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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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Goldenen sind sie unbezahlbar. In das feine Haus würde man unsereins sowieso nicht lassen. Ach, einmal noch einen Felsentaucher kosten! Er ist doch nicht teuer, Mädchen, nein?«
    Naave unterdrückte ein Seufzen. Wäre sie fürs Handeln gemacht, würde sie in das Klagen der Frau einstimmen, ihrerseits klagen und eine Stunde damit zubringen, sich auf einen Preis zu einigen. »Zwei große Kupferringe«, sagte sie.
    »Zwei! Und auch noch große!«
    »Ich habe einen halben Tag gebraucht, ihn zu fangen«, schnaubte Naave. »Und zwei große Ringe verlangt ja schon der Marktaufseher von mir!«
    »Der sollte drei nehmen, so frech, wie du bist.« Die Frau rückte sich ihren Korb zurecht, aus dem die Blätter einiger Manoqwurzeln herausschauten, und stapfte davon.
    Es war ein Jammer. Den einfachen Leuten, war ein Felsentaucher zu teuer, und jene, die ihn sich hätten leisten können, meinten bedauernd, dass er an ihren Koch verschwendet wäre, denn nur Tzozic aus dem Goldenen Axot verstünde sich auf ihre Zubereitung. Und der dumme Fisch lenkte von dem restlichen Angebot ab, so dass Naave zur Mittagszeit wenig verkauft hatte und sich stattdessen darum sorgen musste, ob die Fische bis zum Abend durchhielten. Sie würde sie zukünftig lebend auf den Markt bringen müssen. Nur, wie sollte sie gefüllte Wassereimer herschleppen? Vielleicht sollte sie die Sache aufgeben und sich stattdessen irgendeine andere Arbeit suchen. Aber das war ihr in früheren Jahren schon nicht gelungen. Nur Hurenhäuser öffneten einer jungen Frau aus dem Graben bereitwillig die Tür …
    Hastig senkte sie den Kopf, als ein Tempelwächter gelangweilt vorüberschritt, und beugte sich tief über die Matte, auf der sie hockte. Sie zwang sich, nicht nach dem Kopftuch zu greifen, mit dem sie vorgab, sich vor der Sonne zu schützen. Von der Hurenwirtin hatte sie noch ein abgelegtes Kleid bekommen, das eng geschnitten und mit allerlei billigem Klimperkram wie Kupferperlchen verziert war. Auch hatte sie die Augen mit schwarzen Strichen und blauem Puder versehen. Doch sollte jemand auf den Gedanken kommen, Naave die Diebin und Fischerin könne so etwas tragen, würde man sie natürlich trotzdem erkennen. Sie kratzte sich an der ausgeprägten Nase, um sie zu verbergen. Der Mann trug sein gut poliertes Lavasteinschwert für jedermann sichtbar an der Seite; seinen kräftigen Oberarm zierte ein runder, mit bunten Federn besetzter Schild. Auf alte Narben hatte er rote Farbe aufgetragen. War das nicht der Mann, der sie und Tzozic am Tempel in Empfang genommen hatte? Naave senkte noch tiefer den Kopf, und erst als er einige Schritte entfernt war, wagte sie aufzuatmen.
    Sie blickte über die Schulter. Der Tempel war nicht weit. Aber im Gewimmel des Marktes fiel sie nicht auf. Rechts von ihr bot ein Mann Heuschreckenspieße mit scharfen Mla-Schoten an; linker Hand verkaufte eine Frau Ketten aus bunten Schneckenhäusern, Lavasteinsplittern, kunstvollen Knoten oder Federn. Hinter ihr roch es nach brennenden Cupalblättern, und vor ihr stand der verhangene Karren einer Hure, von der nur zwei nackte Füße zu sehen waren. Weiter vorn gab es einen Stand mit Perücken, und daneben konnte man Almaralämmer kaufen, um sie dem Tempel als Blutopfer darzubringen. Reiche Frauen schwebten in Sänften vorüber, die Haare gewaltig aufgetürmt und mit Schmucksteinen versehen, während schmutzige Kinder um eine Frucht balgten, die von einem Obststand gekullert war. Eine weitere Hure mit langen, rotgefärbten Haaren bot jedem, der vorüberkam, gleich welchen Alters oder Aussehens, ihre Dienste an, und daneben erzählte ein Mann denselben Leuten, dass er Zähne behandeln könne, ohne Schmerzen zu verursachen, was ihm ungläubiges Gelächter einbrachte. Naave stellte sich vor, über den Markt zu huschen, sich an all den Eindrücken zu ergötzen und den einen oder anderen prallen Beutel vom Gürtel eines reichen Mannes zu schneiden, um ihn drüben auf dem hüfthohen Mäuerchen, hinter dem der Große Beschützer sein beständiges Rauschen heraufschickte, in Augenschein zu nehmen. Aber Nanxi wollte das nicht. Von überall her roch es nach gebratenem Fleisch, überreifen Früchten, den Ausdünstungen all der Menschen und dem Angstschweiß dreier Düsterer, die inmitten des Getümmels hockten und Felle und Federn aus dem Wald feilboten. Neugierig scharten sich die Städter um ihre Matte. Naave entnahm ihren spöttischen Bemerkungen, dass man sich über den Mut oder die Dummheit der Waldleute

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