Feuer der Leidenschaft
Sondererlaubnis in den nächsten paar Tagen trauen ließet, da wir uns gerade alle drei hier in London befinden?«
»Oh, Kenneth!« Strahlend vor Erleichterung, warf Beth sich in seine Arme. »Du bist der Beste aller Brüder.«
»Bin ich nicht, wie du weißt. Jack wird sich viel besser um dich kümmern, als ich das getan habe.« Und während er ihr die Arme um die Schultern legte, überlegte er fieberhaft, wie er trotz der Eile, mit der die Sache nun über die Bühne gehen sollte, und seines Mangels an Geld ihre Heirat zu einem denkwürdigen Ereignis machen konnte. Es wurde Zeit, daß er ein paar Leute um einen Gefallen bat.
Seine Schwester wieder freigebend, sagte er: »Michael und Catherine Kenyon bewohnen zur Zeit das Ash-burton House, und Michael hat mir gegenüber mehrmals erwähnt, wie groß und leer doch dieses Palais sei. Ich glaube, sie wären froh, euch ein paar Tage lang als Gäste aufnehmen zu können.«
»Wenn sie dazu bereit wären, wäre das natürlich viel bequemer als der Aufenthalt in einem Gasthof«, sagte Jack und lächelte erfreut.
Rebecca sagte zögerlich: »Natürlich kennt Ihr mich kaum, Beth. Aber wenn Ihr keine Bekannten oder Freunde in London habt, die Euch als Brautjungfer dienen können, würde ich mich geehrt fühlen, wenn Ihr mich dazu auserwählen würdet.«
Beth nahm dieses Angebot natürlich sofort an. Während die beiden mit der Planung der Hochzeit beschäftigt waren, schickte Kenneth einen Boten zu Michael und Catherine mit der schriftlichen Anfrage, ob sie bereit wären, zwei Gäste bei sich aufzunehmen. Noch in der gleichen Stunde traf von Michael die Antwort ein, daß ein Offizier der 95er und eine Schwester von Kenneth jederzeit unter seinem Dach willkommen seien. Der Überbringer dieser Antwort hatte auch gleich eine hübsche, mit zwei Pferden bespannte Kutsche mitgebracht, die draußen vor dem Haus auf die Befehle der beiden Gäste wartete.
Und inmitten all diesen Trubels passierte es dann, daß die Spannung, die seit dem Morgen zwischen ihm und Rebecca geherrscht hatte, plötzlich irgendwie verpufft war. Worauf sich dann, als Kenneth der Gedanke kam, wie Rebecca eines Tages wohl als Braut ausschauen mochte, eine neue und gänzlich anders geartete Spannung seiner bemächtigte. Und während er beobachtete, wie Beth und Jack in die wartende Kutsche stiegen, fragte er sich, ob Hochzeiten vielleicht ansteckend sein könnten.
Am nächsten Tag kam George Hampton mit einem Probestich von Sir Anthonys drittem Waterloo-Gemäl-de ins Haus, und die beiden befreundeten Männer führten daraufhin eine sehr lebhafte und lautstarke Diskussion, ehe sie sich darauf einigen konnten, was noch überarbeitet und woran noch gefeilt werden mußte. Als Sir Anthony sich daraufhin wieder in sein Studio zurückzog und Hampton sich zum Gehen anschickte, trat Kenneth zu ihm und sagte:
»Ich hätte gern einmal mit Euch geredet, Sir. Wann würde Euch das denn passen?«
»Ich habe noch ein paar Minuten Zeit«, erwiderte Hampton, schlug dem jüngeren Mann mit der Hand auf die Schulter und sagte: »Übrigens, meine Gratulation zu Eurer Verlobung. Ich glaube, daß Ihr und Rebecca recht gut zusammenpassen werdet.« Er kicherte. »Habe mich köstlich amüsiert, als ich in der Zeitung las, daß ich einen Vicomte herumkommandiert habe. Aber ich denke, das hätte ich auch getan, wenn ich gewußt hätte, daß Ihr ein Vicomte seid.«
Sich nervöser fühlend als einst vor einer französischen Kavallerieattacke, sagte Kenneth: »Ich … ich habe da etwas, das ich Euch gern zeigen möchte.«
Er bat den Graveur, mit ihm ins Büro zu kommen, und holte dort eine Mappe aus seinem Schreibtisch, die eine Auswahl von seinen Zeichnungen mit Motiven von der iberischen Halbinsel enthielt. Hamptons buschige Brauen schössen in die Höhe, als er das Bildnis von dem tödlich verwundeten Soldaten sah, das Rebecca so sehr beeindruckt hatte.
Der Graveur studierte es lange und blätterte dann wortlos die ganze Mappe durch. Als er damit fertig war, blickte er hoch und sah Kenneth scharf an. »Woher habt Ihr diese Sachen?«
In dem Gefühl, daß er nun einen entscheidenden Schritt machen würde, holte Kenneth tief Luft und sagte: »Ich habe sie gezeichnet.«
»Tatsächlich? Ich wußte ja gar nicht, daß Ihr auch ein Künstler seid.«
»Ich habe mein ganzes Leben lang gezeichnet«, erklärte Kenneth schlicht.
»Habt Ihr Anthony schon Eure Arbeiten gezeigt?«
»Es gab keinen Grund, weshalb er sie sehen sollte. Rebecca
Weitere Kostenlose Bücher