Feuer der Leidenschaft
Entdeckung, daß er langweilig war. Da erkannte ich, daß ich unmöglich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen konnte, und stieg deshalb in Leeds in eine Postkutsche, die mich nach London zurückbrachte. Aber da ich inzwischen ein paar Nächte von zu Hause fort gewesen war, war mein Ruf natürlich ruiniert.«
Kenneth holte tief Luft. »Wußten deine Eltern, daß du nicht mit ihm geschlafen hast?«
»Es schien mir nicht von Bedeutung zu sein, ihnen das zu sagen, da mein Ruf ohnehin schon ruiniert war.«
»Hölle und Verdammnis!« Er legte die Stirn an ihre Schultern, und sein rauher Atem wärmte ihr die Brust.
»Du sagtest, du wüßtest, was du tust. Aber du wußtest es natürlich nicht. Du konntest es gar nicht wissen.«
Ein Dutzend Herzschläge lang herrschte Schweigen im Zimmer. Dann hob er den Kopf, und sein Gesicht sah so grimmig aus, als habe man ihn soeben dazu verurteilt, von einem Hinrichtungskommando füsiliert zu werden.
»Wenn das nicht ein schlimmer Fehler von dir wäre, mich zu heiraten, würde ich sagen, daß unser angebliches Verlöbnis sich soeben in eine echte Verlobung verwandelt hat.«
Sich aus einer unvorteilhaften Rückenlage in eine sitzende Stellung erhebend, sagte sie: »Da ich in einer dekadenten Künstlerfamilie groß geworden bin, hatte ich schon immer Mühe damit, die Jungfrauenschaft ernst zu nehmen. Sie hat wirklich nicht viel zu bedeuten.«
Er zog ausdrucksvoll die Brauen in die Höhe und stieg dann aus dem Bett, um das Handtuch von dem kleinen Waschständer in der anderen Ecke des Zimmers zu holen.
»Glaube mir, Rebecca, so etwas zählt.«
Nachdem er sie mit dem Handtuch gesäubert hatte, wickelte er sie behutsam in die Decke ein, ehe er sich nachlässig wieder mit seiner Hose und seinem zerrissenen Hemd bekleidete. Dann goß er ihr und sich etwas von dem Wein in die Gläser, setzte sich neben sie auf das Bett und lehnte sich mit einem zutiefst bekümmerten Gesicht an die Wand zurück. »Ich verdiene es, erschossen zu werden. Ich wußte doch, daß es falsch war, mit dir zu schlafen, und habe es trotzdem
getan.«
Sie blickte ihn mit einem verunsicherten Lächeln an. »Da ich dich um ein Haar vergewaltigt hätte, hättest du schon eine sich für einen Gentleman kaum schickende Menge von Gewalt anwenden müssen, um mich daran zu hindern.«
Er starrte in sein Glas. »In meinem Alter sollte ich eigentlich in der Lage sein, mich zu beherrschen - sogar dann, wenn ich von einem hinreißend schönen weiblichen Geschöpf attackiert werde.«
Hinreißend? Ihr gefiel der Klang dieses Wortes. »Ich bin froh, daß du dich nicht beherrschen konntest, und mit dem Ergebnis überaus zufrieden. Ich finde jedenfalls, daß mir die Rolle als Lilith recht gut steht.«
Er lächelte ein bißchen, schüttelte dann aber den Kopf.
»Ich gebe zwar zu, daß du nicht ein naives, eben erst der Schule entwachsenes Mädchen bist. Aber mein Verlangen, dich zu besitzen war so groß, daß ich nicht einmal daran gedacht habe, Vorsorge gegen eine Schwangerschaft zu treffen. Falls du nun schwanger werden solltest
…« Seine Stimme verebbte.
»Das ist nach einem Mal doch recht unwahrscheinlich, nicht wahr? Und ich hätte nichts dagegen, ein Baby zu bekommen.« Sie zog die Decke ein wenig fester um die Schultern. »Wenn mein Vater den Skandal nicht ertragen könnte, würde ich mir in einer Stadt in der Provinz einen eigenen Hausstand gründen. Vielleicht behaupten, daß ich eine Witwe sei. Schließlich bin ich eine finanziell unabhängige Frau.«
Seine Hand krampfte sich so fest um den Stiel des Weinglases, daß sie schon fürchtete, es würde zerbrechen.
»Glaubst du im Ernst daran, daß ich dir das erlauben würde? Es wäre doch auch mein Kind! Es ist eine Sache, wenn die Umstände eine Mutter dazu zwingen, ihr Kind allein aufzuziehen, aber eine ganz andere, der Mutter aus egoistischen Gründen ein Baby zu machen, um diesem dann vorsätzlich den Vater zu nehmen. Falls du ein Kind empfangen haben solltest, hast du dir mit mir einen Ehemann eingehandelt.« Er holte tief Luft. »Und wenn das tatsächlich so sein sollte, dann möge Gott uns helfen.«
Sie biß sich auf die Lippen und begann, mit den Fingern ihre Haare zu kämmen, um sie von etwaigen Kletten zu befreien. Sie war schrecklich egoistisch gewesen und hatte nur an ihre eigenen Wünsche und nicht an die Interessen eines Kindes gedacht, zu dessen Herstellung die Sache naturgemäß ja eigentlich diente. Sie war auch kriminell leichtfertig mit
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