Feuer der Leidenschaft
jetzt! Sie hatte nicht gewußt, daß das Verlangen und die Fröhlichkeit nebeneinander existieren könnten.
Als er sich mit einer provozierenden Langsamkeit in ihr zu bewegen begann, wünschte sie sich insgeheim, daß sie doch immer so beisammenbleiben könnten wie jetzt - sicher vor den harten Forderungen, die die Welt an sie stellte.
Aber bevor sie nun von einem ekstatischen Taumel des Entzückens erfaßt wurde, wußte sie in einem frostigen Moment der Vorahnung, daß ihr Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde.
Kapitel 27
T,
rotz ihrer doch recht ausgedehnten amourösen Auseinandersetzung in Rebeccas Studio kamen Ken-neth und sie dann doch noch mit einer sich in Grenzen haltenden Verspätung zu dem Ball der Strathmo-res. Kenneth amüsierte sich im stillen über das gesetzte Wesen und das artige Gesicht, mit dem Rebecca ihre Gastgeber begrüßte.
Jeder, der sie nicht kannte, würde sie wohl für ein unterwürfiges Geschöpf
ohne eine eigene Meinung gehalten haben. Er wußte es besser.
Als sie auf die Türen des Ballsaals zugingen, sah sie zu ihm hoch, und ihre Blicke begegneten sich. Er empfand dabei ein wundersames Gefühl von Nähe, als würden sie beide in der Haut des anderen stekken.
Sie fragte mit einem schelmischen Lächeln: »Woran denkst du denn gerade?«
Sich den Umstand zunutze machend, daß bei dem Lärm, der hier herrschte, kein Mithörer verstehen konnte, was er sagte, wenn er nur leise genug sprach, erwiderte er: »Daß du dich mit bemerkenswerter Schnelligkeit aus einer nackten Dämonin in eine elegante Lady verwandelt hast. Daß ich jetzt am liebsten mit dir hier in ein leeres Zimmer ginge, um dich dort zu verführen. Und daß ich zu gern eine ganze Nacht mit dir verbringen würde.«
Eine bezaubernde Röte zeigte sich nun auf ihrem eben noch so braven Gesicht: »Hast du vor, deine Gedanken auch in die Tat umzusetzen?«
»Leider werde ich mich darauf beschränken müssen, ein bißchen öfter mit dir zu tanzen, als das schicklich ist.« Das Orchester stimmte gerade einen Walzer an, und er führte sie auf die Tanzfläche. Wenn er sie schon nicht verführen konnte, war ein Walzer das Nächstbeste.
Als die Musik wieder zu spielen aufhörte, schlenderten sie am Rand des Saals entlang, um ihre neuen Freunde und Bekannten zu begrüßen. Rebeccas Benehmen war diesmal weitaus ungezwungener als bei ihrem ersten Ball, und jeder wollte von ihr das Versprechen für einen der nächsten Tänze haben. Bei dem vorhergehenden Ball hatten sie sich um einen Tanz bei ihr beworben, weil
Michael seine Freunde darum gebeten hatte, dafür zu sorgen, daß sie sich nicht wie eine aus ihren Gesellschaftskreisen Verbannte vorkommen sollte. Doch diesmal mußten die Männer nicht erst dazu aufgefordert werden. Sie kamen zu ihr, weil sie mit ihr plaudern und tanzen wollten.
Als Kenneth sah, daß Rebecca sich unter Freunden befand, entschuldigte er sich bei ihr, um mit ihrem Gastgeber, Lord Strathmore, ein paar Worte unter vier Augen reden zu können. Nachdem sie ein paar Liebenswürdigkeiten ausgetauscht hatten, kam Kenneth auf den wundersamen, den Familienschmuck der Wil-dings betreffenden Gesinnungswandel seiner Stiefmutter zu sprechen, und wie\unendlich dankbar er doch für das Ergebnis ihrer Einsichtigkeit sei. Strathmore grinste schadenfroh bei diesen Worten, und das boshafte Funkeln in seinen Augen bestätigte Kenneths Vermutung, daß sein Gastgeber tatkräftig an dem sogenannten Gesinnungswechsel seiner Stiefmutter mitgewirkt hatte.
In der Hoffnung, daß er sich eines Tages für diese
»Gefälligkeit« bei seinem Gastgeber revanchieren konnte, schlenderte Kenneth nun wieder im Saal umher, um sich mit Freunden zu unterhalten und zuweilen auch das Tanzbein zu schwingen. Da er Rebecca gebeten hatte, den letzten Tanz vor dem Souper für ihn zu reservieren, wollte er bis dahin seine Saalrunde beendet haben. Ein paarmal sah er ihre schlanke und überaus reizvolle Gestalt an sich vorbeitanzen.
Er gönnte den anderen Männer die Chance, mit ihr tanzen zu können. Schließlich war er ja der glückliche Teufel, der den halben Nachmittag in ihren Armen verbracht hatte.
Michael Kenyon rief ihm etwas zu, und nachdem er zu ihm getreten und sie sich begrüßt hatten, sagte Michael:
»Catherine und ich sind heute in Somerset House gewesen.
Du hast aber einen langen Weg seit deinen Kohleskizzen von >Ludwig dem Faulen< zurückgelegt.«
Kenneth grinste. »Ein Hund, der sich niemals bewegt, ist nicht schwer zu
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