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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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würde. Doch die Pflanze, die da ihre winzigen Giftnadeln auf alles verschoss, was sich bewegte, war nicht nah genug.
    Er stieg einen der kleineren Anguas hinauf, schnitt aus dem Würgegeflecht ragende Äste und fand darin ein paar fette Raupen, die er rasch hinunterschlang. Die Äste breitete er über dem Boot aus. »Ich muss dich für einen kurzen Moment allein lassen«, sagte er.
    »Du … lässt mich … zurück?« Naaves brüchige Stimme klang so empört wie ängstlich.
    »Nur ganz kurz. Hier wächst die Giftnaua; Tiere wagen sich ungern in ihre Nähe. Du wirst für eine Weile sicher sein.«
    »Gift…«
    »Um die Pflanze mach dir keine Sorgen. Sie verschießt ihr Gift nur, wenn sich etwas bewegt. Aber selbst wenn dich ihre Nadeln treffen sollten – es schickt einen nur in tiefen Schlaf. Für dich macht das ja keinen Unterschied.«
    Tränen rannen ihre Schläfen hinunter. Sie fasste sich an die Brust. »… tut … so weh.«
    »Ich weiß!« Ihm war danach, sie anzuherrschen, dass sie aufhören solle zu jammern. Schließlich wusste er, was Schmerzen waren.
    Er lauschte auf ihren flachen Atem. Schnell musste er trotzdem sein, denn ihr Blutgeruch würde trotz der Giftnaua Schlangen anlocken.
    Zwei Kugeln passten in seine Hand. In eine dritte stieß er einen Dorn und warf sie. Kaum war der darauf folgende Regen giftiger Nadeln vorbei, rannte er, zwischen den Anguas hin und her springend, auf den Felsen zu. Die nächste Kugel zeigte ihm, wie er hinaufklettern musste, und die verbliebene steckte er sich zwischen die Zähne.
    Der Felsen war von glitschigem Moos überwachsen. Royia hatte alle Mühe, Halt zu finden. Er lauschte, schickte seine Gedanken hinauf, lauschte wieder. Seine Ohren vernahmen das leise Knattern eines Flügelschlages, sein Kopf hingegen verwirrtes Zischen.
    Ich bin kein Feind. Ich bin nur einer, der Hilfe braucht. Bleib ruhig, bleib ruhig  …
    Das Axot dort oben war nicht in der Obhut der Toxinacen geboren. Es kannte keine menschliche Sprache. Royia hörte in sich keine verständliche Antwort, nur misstrauisches Zischen und Pfeifen, darunter helle, fiepende Laute. Immer wieder sandte er beruhigende Gedanken, in der Hoffnung, das Axot möge die Friedfertigkeit darin spüren. Schließlich sah er sich gezwungen, die letzte Kugel zu nutzen. Er suchte mit den Zehen Halt, löste eine Hand, tastete nach der Nadel, die er lose in die Kugel gesteckt hatte, und drückte sie tief hinein. Rasch nahm er sie aus dem Mund und hielt sie hoch.
    Im Licht ihrer hochzüngelnden Flamme schien die Spitze des Felsens in greifbarer Nähe zu sein. Doch ob es wirklich die obere Kante war, wusste er nicht. Er merkte sich die Vorsprünge, warf die Kugel hinter sich und arbeitete sich weiter hinauf.
    Als seine gereckten Hände die Kante erreichten, war die Leuchtkugel erloschen. Er spürte das Axot in greifbarer Nähe.
    Ich bin kein Feind …
    Beruhige dich …
    Ruhig  …
    Stille. Gefährliche Stille. Etwas war dort oben nicht, wie er es erwartet hatte. Dort war nicht nur das Axot, dort war … er konnte nicht sagen, was dort war. Ihm fehlte eine weitere Leuchtkugel.
    Unendlich langsam zog er den Dolch und legte die Schneide auf seine Handfläche. Dann ein rascher Schnitt. Der heraustretende Lichtstrahl fiel auf die Gestalt eines riesigen Axots, größer als Aja gewesen war. Rote Augen glühten zornig.
    Leise klapperte es mit dem Schnabel – ein Zeichen der Erregung. Unter dem Körper der Flugechse knirschten die Äste, Blätter und Knochen eines Nestes.
    Verdammt! Ein Weibchen mit Nachwuchs.
    In sich hörte er das ängstliche Fiepen der Jungtiere; für seine Augen jedoch blieben sie unsichtbar.
    Ich bin  …
    Ein Schrei, so laut, dass er nicht hätte sagen können, mit welchen Sinnen er ihn wahrnahm. Das Axot richtete sich auf, breitete die gewaltigen Flügel aus und stellte den Federkamm auf. Fast verlor er den Halt, als es nach ihm schnappte. Er rutschte eine Armlänge hinab. Die hakenbewehrte Schwanzspitze zischte durch die Luft und verfehlte ihn nur knapp. Flappender Flügelschlag verriet ihm, dass sich das Tier in die Luft erhob – und von hinten näherte. In seinem Kopf kreischte es, dass es schmerzte. Royia stieß sich vom Felsen ab, an dem er sich ohnehin nicht mehr richtig halten konnte, und warf sich dem Axot entgegen. Es war ein Berg von Muskeln. Die Flugechse brüllte. Sie warf sich hin und her und schlug mit all ihren Haken und Krallen nach ihm.
    Ruhig! Ruhig! Ich bin nicht dein Feind!
    Beruhigte

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