. Was für ein Jammerlappen. Oder betritt er eine andere Welt, wenn er in den Operationssaal kommt? Kann er da alles gut angucken und will nur nachher nicht damit konfrontiert werden?
    Wie einer, der immer in den Puff geht und die wildesten, intimsten Sausachen mit immer der gleichen Nutte veranstaltet, aber wenn er sie auf der Straße trifft, guckt er schnell weg und grüßt auf keinen Fall.
    Nett gegrüßt hat der Notz mein Arschloch nicht.
    Er will es ja nicht mal mehr sehen.
    Ich sehe Panik in seinen Augen: Hilfe, mein kleines OP-Arschloch kann sprechen, stellt Fragen, hat sich selbst fotografiert.
    Das hier hat keinen Sinn. Der weiß nicht, wie man mit den Menschen spricht, die an seinem Operationsobjekt Arsch noch dranhängen.
    »Vielen Dank, Herr Notz.« Das soll heißen, er soll rausgehen. Ich hab extra alle akademischen Titel weggelassen. Das hat gesessen. Er geht raus.

Nach der Operation und der Erklärung von Professor Dr. Notz soll also jetzt lustig gekackt werden. Bei einem Satz in seiner langen Rede hab ich kurz aufgepasst: Ich werde erst aus dem Krankenhaus entlassen, wenn ich einen erfolgreichen unblutigen Stuhlgang hatte. Das sei der Indikator dafür, dass die Operation erfolgreich verlaufen ist und alles bei mir gut verheilt.
    Von da an kommen alle paar Minuten Menschen rein, die sich mir noch nicht vorgestellt haben und fragen, ob ich schon Stuhlgang hatte. Nahein, noch nicht! Die Angst vor dem Schmerz scheint unüberwindbar. Wenn ich an der Wunde eine dicke Kackwurst vorbeidrücke, oh Gott, was passiert dann? Es würde mich zerreißen.
    Hier gibt es seit der Operation nur noch Müsli und Vollkornbrot. Die sagen, mein Müsli soll vorm Verzehr nicht lange in der Milch rumschwimmen. Es soll in ziemlich trockenem Zustand in Magen und Darm gelangen. Damit es sich da mit Flüssigkeit vollsaugt und aufquillt und so von innen gegen die Darmwände drückt und signalisiert, dass es raus will.
    Der Kackimpuls soll so ins

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