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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Sir Anthony eines Tages tatsächlich wegen Mordes angeklagt werden sollte, würde es Rebecca bestimmt nicht verborgen bleiben, daß er unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in sein Haus eingedrungen war und sich sein Vertrauen erschlichen hatte. Er mochte nicht daran denken, wie sie darauf wohl reagieren würde.
    Sein Weg führte ihn an dem Laden vorbei, in dem die Poststelle untergebracht war, die er als Adresse für seine private Korrespondenz benützte. Da die Poststelle zu einem Geschäft für Papierwaren gehörte, konnte er leicht einen Vorwand dafür finden, um diese aufzusuchen. Er betrat jetzt den Laden und fand dort einen Brief von seiner Schwester vor. Beth mußte ihm gleich geschrieben haben, nachdem er ihr seine Adresse in London mitgeteilt hatte. Er erbrach das Wachssiegel und entnahm dem Kuvert dann ein auf beiden Seiten von ihr dicht beschriebenes Blatt Papier: W
    Lieber Kenneth,
    es freut mich, daß du mit Deiner Arbeit gut vorankommst.

    Hier entwickeln sich die Dinge überraschend günstig, was wir vor allem der Ankunft deines guten Freundes Leutnant Davidson zu verdanken haben. Wie Du mir bereits in deinem Brief angekündigt hattest, schien er sich anfangs in einem seelischen Tief zu befinden, aber inzwischen hat sich seine Stimmung er- •• heblich gebessert. Sein Sinn für Humor ist wirklich drollig. Kusine Olivie und ich mögen ihn beide sehr gern.
    Seines verkrüppelten linken Armes wegen bin ich mir in seiner Gegenwart meines Klumpfußes weniger bewußt als in der Gesellschaft der meisten mir fremden Personen. Jeden Morgen reiten wir zusammen über die Felder. Er hat eine Menge Ideen, wie wir die Ernteerträge steigern können, ohne viel Geld dafür investier ren zu müssen. Unsere Pächter und Landarbeiter sind von seiner Sachkunde sehr beeindruckt. Sutterton scheint mit einemmal ein ganz anderer Besitz zu sein, als er es unter dem alten Verwalter gewesen ist.
    In den nächsten Zeilen führte Beth nun alles an, was Davidson ihr zur Verbesserung der Ernteerträge vorgeschlagen hatte. Sie schienen ihm. alle zu beweisen, daß Davidson mehr von der Landwirtschaft verstand als er.
    Wenn er Sutterton retten konnte, hoffte er, Jack als Verwalter behalten zu können.
    Er faltete das Blatt Papier zusammen und steckte es in die Innentasche seines Mantels. Der optimistische Ton von Bethens Brief erleichterte ein wenig sein schlechtes Gewissen, daß er sie so schnell wieder alleingelassen hatte, nachdem er eben erst aus dem Krieg nach England zurückgekehrt war. Doch seine gute Laune verflog wieder, als er den Laden verließ. Obwohl er wußte, daß er das, was er jetzt tat, nur unternommen hatte, um Beth und Sutterton zu retten, vermochte das seinen Abscheu vor der Rolle, die er dabei spielte, nicht zu mildern.
    Als Rebecca zu ihrem Vater ins Studio kam, sah sie, daß er dicht davor stand, vor Wut zu explodieren. Für die vornehme Gesellschaft war Sir Anthony ein stets tadellos gekleideter und feinsinniger Aristokrat, der zufällig auch noch eine Begabung zum Malen besaß. Nur seine engsten Vertrauten sahen auch den leidenschaftlichen, sich einer gnadenlosen Selbstkritik aussetzenden und ständig nach Perfektion strebenden Künstler, der sich hinter dieser Oberfläche verbarg.
    Als kleines Mädchen hatte Rebecca ihren Vater einmal als einen rauchenden Vulkan gezeichnet, der jeden Moment ausbrechen konnte. Er hatte damals in einem Moment reumütiger Selbsterkenntnis gelacht, als sie ihm die Skizze zeigte. Wenn Sir Anthony Probleme bei einem Projekt hatte, das ihm sehr am Herzen lag, konnte es bei ihm jederzeit zu einem dieser gefürchteten Vulkanausbrüche kommen.
    Deswegen versuchte Rebecca in solchen kritischen Momenten seine Nähe zu meiden.
    Schon der Zustand seines Anzugs verriet ihr, in was für einem Gemütszustand er sich in diesem Augenblick befand.
    Normalerweise stand er so elegant gekleidet hinter seiner Staffelei, als wäre er eben aus einem Klub in der St.-James-Street gekommen. Doch nun lag sein Rock in einem unordentlichen Haufen auf dem Boden, waren seine Hemdsärmel hochgekrempelt und seine von grauen Fäden durchwirkten Haare zerzaust. All das waren Zeichen der Warnung, die Rebecca sagten, daß
    sie sein Studio wieder verlassen sollte, bevor er sie entdeckte.
    Aber dafür war es bereits zu spät. Er legte Pinsel und Palette beiseite und schnaubte sie an: »Wo, zum Teufel, steckt dieser Wilding?«
    Da ergab sie sich in ihr Schicksal und trat in das Studio hinein. »Ich glaube, er ist

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