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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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Gestellen gezeigt wurden. Eine erstand der Yioscalo sogar. Doch nie stieg er aus der Sänfte.
    Einmal würde er es tun müssen. Und Naave wusste auch, wo.
    Sie stahl sich an den Sänften vorbei und lief zu einem Zelt am Rande des Marktes. Hier einzutreten, kostete Geld, das sie nicht hatte, also huschte sie auf die rückwärtige Seite, wartete einen passenden Moment ab, hob die Plane und kroch hinein. Tique war mit ihr – der Raum war leer. Sie kauerte sich hinter die Sitzbank und betete, dass der Yioscalo auch wirklich diesen Ort aufsuchte und nicht den anderen dieser Art, den es noch auf dem Markt gab. Dann richtete sie sich auf eine ungemütliche Wartezeit ein; doch mit einem Mal hob sich der Eingang, und niemand anderer als der Yioscalo kam hereingewatschelt.
    »Willst du wohl draußen bleiben!«, herrschte er eine barbusige Sklavin an, die ihm auf dem Fuße folgte. »Ich bin doch nicht mein Vater, dass ich mir nicht einmal selber den Rotz aus der Nase holen lasse. Die Götter mögen mich davor bewahren, dass ich so werde. Verschwinde! Ich kann das allein!«
    Erschrocken wich die Frau rücklings hinaus. Er drehte sich, hob seinen Schurz und ließ sich mit einem tiefen Seufzen auf einem der Latrinenlöcher nieder.
    Naave konnte ihr Glück kaum fassen. Die hinteren Geldstränge baumelten vor ihren Augen, bereit, abgeschnitten zu werden.
    An ein Messer hatte sie jedoch nicht gedacht.
    Tique! Hätte Nanxi ihr nicht ins Gewissen geredet, das Stehlen bleibenzulassen, wäre sie wohl besser vorbereitet gewesen.
    Sein Gestank drang ihr in die Nase. Sie musste sich abwenden. Genussvoll stöhnte er, als läge er bei einer Frau. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, hörte sie ihn hinausstapfen.
    Naave raffte ihr Kleid und sprang über die Latrinenbank. Sie durfte ihn nicht aus den Augen verlieren! Den Blick zu Boden gerichtet, um dem Schmutz auszuweichen, hastete sie durch den Eingang hinaus. Und prallte gegen seine massige Gestalt.
    »Hab ich dich nicht irgendwo schon einmal gesehen?«, fragte er verdutzt, während er sich die Finger an einem Tuch abwischte.
    Sie schüttelte den Kopf. Hinter ihm stand die Sänfte; eine kleine Leiter lehnte an ihr. Tzozics Sänfte war, den Göttern sei Dank, nicht zu sehen. Aber sicherlich war sie ganz in der Nähe. Entschlossen schob sich Naave an dem Yioscalo vorbei und rannte zu ihrer Matte zurück. Nicht alle Fische waren inzwischen gestohlen – um den letzten kleinen Flussgründler balgten sich zwei Katzen.
    Naave sah mehrmals über die Schulter. Dann wagte sie es, die Faust zu öffnen, die sie an den Bauch gepresst hielt. An der Schnur, die sie dem Yioscalo vom Gürtel gerissen hatte, hingen acht Silberringe. Und sogar ein Goldring.

    Der Heiler beugte sich über den Jungen. »So, und jetzt leg den Kopf zurück. Ja, so ist es gut. Mach schön den Mund auf.«
    Der Junge bebte am ganzen dünnen Leib, gehorchte aber. Der alte Heiler schob einen knorrigen Finger tief in die Mundhöhle und befingerte einen Zahn, was seinen Patienten dazu brachte, zu wimmern und auf dem Hocker herumzurutschen. Schließlich wählte der Alte aus mehreren auf einem Tisch aufgereihten Vogelfedern eine aus und steckte sie in den aufgesperrten Mund – in den Zahn offenbar, denn der Junge begann zu schreien.
    »Es ist doch schon vorbei!«, herrschte der Heiler ihn an und trat zurück. »Sieh zu, dass die Feder stecken bleibt, für mindestens drei Tage.« Er hielt eine Hand auf, und die Mutter legte den ausgemachten Lohn hinein; dann schnappte sie sich das weinende Kind, aus dessen fest zusammengepresstem Mund das Ende der Feder ragte, und schob sich durch die Zuschauermenge. Eine junge Frau wählte aus den Wartenden den nächsten Unglücklichen aus, der sich behandeln lassen durfte. Dieser, ein ebenso alter Mann, der gebückt ging, klagte über Schmerzen in den Knien.
    »Wickle um sie die Haut einer Tepehuano«, so die Anweisung des Heilers. »Aber eine frisch abgezogene, keine getrockneten, wie man sie hier auf dem Markt kaufen kann.« Die Frage, wie man an eine frische kommen solle, ließ er unbeantwortet. Den Nächsten wies er an, sich auf eine Matte zu legen, wo er ihm den Arm abband und zur Ader ließ. Für das Blut fand sich sofort ein Käufer, der es den Göttern opfern wollte.
    »Rohe Sitten«, brummte er. »Als ob es ein Zicklein nicht täte.« Er deutete auf einen schlaksigen Mann mittleren Alters, der gebeugt wartete. Die junge Frau winkte ihn heran und deutete auf den Hocker, wo er

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