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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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geschnitzten Liege aus Acatecoholz. Royia mühte sich, sein Erstaunen zu verbergen. In dieser Stadt voller absonderlicher Gestalten fiel sogar dieser Mann noch auf. Arme und Beine waren über und über mit Silberschmuck behängt. Auf schweren Lidern lagen dicke schwarze Striche, und die Haare hatte der Yioscalo mit schwarzgefärbtem Lehm zu einem mächtigen Turm richten lassen, um den Reife aus Gold lagen, auch sie mit Tecminc besteckt. Unwillkürlich fragte sich Royia, wie dieser Mann es schaffte, den Kopf aufrecht zu halten. In den geweiteten Ohrläppchen steckten silberne Scheiben. Er schien die lebendige Figur eines Götterabbilds zu sein.
    »Setz dich, Fremder«, der Zwerg wies mit einer Hand, deren Finger unter all den Ringen kaum noch zu sehen waren, auf eine Liege auf der anderen Seite des Teichs. Royia musste sich beherrschen, nicht der Länge nach niederzusinken. Die einschläfernde Wirkung des Öls machte ihm zu schaffen. Fast fühlte er sich wie an jenem Tag auf der Opferbrücke, als man ihm einen ölgetränkten Schwamm unter die Nase gebunden hatte.
    Der Zwerg hingegen setzte sich so geschmeidig auf, als trüge er nur Federn. Auf den gekreuzten Beinen bettete er die beringten Hände, während ein Sklave ihm einen Becher an die Lippen setzte.
    »Du willst also einen Sklaven erwerben«, sagte er, nachdem er getrunken und der Sklave sorgsam die Tropfen von seinem Kinn getupft hatte. »Das ist ein ungewöhnliches Anliegen, schließlich bekommt man auf den Märkten in der Stadt alles, was man sich vorstellen kann.«
    Royia fühlte sich von diesen großen Augen neugierig gemustert. Er spürte, dass seine Zunge schwer geworden war. Mühsam besann er sich der Worte, die er sich zurechtgelegt hatte. »Ich hörte, dass niemand so viel Erfahrung mit Waldmenschen hat wie du.« Das hatte er nicht gehört, aber es war anzunehmen, dass über diese bedeutende Familie alle möglichen Gerüchte und Behauptungen kursierten.
    »Natürlich, ich halte ja auch die meisten«, erwiderte sein eigenartiges Gegenüber. Qu Yioscalos hohe Stimme war wie eine Schlange, die sich in Royias benommenem Kopf verbiss. »Aber sag mir, müsstest du dich nicht selbst am besten mit Waldmenschen auskennen? Deine helle Haut mag in diesem Teil der Stadt nicht so auffällig sein, denn es gibt ja Leute, die sich ungern allzu oft der Sonne aussetzen. Aber dein Haar zeigt, wo du herkommst.«
    Über dieses Problem hatte Royia lange nachgedacht. Auch dass seine Aussprache ein wenig anders klang als die der Städter. »Meine Mutter war eine versklavte Waldfrau«, er musste sich zwingen, jedes Wort klar auszusprechen. Seine Zunge schien zu einem Klumpen geworden zu sein. »Ich bin … sozusagen …«
    »… das schwarze Almaralämmchen deiner Familie.« Qu Yioscalo lächelte.
    Royia hatte keine Ahnung, wovon sein Gastgeber sprach. »Ja. Das … wollte ich … sagen.«
    »Wo lebt deine Familie?« Der kleine Mann tat einen Wink, woraufhin der Sklave einen gefüllten Becher zu Royia trug. »Ich kenne eigentlich jede in der Stadt.«
    Mit schwerer Hand ergriff Royia den Becher. Rauschtrank war seinem Zustand sicher nicht förderlich. Dennoch fühlte sich der erste Schluck kräftigend an. »Sie hat sich vor langer Zeit in einem Dorf östlich der Stadt niedergelassen«, erwiderte er bedächtig. »Dort besitzt sie eine Cupalpflanzung.«
    »So. Und das Fest hat dich jetzt in die Stadt gelockt.«
    Royia wollte nicken, doch die Bewegung brachte seinen Schädel in Aufruhr. »So ist es.«
    »Dabei kam dir der Gedanke, einen Sklaven kaufen zu wollen?«
    »Ja.«
    »Und du möchtest dir jetzt meine Sklaven ansehen und einen auswählen?«
    Die schneidende Stimme des grässlichen Zwergs war wie ein Messerstich. Royia musste sich mit einer Hand abstützen, um nicht der Versuchung zu erliegen, einfach auf die Liege zu fallen und zu schlafen. Hierherzukommen war eine absonderliche Idee gewesen! Er hätte stattdessen die Nacht abwarten und versuchen sollen, hier einzudringen, notfalls mit einer flammenden Hand, die sämtliche Yioscalos verschreckt in eine Ecke hätte laufen lassen. Aber da er in der Stadt war, hatte er ja unbedingt wie ein Städter handeln wollen …
    »Ist dir nicht gut? Altes Brot hilft gegen Übelkeit.« Der Yioscalo schickte eine Sklavin, welches zu holen. Sie kehrte mit einem altbackenen Manoqlaib auf einem silbernen Teller zurück, schnitt mit einem winzigen Messer ein Stück ab und reichte es Royia, der hineinbiss. Übelkeit war nicht das, was ihn

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