Feuer der Leidenschaft
zeichnen.«
»Ich hoffe, daß du deine Gemälde noch keinem versprochen hast«, fuhr Michael fort. »Würdest du für deine zwei Bilder einen Preis von tausend Guineen akzeptieren?«
Kenneth klappte die Kinnlade herunter. »Das ist absurd!
Oder soll das etwa ein Akt der Wohltätigkeit sein?«
»Ich hatte gewußt, daß du so etwas sagen würdest«, erwiderte sein Freund ungerührt. »Im Gegenteil, ich möchte, daß meine Enkelkinder sich für meine weise Voraussicht bedanken, die mich dazu brachte, zwei großartige frühe Wildings zu kaufen. Der Preis, den ich dir dafür biete, wird mir in ein paar Jahren wie ein Diebstahl vorkommen.«
Kenneth lächelte, hatte aber noch immer seine Zweifel.
»Bist du dir sicher, daß du sie tatsächlich gern haben möchtest?«
»Vergiß nicht, daß Catherine und ich ebenfalls in Spanien gewesen sind«, sagte Michael leise. »Die beiden Bilder sprechen uns beide auf eine ganz besondere Weise an.«
»In diesem Fall gehören die Bilder dir.« Kenneth streckte seinem Freund die Hand hin. »Und ich werde dann sogar die Möglichkeit haben, sie hin und wieder besuchen zu können.«
»Das hoffe ich doch. Und das muß ich auch gleich Catherine erzählen. Sie hatte nämlich Angst, du könntest sie inzwischen schon an jemand anderen verkauft haben.« Worauf Michael sich mit einem kurzen Nicken von ihm verabschiedete, um sich auf die Suche nach seiner Frau zu machen.
Kenneth, der sein Glück noch gar nicht recht fassen konnte, wollte nun auch nach Rebecca Ausschau halten, um ihr diese gute Nachricht mitzuteilen. Aber als er sich umdrehte, wäre er fast mit Lord Bowden zusammengestoßen.
Obwohl Lord Bowden kein Mann von großer Statur war, machte ihn jetzt seine an Gewitterwolken erinnernde Miene doch zu einer furchtgebietenden Gestalt. »Ich hoffte Euch hier zu finden, Kimball«, schnauzte er Kenneth an. »Ihr habt Euch mehrmals geweigert, Euch mit mir zu treffen oder meine Briefe zu beantworten, aber jetzt werdet Ihr ja wohl mit mir reden müssen.«
Kenneth zuckte innerlich zusammen. Er hatte das Datum vergessen, an dem Bowden wieder in London sein wollte.
Tatsächlich hatte er in den letzten vierzehn Tagen kaum noch an etwas anderes gedacht als an das Malen und Rebecca.
»Tut mir leid, Bowden. Ich habe wirklich nicht ver- J sucht, Euch aus dem Weg zu gehen. In den letzten Ta- * gen war ich nur zu beschäftigt, um meine Briefe abholen zu können.
Ich gebe Euch recht, wenn ihr meint, daß es Zeit wäre, uns zu treffen. An welchem Tag würde Euch das denn passen?«
»Ihr werdet jetzt mit mir reden«, antwortete Bowden ihm mit hörbarem Zähneknirschen. »Und zwar mitten im Ballsaal, falls das nötig sein sollte.«
Der Mann stand offenbar kurz vor einem Wutausbruch, was Kenneth ihm auch nicht verdenken konnte. Zum Glück tanzte Rebecca gerade und würde deshalb gar nicht merken, wenn er jetzt den Ballsaal verließ.
»Ich glaube, wir würden es beide vorziehen, keine Zeugen bei unserem Gespräch dabeizuhaben. Also lassen Sie uns nach einem leeren Zimmer suchen.«
Bowden erklärte sich mit einem grimmigen Nicken mit seinem Vorschlag einverstanden, und sie bewegten sich nun Seite an Seite durch die lachende und vergnügt miteinander plaudernde Menge. Kenneths Geist arbeitete auf Hochtouren, aber ohne fruchtbares Ergebnis. Er hatte nichts zu sagen, was einen Mann, der Sir Anthony vernichten wollte, zufriedenstellen konnte.
Die Quadrille endete, und Rebecca bedankte sich, noch ganz außer Atem, bei ihrem Tanzpartner. Dann schaute sie sich nach Kenneth um, der sich für den nächsten Tanz hatte vormerken lassen. Doch zu ihrer Überraschung verließ er in diesem Moment mit einem anderen Mann, der ihr irgendwie bekannt vorkam, den Ballsaal. Sie ging den beiden nach, sich mit dem Fächer, den Kenneth bemalt hatte, Kühlung zuwedelnd. Er war ihr teurer als der Wilding-Dia-mantring, den sie eines Tages ja wieder würde zurückgeben müssen.
Doch dieser Fächer gehörte ihr wirklich.
Als sie den Ballsaal verließ, sah sie gerade noch, wie die beiden Männer am Ende des Korridors in einem angrenzenden Raum verschwanden. Neugierig folgte sie ihnen nun auch dorthin. Die Tür schwang lautlos nach innen, und sie fand sich dort in einem langen, schmalen Schlauch von einer Bibliothek wieder, der von einem Bogen in zwei Hälften geteilt wurde. Ihr Bereich lag im tiefen Schatten, während am anderen Ende des Raumes
eine Lampe brannte und ein Feuer im Kamin flackerte.
Von dort drang auch das
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