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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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Deshalb hat er dich abgewiesen.«
    »Aber sie gehört mir! Schließlich hat sie mich bestohlen.«
    Der kleine Mann drehte sich halb um, um seinen Sohn, der so gar nicht seinen Lenden zu entstammen schien, anzublicken. »Und woher hast du all deine Ringe, hm? Hast du sie selbst verdient, du nutzlosester all meiner Söhne? Hier«, er streifte beiläufig einen goldenen Reif von seinem Handgelenk und warf ihn in Richtung des Sohnes. »Geh dich beim Fest vergnügen. Aber zeig das Gold nicht gar so auffällig!«
    Ächzend bückte sich sein Sohn nach dem Reif und versuchte vergebens, ihn sich über die pralle Hand zu schieben. Ihm kamen vor Zorn die Tränen. Ein weiterer Mann erschien, jener, der Royia in Empfang genommen hatte. Offenbar der Verwalter, da ihn der zornige Sohn mit einem hasserfüllten Blick bedachte. Der Mann namens Xlihua verneigte sich in Qu Yioscalos Richtung.
    »Die neue Sklavin ist bereit, Herr, wie du es wünschst.«
    » Ich will sie!«, heulte der Dicke.
    Der Herr des Hauses hatte sich nun vollends seinem missratenen Sohn zugewandt. Mit aller Willensanstrengung stemmte sich Royia auf die Füße. Wenn er in seinem Zustand zu entkommen hoffte, dann jetzt! Er taumelte auf den Teich zu, schaffte es gerade noch, sich auf der steinernen Einfassung abzustützen, und tauchte eine Hand ins Wasser, das er sich ins Gesicht spritzte. Durchatmen. Rücklings stapfte er durch die dichte Reihe der Palmen und verschwand in dem umlaufenden Pfeilergang. Die beiden Yioscalos stritten so heftig, dass sämtliche Bediensteten innehielten und sich die Frauen aus den oberen Fenstern lehnten. So gelangte er unbehelligt zurück auf den Weg zum Tor. Der Wächter öffnete es ihm bereitwillig. Wenn nicht die Götter, so war doch Iq-Iq mit ihm – die Träger mitsamt dem Tragstuhl waren noch da. Mit letzter Kraft stieg er hinein und schloss die Augen.
    • • •
    Das Gezeter der beiden Yioscalos drang sicherlich bis hinauf zu den Tempeltürmen. Naave hinkte zum Fenster. Die beiden grässlichen Gestalten standen im Silbernen Palmenhof, wie sie das beschauliche Eckchen mit dem Teich so hochtrabend nannten, und gifteten sich an, während sämtliche Diener und Sklaven glotzten und ein Mann, wohl ein Gast, der offenbar als Einziger keine Lust hatte, sich daran zu ergötzen, in den Schatten der Pfeilergänge verschwand. Vielleicht musste er auch nur den Rauschtrank loswerden, den er, seinem unsicheren Gang nach, reichlich genossen hatte.
    Unbeholfen tapste Naave zurück auf das ausladende Bett und kehrte die Fußsohlen nach oben. Sie sahen grässlich aus: teils blau und grün, teils aufgerissen und verschorft. Aber ihre kräftige Haut, die sogar den Waldboden ohne größere Blessuren überstanden hatte, hatte das Schlimmste verhindert. Trotzdem hasste sie es, sich so gedemütigt und hilflos zu fühlen. Und was es bedeutete, in dieses Schlafgemach gebracht worden zu sein, war ihr kein Rätsel. Nur eines wusste sie noch nicht: welcher der Yioscalos gedachte, sich über sie herzumachen.
    Sie ließ sich wieder vom Bett gleiten, ging auf die Knie und schob die Arme unter die Matratze aus Almarawolle. Das tat sie nicht zum ersten Mal, aber vielleicht war sie noch nicht gründlich genug gewesen. Ihre Finger tasteten die lederne Bettbespannung ab, während sie um das riesige, aus dunklem Anguaholz gefertigte Bett herumkroch. Nichts. Kein Dolch, kein Messer, auch keine vergessene Nadel. Sie blickte zu den Truhen und Körben an den Wänden. Die hatte sie längst durchsucht und nur feine Stoffe, verzierte Dosen mit Schmuck und eine Schilfrohrrolle gefunden. Die Schriftzeichen darauf hatte sie mühevoll entziffert: eine Schauergeschichte über die Abenteuer der Göttin der Unterwelt im Kalten Land. Vielleicht brauchte der Yioscalo ja solche Geschichten für die nötige Bettschwere.
    Wäre ich so reich, könnte ich auch keinen Schlaf finden.
    Wenn sie an ihren Wunsch dachte, hier im Sonnenviertel einen Platz zu finden, empfand sie keine Sehnsucht mehr. Sie wünschte sich zurück auf ihr Inselchen. Sie wünschte sich den Tag zurück, als der verletzte Royia über den Fluss kam. Ach, Tique, alles würde sie anders machen! Sie würde Royia helfen und ihm sagen, dass sie … dass sie … Dass ich was? Dass es mir die Brust verkrampft, wenn ich an ihn denke, und das auf eine Art, die zugleich schmerzt und schön ist?
    Nun, was geschehen war, ließ sich nicht rückgängig machen. So blieb ihr nur, heulen und schreien zu wollen, weil sie so dumm

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