Feuer der Götter: Roman (German Edition)
Sklaven besitzt.«
»Die meisten, Herr.«
»Ich möchte einen kaufen.«
»Das ist ein ungewöhnliches Anliegen, Herr«, erwiderte der Diener freundlich, und Royia überlegte schon, ob er deutlicher werden und zugeben solle, dass er einen bestimmten Sklaven suche. »Aber so komm herein. Ich lasse dir ein Bad bereiten.«
Vermutlich hatte er es trotz seines seidenen Schurzes und all des Schmucks dringend nötig. Der Diener, oder was immer er war, führte ihn in das aus vielerlei Gebäuden bestehende Anwesen. Es war von ähnlichen Ausmaßen wie der Tempel, nur dass sich hier keine Türme und Säulen über den flachen Dächern erhoben, sondern schwer an Früchten tragende Palmen, unter denen die Bewohner dieses Hauses aßen, schliefen und anderweitig die Zeit vertändelten. Die Stimmen einiger Frauen wehten herüber. Sie unterbrachen ihr Geschnatter und blickten ihm nach; dann fuhren sie fort, sich über ihre Abenteuer während der ersten Festnacht zu unterhalten.
Weshalb sich dieses Anwesen das Silberhaus nannte, erschloss sich ihm, da hier viele, sogar Diener und Sklaven, silberne Reife an den Armen trugen. Vermutlich wollte der Hausherr auch auf diese Art seinen unermesslichen Wohlstand zur Schau stellen, nicht nur mit den kunstvoll ausgeführten Malereien, die überall die Wände bedeckten, und den Götterschreinen in allen Ecken und Winkeln, auf denen kleine Figuren aus poliertem Bein, schwarzem Holz und sogar Gold standen. Über und über waren sie mit Tecminc und Malachit bestückt, und von den Schalen zu ihren Füßen drang der Duft verbrannter Kräuter, die sicherlich ebenfalls kostbar waren. Royia folgte dem Mann durch einen von allerlei Dienerschaft bevölkerten Pfeilergang in eine weitläufige Kammer, deren Boden aus glänzenden Platten aus blaugebändertem Gestein bestand. Sogar hier schillerten silberne Einschlüsse. Man hieß ihn, sich zu entkleiden und in ein Becken, das den Raum fast zur Gänze einnahm, zu steigen. Eine Sklavin erschien und verneigte sich. Bis auf einen schmalen Seidenstreifen um die Hüften war sie nackt.
»Sie steht dir zur Verfügung«, erklärte der Diener. »Ganz wie es dir beliebt. Ich bitte derweil den Herrn, ein wenig Zeit für dich zu erübrigen. Er ist ein wenig müde, wegen des Festes, du verstehst …«
Royia nickte. Ob er tatsächlich verstand, dessen war er sich nicht so sicher. Empfing man hier jeden Gast so, nur weil er Schmuck und reichlich Ringgeld an den Fingern trug? Für einen Mann, der eine Art Stammesherr über die ganze Stadt war, machte es vielleicht keinen Unterschied, ob ein Gast zehn oder zwanzig Ringe trug. Er stieg ins erfrischende Wasser, streifte die lästigen Ringe ab und bewegte die steifen Finger. Vermutlich trug man sein Geld auch deshalb auf diese Weise, um anschaulich zu machen, dass man reich genug war, die einfachsten Handgriffe nicht mehr selbst tun zu müssen.
Die Sklavin stieg zu ihm ins Wasser und begann ihn mit schaumigem Mooskraut abzuwaschen. Es war eine Waldfrau, und ihm lag die Frage auf der Zunge, wie sie in die Stadt geraten war. Ihm entging nicht ihre zurückhaltende und zugleich sehr eingehende Musterung. Bei den vierzehn Göttern! An seine schwarzen Haare, die ihn unweigerlich als Waldmenschen entlarvten, hatte er nicht gedacht. Aber das war jetzt nicht zu ändern. Die Art, wie sie über seine Narben strich, ließ ihn befürchten, sie könnte ahnen, was er tatsächlich war.
Plötzlich spürte er ihren Atemhauch an seinem Ohr. »Ich wünschte, du würdest die Stadt brennen lassen«, raunte sie ihm zu.
Er fuhr herum. Als er ihr nachsah, war sie schon leichtfüßig durch eine Seitentür verschwunden.
Soll ich etwa der Retter all dieser Sklaven sein?, dachte er matt. Mir erscheint es schon schwer genug, das Rätsel zu lösen. Und was danach kommt, sollte es je gelingen …
Er stieg aus dem Becken, rieb sich mit einem bereitliegenden Tuch trocken und kleidete sich wieder an. Dann zerrieb er noch eine Nuss und atmete ihren aufsteigenden Duft ein. Dass die Wirkung wieder zunahm, ließ sich mit der silbernen Mooskrautschale feststellen, die er sich vor das Gesicht hielt.
Der Diener kehrte zurück und verneigte sich. »Mein Herr hat nun ein wenig Zeit für dich«, verkündete er und führte ihn durch hohe Räume, durch die geschäftige Männer und Frauen huschten, in einen kleinen palmengesäumten Innenhof. Vor einem steinernen Teich, auf dem weiße Blüten schwammen, lag ein kleiner Greis, fast ein Zwerg, auf einer kunstvoll
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