Feuer der Leidenschaft
Braut, ganz allein zu tragen.
»Richtet dieser Miss Wilding aus, daß ich in ein paar Minuten unten sein werde«, sagte sie zu dem Butler.
Sie machte vorher noch einen Abstecher in ihr Zimmer, um sich dort die Haare ein wenig zu richten und einen prächtigen indischen Schal um die Schultern zu legen, der ihrem eintönigen Arbeitskittel ein wenig Farbe gab.
Nachdem sie Minton angewiesen hatte, Kenneth sogleich in den Salon zu schicken, wenn er zurückkam, betrat sie diesen selbst mit etwas gemischten Gefühlen.
Ihre Gäste standen an der Wand und bewunderten dort eines von Sir Anthonys Gemälden. Sie drehten sich nun gleichzeitig um, als sie in den Salon kam. Der junge Mann war blond und attraktiv, - mit Augen, die mehr gesehen hatten, als man gemeinhin in diesem Alter erlebte. Seine aufrechte Haltung und sein verkrüppelter linker Arm bestätigten ihr Mintons Vermutung, daß der junge Mann wohl in der Armee gedient haben müsse.
Das Mädchen neben ihm war schlank und hübsch und hatte ein liebliches Gesicht mit Kenneths bemerkenswert grauen Augen. Sie bewegte sich nun mit Hilfe eines Krückstocks auf ihre Gastgeberin zu. »Miss Seaton?« fragte sie etwas unsicher. »Ich bin Beth Wilding, Kenneths Schwester.«
Rebecca, die in dem Mädchen eine mit ihrer Scheu verwandte Schüchternheit erkannte, traf mit ihrem Gast in der Mitte des Raumes zusammen. »Ich freue mich, daß ich die Gelegenheit bekomme, Euch kennenzulernen, Miss Wilding«, sagte sie, lächelnd die Hand des Mädchens ergreifend. »Nach allem, was Kenneth mir von Euch erzählte, nahm ich an, daß Ihr Euch in Bed-fordshire aufhalten würdet.«
»Bitte, nennt mich Beth, da wir j a nun bald Schwägerinnen sein werden. Als ich Eure Verlobungsanzeige in der Zeitung las, beschloß ich, nach London zu fahren, um Euch in der Familie willkommen zu heißen.« Sie warf einen schrägen Blick auf ihren Begleiter. »Und wir… wir wollten Kenneth auch noch wegen einer anderen Angelegenheit sprechen.
Das ist mein Freund, Leutnant Jack Davidson. Er hat in Kenneths Regiment gedient.«
Davidson verbeugte sich. »Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennenzulernen. Bitte, nehmt meine herzlichsten Glückwünsche zu Eurer Verlobung entgegen.«
Rebecca gefielen das Aussehen und Benehmen des jungen Mannes, obwohl er so angespannt wirkte, als würde er wie eine Alarmglocke schrillen, wenn man ihn mit dem Finger anstieß. Und aus der Weise, wie Beth und der junge „Mann sich anschauten, schloß Rebecca, daß die beiden mehr waren als nur Freunde.
»Ihr müßt mich beide Rebecca nennen«, sagte sie, und statt Davidsons Verletzung zu ignorieren, blickte sie nun auf dessen verkrüppelten linken Arm und sagte im sachlichen Ton: »Waterloo?«
Er nickte. »Kenneth - Lord Kimball - rettete mir an jenem Tag das Leben. Wenn er damals meinen Arm nicht abgebunden hätte, wäre ich wohl verblutet.« Die Erinnerung daran schien’ihn noch nervöser zu machen.
Um ihren Gästen nun ihre Befangenheit zu nehmen, lud Rebecca sie zum Sitzen ein und läutete nach Erfrischungen. Nachdem die beiden Platz genommen hatten, sagte sie zu Beth: »Ich habe erst vor ein paar Tagen Eure Stiefmutter kennengelernt.«
»Und habt das überlebt?« erwiderte Beth prompt. Dann schlug sie sich rasch mit der Hand auf den Mund und klagte: »O weh, das hätte ich wohl nicht sagen dürfen.
Schließlich hatte ich mir geschworen, mich anständig zu benehmen, als ich nach London fuhr.«
Rebecca grinste. Sie wußte nun, daß Beth und sie sich recht gut verstehen würden.
»Hermione ist ein absolutes Ekel, nicht wahr? Ihr müßt eine sehr tapfere Person sein, daß Ihr sie so lange habt ertragen können.«
»Zum Glück war ich in ihren Augen viel zu unbedeutend, als daß sie mir viel Aufmerksamkeit geschenkt hätte.
Nein, ich konnte die meiste Zeit hindurch ziemlich ruhig und von ihr unbehelligt mit einer wunderbaren Gouvernante in Sutterton leben.«
In diesem Moment wurde ein Tablett mit Tee und Kuchen ins Zimmer gebracht. Rebecca bemerkte, wie geschickt Beth Tasse und Kuchenteller arrangierte, so daß Davidson alles bequem mit einer Hand erreichen und sich ohne fremde Hilfe mit Tee und Gebäck bedienen konnte. Die beiden waren so perfekt aufeinander abgestimmt und griffen so reibungslos ineinander wie die Zahnräder eines Uhrwerks. Nicht so wie sie und Kenneth, die umeinander herumschlichen wie Katzen um den heißen Brei.
Nachdem sie ein paar Minuten lang Konversation gemacht hatten, fragte Beth: »Wißt Ihr,
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