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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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wartenden Sänften gestiegen waren und sich hatten forttragen lassen, begleitet von bewaffneten Leibwachen. Naave ließ das Fenster nicht aus den Augen, während sie sich hinaufarbeitete. Stunden dauerte es, so schien es ihr, und sie fragte sich, ob sie bis zum Morgengrauen überhaupt wieder fort wäre.
    In Gedanken hatte sie ihren Einbruch unzählige Male durchgespielt. Sobald sie es ins Haus geschafft hatte, würde sie sich in die Küche stehlen und in kleinen Tontöpfen nach Silberringen suchen, denn die waren Tzozics bevorzugter Aufbewahrungsort für Ringgeld. Naave würde so viel wie möglich auf ihren Gürtelstrick reihen und dann das Gasthaus durch die Eingangstür verlassen, deren Schlüssel vermutlich wie üblich im Schloss steckte. Sie hasste den Gedanken, auf den Großteil ihres Anteils verzichten zu müssen, da sie außer Ringgeld nichts davon fortschleppen, geschweige denn es verhökern konnte. Aber für eine kleine Almaraherde und ein gemietetes Häuschen im Sonnenviertel würde es hoffentlich reichen.
    Endlich hatte sie das Fenster erreicht. Vorsichtig tastete sie an der Brüstung entlang, ob da auch nichts lag, das sie beim Einsteigen versehentlich herunterstieß. Sie lauschte auf Atemzüge, doch der Raum lag in völliger Stille. Tzozics Schlafkammer war dies nicht, denn er pflegte zu schnarchen, dass es noch der Gott-Eine auf seinem Berg hören musste. Dass seine Huren hier oben nächtigten, war ebenso wenig anzunehmen – im Fliegenden Axot hatten sie in einer Kammer hinter dem Schankraum schlafen müssen.
    Beherzt schwang sie ein Bein über die Brüstung und tastete mit den Zehen den Boden ab. Dann stieg sie ins Innere und verharrte. Sie hatte kein Geräusch verursacht, und im Haus war es ruhig. Allerdings war der Gestank von Gewürzen, kaltem Fett und abgestandenem Cupalrauch so übel, dass sie den Eindruck hatte, er wolle sich auf ihre Ohren legen.
    Zwei Monde schienen hell ins Zimmer. Naave erkannte eine Bettstatt, die – Tique sei Dank – leer war, eine Truhe und einen hölzernen Schrein, auf dem die schlanke Figur der Gonitlaxa thronte. Die tanzende Göttin der Unterwelt war seit jeher Tzozics Lieblingsgottheit. Naaves Herz machte vor Schreck einen Satz. Dies hier war also seine Schlafkammer. Wo mochte er sein? Wahrscheinlich war er unten über dem Zählen seiner Geldringe eingeschlafen. Das war schlecht, sehr schlecht. Aber vielleicht gab es hier oben noch ein Versteck? Im Schrein lagen sicherlich einige Wertsachen. Sie zu nehmen hieße jedoch, eine Göttin zu bestehlen.
    Vielleicht unter der Matratze?
    Naave machte einen Schritt auf das Bett zu und bückte sich. Eine Hand schoss aus dem Dunkel und legte sich um ihr Handgelenk. Ein Schreckensschrei wollte aus ihrer Kehle, doch sie schaffte es, ruhig zu bleiben. Mit der Linken schlug sie blind nach vorne. Sie traf ein stoppelbärtiges Gesicht.
    Tzozics wuchtiger Kopf schob sich ins Mondlicht. Verächtlich zog er die Lippen hoch.
    »Du also!«, zischte er. »Da habe ich wohl vergeblich gehofft, dass du dich wie eine lästige Hausratte endlich, endlich woandershin davongemacht hast. Hast du wirklich geglaubt, ich würde nicht merken, wenn einer an meiner Hauswand hochklettert? Du bist nicht die Erste, die so dumm ist. Morgen lasse ich das Gewächs da draußen abschlagen! Was willst du von mir?«
    Er schüttelte sie. Naave versuchte ihm ins Gemächt zu treten, traf jedoch nur seine Leiste. Trotzdem ließ er sie laut fluchend los.
    Rücklings wich sie zur Tür zurück. Sie traute ihm zu, dass er sie aus dem Fenster warf. Dann wollte sie lieber freiwillig die Treppe hinunter flüchten. Und die Hoffnung, irgendetwas von Wert mitnehmen zu können, wollte sie nicht aufgeben. Tique, falls du doch am Leben bist, dann hilf mir! Lass mich nicht mit leeren Händen gehen! Was soll ich dann nur tun?
    Tzozic schnaufte schwer. »Sag mir, was du willst, bevor ich dir den dreckigen Hals umdrehe.«
    »Das fragst du noch? Meine Hälfte der Belohnung!«
    »Deine Hälfte? Bist du von Sinnen, Naave? Dir steht nicht einmal der Dreck unter meinen Fingernägeln zu!« Er stapfte auf sie zu. Ihr Rücken stieß gegen die verschlossene Tür. Fahrig tastete sie nach einem Riegel oder Schloss.
    »Du hast deinen Anteil bekommen«, sagte er um eine Spur ruhiger. »Den nämlich, dass man dir ein Zuhause im Tempel gab. O ja, ich weiß es! In einem Gasthaus mitten in der Stadt erfährt man alles, was man wissen muss.«
    »Aber ich …«
    Nun stand er vor ihr. »Du bist

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