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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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gefüllte Schweinsblase vom Tisch und bewarf damit seinen Sekretär. »Ihr hättet hier sein müssen, als ich Euch brauchte!«
    »Was, zum Henker?« sagte Wilding leise und trat rasch zur Seite, so daß die Blase statt seinen Kopf die Tür traf, dort mit einem dumpfen Laut zerplatzte und ihren Inhalt über die dunkle Eichenholztäfelung ergoß. Dem Bleiweiß folgten nun mit Neapelgelb und Preußischblau gefüllte Geschosse, und dann ein Bündel seiner eigens
    für ihn angefertigten langstieligen Pinsel, das mitten in der Luft zerbarst, so daß die Pinsel wie Schrapnellkugeln in alle Richtungen auseinderflogen, ehe sie auf den Boden hinunterregneten. Mit einer raschen, wütenden Armbewegung fegte Sir Anthony dann alle Gegenstände von dem Tisch, der neben seiner Staffelei stand, ehe er sein Palettenmesser zwischen die Finger bekam, den Arm hob und es quer durch den Raum schleuderte, wobei es Rebeccas Schulter nur knapp verfehlte, ehe es von der Wand hinter ihr abprallte.
    Innerlich zitternd wie Espenlaub, schickte Rebecca sich nun an, hinter einem Sofa Deckung zu nehmen, als sie sah, daß Captain Wilding mit ein paar raschen Schritten den Raum durchquerte und Sir Anthony am Arm packte.

    »Meinetwegen könnt Ihr Euer Studio in Kleinholz verwandeln, wenn Euch der Sinn danach steht«, sagte der Captain mit gefährlich leiser Stimme, »aber ich werde nicht zulassen, daß Ihr eine Lady mit Gegenständen bewerft.«
    Ihr Vater versuchte, sich aus Captain Wildings Griff zu befreien. »Das ist keine Lady! Das ist nur meine Tochter!«
    schrie er.
    Die Finger des Captain schlössen sich noch fester um das Handgelenk ihres Vaters. »Um so mehr ein Grund, Euch zu beherrschen.«
    Einen Moment lang zeichneten sich die beiden Männer wie zwei regungslose Silhouetten vor den Fenstern ab. Sir Anthonys schmächtigere Gestalt schien nun förmlich vor Wut zu knistern, doch er vermochte gegen diesen stahlharten Griff, mit dem der Captain ihn festhielt, nichts auszurichten. Rebecca hatte einen Moment lang das Bild eines Blitzes vor Augen, der auf einen Berg herunterzuckt und von diesem abprallt wie von einem Panzer.
    Da schoß der linke Arm ihres Vaters in die Höhe, und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er den Cap-tain ins Gesicht schlagen. Doch dann ließ er den Arm wieder sinken, als würde er aus einem bösen Traum erwachen, und keuchte:
    »Ihr habt ja recht, verdammt noch mal!«
    Er blickte zu seiner Tochter hin: »Habe ich dich schon einmal in meinem Leben geschlagen?«
    »Das nicht«, gab sie, ihre geballten Fäuste entrollend, zurück. Und sie setzte dann in einem Versuch, das Ganze ins Scherzhafte zu ziehen, hinzu: »Nur mit Farbbeuteln beworfen, die jedoch immer das Ziel verfehlten, weil Ihr so schlecht gezielt habt.«
    Der Captain ließ nun den Arm ihres Vaters wieder los, aber sein Gesicht war noch immer grimmig und seine grauen Augen so hart wie Kieselsteine.
    »Habt Ihr denn öfter solche Wutanfälle?« erkundigte sich der Captain kühl.

    »Sie gehören zwar nicht zu meinen Gewohnheiten«, sagte Sir Anthony, sich sein schmerzendes rechtes Handgelenk reibend, »kommen aber zuweilen vor. Das Mobiliar meines Studios wurde unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, daß es sich leicht reinigen läßt und kleine Flecken verzeiht.«
    »Mag sein, daß Eure Möbel eine so grobe Behandlung vertragen«, gab der Captain trocken zurück, »was aber wohl kaum für Eure Tochter gilt. Ich denke, sie hätte eine Entschuldigung verdient.«
    Rebecca bemerkte, wie die Wangenmuskeln im Gesicht ihres Vaters zu zucken begann, weil ein Angestellter es wagte, ihm Vorwürfe zu machen. »Rebecca nimmt meine Launen nicht ernst«, sagte er.
    »Wirklich nicht? Warum sieht sie dann so blaß aus, als wäre sie soeben von den Toten auferstanden?«
    Die Köpfe der beiden Männer schwangen nun zu ihr herum.
    Rebecca erstarrte. Sie wußte, daß jeder, der sie jetzt genauer anschaute, ihr den Schock ansehen mußte, den sie soeben erlitten hatte.
    Mit dem scharfen Blick des Künstlers erkannte ihr Vater ihren Zustand sofort. »Belastet dich das wirklich so sehr, Rebecca, wenn ich zuweilen in Wut gerate?« fragte er überrascht.
    Sie hätte ihn fast belegen, um sein Gewissen zu erleichtern.
    Aber das brachte sie nicht fertig - nicht, wenn der Captain sie so durchbohrend ansah wie jetzt. »Eure Temperamentsausbrüche, haben mich schon immer aufgeregt, Vater«, gestand sie ihm unbehaglich. »Als Kind hatte ich jedesmal Angst, daß die Welt untergehen würde,

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