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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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im Studio lag, und entnahm ihr zwei Zeichnungen. »Die Gemälde, die danach angefertigt wurden, befinden sich nicht hier im Haus, aber diese Skizzen geben die Bilder ziemlich genau wieder. Dieses hier zeigt die Regimenter der verbündeten Armeen, die am Rand des Höhenzuges Stellung bezogen haben. Soweit das Auge reicht, sieht man nur zum Kampf bereite Soldaten.«
    Wilding trat zu ihr und blickte ihr über die Schulter. Sie war sich nun fast überdeutlich seines warmen Körpers bewußt, der nur wenige Zoll von ihrem entfernt war.
    Dieser Mann war in Spanien und Waterloo durch die Hölle gegangen und hatte überlebt. Wie Wellington mußte er innerlich so hart wie Stahl sein. »Wo habt Ihr damals gestanden?« fragte sie.
    Er deutete auf die Zeichnung. »Ungefähr hier, etwas links vom Zentrum. Ich habe an jenem Tag die meiste Zeit an Vorpostengefechten um den Besitz einer Sandgrube teilgenommen.«
    »Es sind diese Männer hier im Vordergrund, die für mich die Bedeutung des Bildes ausmachen.« Rebecca wies auf die Figuren eines jungen Fähnrichs und eines graubärtigen Sergeanten hin, die ihre Regimentsfahne bewachten. Der Union Jack entrollte sich über den Köpfen der beiden im Wind, den Franzosen trotzend, die auf der anderen Seite des Tales in dichten Scharen aufmar-schierten.
    »Es ist nie das Allgemeine, sondern stets das Besondere, das uns rührt«, meinte der Captain nachdenklich. »Ein blutjunger Mann vor seiner ersten Schlacht, der sich fragt, ob sein Mut den Herausforderungen dieses Tages auch gewachsen sein wird. Und daneben der kampferprobte Veteran, der dem Tod schon so oft ins
    Auge geblickt hat und sich nun fragt, ob das Glück ihn wohl diesmal verlassen und er in der Schlacht fallen wird.
    Jeder, der dieses Bild betrachtet, muß sich fragen, ob diese beiden Männer das, was sie jetzt erwartet, auch lebend überstehen werden.«
    An seiner Stimme erkannte Rebecca, daß er im Verlauf seiner Karriere diese beiden auf dem Bild dargestellten Männer verkörpert hatte. Als junger Mann, der seine Feuertaufe erlebte, hatte er seinen Mut entdeckt und später als kampferprobter Offizier hatte er dann die Erfahrung gemacht, daß das Glück ihn in der Schlacht nie verlassen wollte. Und der Schmelztiegel der vielen Schlachten, an denen er teilgenommen hatte, hatte ihn zu dem Mann gemacht, der er jetzt war. Ein Mann, der so ganz anders war als alle Männer, die sie bisher gekannt hatte. Es war dieser Unterschied, der sie faszinierte. Sie hätte sich jetzt am liebsten an ihn gelehnt und diese Kraft und Entschlossenheit, die ihn als erprobter Krieger auszeichnete, in sich aufgenommen.
    Mit trockenem Mund entrollte sie nun die zweite Zeichnung. »Das zweite Gemälde hat die Verteidigung des Chäteau de Hougoumont zum Thema.« Um dieses Schloß war in der Schlacht eine eigene Schlacht entbrannt, in der ein kleiner Trupp alliierter Soldaten erfolgreich den Angriffen von zweieinhalb französischen Divisionen widerstanden hatte. Ihr Vater hatte den Moment gewählt, wo die Franzosen in den Innenhof des Schlosses eingedrungen waren und die Verteidiger in erbitterten Nahkampfgefechten sie wieder aus diesem hinauszudrängen versuchten, bevor es zu spät war. »Mein Vater wollte in seinem Zyklus auch ein Bild haben, in dem ein Gefecht von Mann zu Mann dargestellt wird.«
    »Der Soldat in seiner ursprünglichsten Rolle. Ein passendes und würdiges Pendant zu der Großartigkeit einer Kavallerieattacke.«
    Sie nickte beeindruckt. Er war nicht nur ein Krieger, sondern auch ein sehr scharfsinniger Beobachter, was Gemälde betraf.
    Ihr Vater blickte von seinem Wellington-Gemälde auf.
    »Glaubt Ihr, daß dieser Bilderzyklus die ganze Geschichte von Waterloo erzählt?«
    Zu Rebeccas Erleichterung entfernte sich der Captain nun aus ihrer unmittelbaren Nähe.
    »So viel, wie vier Gemälde davon erzählen können«, antwortete er.
    »Ich höre da eine gewisse Skepsis aus Euren Worten heraus«, sagte Sir Anthony. »Ich habe den Anfang und das Ende der Schlacht, die Kavallerie und die Infantrie dargestellt. Gibt es noch andere Szenen, die Eurer Meinung nach in diesen Zyklus aufgenommen werden sollten?«
    »Wenn ich an Eurer Stelle wäre«, erwiderte Wilding zögerlich, »würde ich noch zwei Bilder malen, die sich den vier von Ihnen bereits geschaffenen Gemälden thematisch anschließen. Das erste davon würde Wellington zeigen, wie er mit Fürst Blücher einen Händedruck tauscht, als sich die Briten mit den Preußen in der Nähe von

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