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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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gewesen war, das Falsche zu tun.
    Wo er jetzt war? Noch bei dem anderen Erwählten, Muhuatl? Oder hatte er sich doch noch zum Berg aufgemacht, um das Rätsel, wie er es nannte, zu lösen?
    Draußen beendeten Vater und Sohn ihren Streit. Kurz darauf stapften kleine schnelle Schritte, wie die eines Kindes, über die Bodenfliesen des Korridors. Naave kämpfte sich zurück ins Bett und strich das gelbgefärbte, aus teurer Teotlihua-Seide gefertigte Kleid glatt. Zwei Dienerinnen hatten ihr Haar gewaschen und mit silbernen Perlen verziert. Auch an den Armen trug sie reichlich Schmuck aus Tecminc, Silber und bunten Federn. Es war ihr recht – sollte ihr die Flucht gelingen, hätte sie nichts dagegen, ihn mitzunehmen. Nur als die Frauen mit einem grässlichen Bronzemeißel gekommen waren, um ihre Ohrläppchen für daumengroße Tecmincscheiben zu weiten, hatte Naave sie mit Geschrei in die Flucht geschlagen. All das nährte ihren Verdacht, dass der Yioscalo keineswegs gedachte, sie nach dem Ablauf ihrer Strafzeit freizulassen. Er hatte sie schließlich selbst festgelegt und konnte sie ändern, wie es ihm beliebte.
    Die Tür schwang auf, und der Hausherr kam auf seinen kurzen Beinchen hereingelaufen. Eine Zornesfalte war auf seiner Stirn erschienen.
    »Was habe ich getan, dass die Götter mich mit diesem Nichtsnutz strafen?«, schnaubte er und warf die beringten Hände hoch. »Dem Gott-Einen sei Dank, dass ich noch ein paar gescheitere Söhne habe.« Er stapfte zu einem Tischchen, auf dem eine Karaffe mit dunklem Saft wartete. Die hinter ihn herlaufende Sklavin sprang herbei, füllte einen Becher und setzte ihn an seine Lippen. Er trank so gierig, dass der Saft wie Blut durch sein Gesicht rann, und sie tupfte es hastig ab. Was Pe Yioscalo an Falten fehlte, besaß sein Vater zuhauf. Naave fragte sich, ob sie je ein hässlicheres Gesicht gesehen hatte. Der groteske Kopfschmuck tat ein Übriges, dass sich ihr Magen ängstlich zusammenzog.
    »So, jetzt aber zu uns, meine Hübsche.« Sein dicklippiger Mund verbreiterte sich zu einem grausigen Lächeln, das er vermutlich für gewinnend hielt. Er streckte die Hände vor, so dass die Sklavin seine Ringe abziehen konnte. Naaves Hoffnung, dass er zu der Dienerin sprach, zerstob mit seinen nächsten Worten: »Wie geht es deinen Füßen?«
    Unwillkürlich zog Naave die Beine an. »Es geht«, erwiderte sie knapp.
    »Zieh mich aus«, befahl er der Sklavin. Während er auf das ausladende Bett zuschritt, trippelte sie neben ihm her und knotete rasch den Schurz auf. Der herabgleitende Stoff offenbarte ein knollenartiges Glied, von dem Naave nicht hätte sagen können, ob es noch schlaff war oder nicht.
    In den Augen des Gnoms jedoch stand die Lust.
    Seit man sie in dieses Gemach gebracht hatte, fragte sich Naave, weshalb ausgerechnet sie der Gegenstand seiner Gier war. Dieses Haus war voll von schönen Frauen, freien und versklavten und solchen, die für Lohn arbeiteten. Gut, die Hausherrin konnte man sicherlich ausnehmen; sie war das weibliche Gegenstück Pe Yioscalos. Aber sie, Naave, war ja durchaus nicht schön. Nicht mit dieser Nase und nicht mit der rauhen Haut, wenngleich sich die Sklavinnen Mühe gegeben hatten, sie mit Bimsstein und wohlduftender Salbe zu glätten. Das Einzige, was Naave von all den anderen unterschied, dachte sie, war ihre Widerborstigkeit.
    Sie sagte sich, dass sie ruhig sein müsse. Dann würde der Zwerg sein Interesse an ihr verlieren. Aber wie sollte man still bleiben, wenn er über einen rasch von der Sklavin herbeigeschobenen Hocker ins Bett stieg? Nicht einmal das Gewicht all seines Schmucks und der Lehmfrisur hinderte ihn daran, auf sie zuzukrabbeln. Wie konnte jemand, der sich jeden Handgriff abnehmen ließ, so behende sein? Naave schob sich zurück, bis sie mit dem Rücken gegen das geschnitzte Betthaupt stieß, das Männer und Frauen in wilden Verrenkungen zeigte. Sogar Schlangen und Ziegen waren an dem schamlosen Schauspiel beteiligt. Allerdings hatte Naave darauf verzichtet, näher hinzusehen.
    »Keine Angst, Mädchen. Ich bin doch ganz handzahm.« In der Tat kauerte er auf allen vieren vor ihr wie ein eigenartiges Hündchen. »Ein wenig Trost wäre jetzt nicht schlecht, lastet doch auf meinen Schultern die Sorge für die Stadt. Ebenso mein elender Sprössling, und dann hat mir auch noch dieser Fremde meine Zeit gestohlen.« Er blickte zu einem Podest, auf dem eine Baumuhr stand. Die blaue Flüssigkeit, die ein Junge bei Sonnenaufgang in die

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