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Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Feuchtgebiete: Roman (German Edition)

Titel: Feuchtgebiete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Roche
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Unermessliche gesteigert werden. Oben schmeißen die Bomben rein, und unten schnürt mich die Angst komplett zu. Ich werde tagelang nicht kacken. Mache es einfach wie meine Mutter. Warten, bis sich innen alles auflöst.
    Darf man beim Kackewarten auch Pizza essen? Ich frage nicht und beschließe, dass es für die Analheilung auch wichtig ist, Sachen zu essen, die man gerne mag. Ich rufe meinen Lieblingslieferservice Marinara an. Die Nummer kann ich auswendig. Die geht ganz einfach, wie diese Sexanrufnummern. Die Vorfreude ist groß, das lasse ich mir aber nicht anmerken. Versuche so pampig wie möglich zu klingen:
    »Eine Pizza Funghi. Und zwei Pils. Krankenhaus Mariahilf, Zimmer 218. Der Name ist Memel. Schnell. Nicht, dass die kalt ist, wenn sie hier ankommt. Einfach unten an der Rezeption Bescheid sagen, die rufen dann oben an. Tschüss.«
    Und den Hörer so schnell und feste auflegen, wie es geht.
    Es gibt diese Geschichte, die schon immer im Umlauf ist und über die ich viel nachdenke: Zwei Mädchen bestellen Pizza nach Hause. Sie warten und warten, aber die Pizza kommt nicht. Ein paar Mal rufen sie den Lieferservice an und beschweren sich. Irgendwann kommt die Pizza.
    Sie sieht etwas komisch aus und schmeckt ungewöhnlich. Eines der Mädchen ist zufällig Tochter eines Lebensmittelkontrolleurs, und bevor sie alles weggemümmelt haben, packen sie die Reste in eine Tüte und bringen sie zu Papa.
    Noch denken alle, die Pizza ist um oder so. Bei der Analyse im Labor kommt aber raus, dass fünf verschiedene Spermasorten auf der Pizza sind. Den Ursprung male ich mir so aus: Die Typen im Lieferservice sind von den Anrufen genervt. Weil die Beschwerer Mädchen sind, haben sie Vergewaltigungsfantasien. Normal. Sie reden darüber, fassen einen Plan und packen dann alle ihren Schwanz aus, um gemeinsam auf eine Pizza zu wichsen. Die Pizzabäcker sehen dann ja die Schwänze von den anderen. Und nicht nur in normalem Zustand. Sondern voll erigiert. Und beim Wichsen und beim Kommen. Darum beneide ich Männer. Ich würde auch gerne die Muschis von meinen Freundinnen und Schulkameradinnen sehen. Auch die Schwänze von meinen Freunden und Schulkameraden. Und auch gerne mal alle beim Kommen sehen. Aber das ergibt sich so selten. Und nachzufragen trau ich mich auch nicht.
    Ich sehe immer nur die Schwänze von den Männern, mit denen ich ficke, und die Muschis von den Frauen, die ich bezahle.
    Ich will mehr sehen im Leben!
    Deswegen mag ich gerne so Spiele wie nach der Disco  besoffen im Freibad einbrechen und nackt schwimmen.
    Dieser ganze Teil mit dem Hausfriedensbruch ist mir eher unangenehm. Aber man kriegt wenigstens mal ein paar Muschis und Schwänze zu sehen.
    Naja. Jedenfalls bin ich immer extra unfreundlich, wenn ich Pizza bestelle. Und beschwere mich, auch wenn es gar nicht lange dauert. Ich würde gerne mal eine Pizza mit fünf verschiedenen Spermasorten essen.
    Das ist ja wie Sex mit fünf fremden Männern gleichzeitig. Na gut, nicht direkt Sex. Aber doch so, als hätten mir fünf unbekannte Männer gleichzeitig in den Mund gespritzt. Das ist doch erstrebenswert fürs Lebensbuch, oder? Wenn man das von sich behaupten kann: sehr gut.
    Ich kann ja gar nicht gehen. Dann kann ich auch nicht die Pizza abholen. Ich hätte doch lieber vorher fragen sollen. Mist. Jetzt fliege ich auf. Das gibt es doch nicht. Ich muss jemanden bitten, sie für mich abzuholen. Der Pförtner wird ja wohl kaum im Haus rumlaufen und Pizzen verteilen. Robin muss ran. Notbimmel. Ist das Missbrauch? Egal.
    Ein anderer Pfleger kommt rein. Auf seinem Namensschild steht Peter. Da muss ich grinsen. Ich mag den Namen Peter. Hatte mal was mit einem. Den hab ich Pinkel-Peter getauft. Der konnte sehr gut lecken. Hat er stundenlang für mich gemacht. Er hatte so eine spezielle Technik.
    Er klemmte die Hahnenkämme zwischen seinen Zähnen und seiner Zunge ein und rubbelte da mit der Zunge immer drüber. Hin und her. Oder er hat mit breiter Schleckzunge und viel Spucke vom Arschloch hoch bis zum Perlenrüssel und wieder runter geleckt. Sehr feste und durch alle Ritzen durch.
    Beide Techniken waren sehr gut. Ich bin meistens mehrmals gekommen. Einmal so dolle, dass ich ihm ins Gesicht gepinkelt habe. Erst war er sauer, weil er dachte, ich hätte das extra gemacht. Ist ja auch ein bisschen erniedrigend, wie er da so kniet, und dann das.
    Ich hab ihn trockengetupft und mich entschuldigt. Ich fand aber, er sollte stolz sein. Hat nämlich bis jetzt sonst keiner

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