Feuer der Leidenschaft
Belle-Alliance treffen. Die Schlacht von Waterloo ist die Geschichte vieler Nationen, die sich zum Kampf gegen den gemeinsamen Feind zusammengefunden haben.
Wenn die Preußen nicht am Ende jenes Tages noch auf dem Schlachtfeld eingetroffen wären, um in das Geschehen einzugreifen, hätte Napoleon damals zwar eine Schlacht verloren, aber keine entscheidende Niederlage erlitten.«
»Hmmm, eine interessante Möglichkeit«, sagte Sir Anthony nachdenklich. »Und was sollte Eurer Meinung das letzte Bild zeigen?«
»Den Preis des Sieges«, erwiderte der Captain düster.
»Erschöpfte und verwundete Soldaten, die wie Tote an einem Lagerfeuer schlafen. Und in der Dunkelheit da-hinter die zerbrochenen Waffen und die vielen Gefallenen, die noch so, wie sie im Kampf miteinander getötet wurden, in einem Haufen beisammenliegen. Zeigt, wie alle Opfer dieser Schlacht in der Demokratie des Todes miteinander vereint sind.«
Es folgte ein langes Schweigen, ehe Rebecca mit leiser Stimme sagte: »Ihr habt eine sehr lebendige, anschauliche Art, Euch auszudrücken, Captain.«
»Und einen guten Verstand für Bilder«, fügte ihr Vater hinzu. »Ich werde mir das, was Ihr mir vorgeschlagen habt, durch den Kopf gehen lassen. In der Tat, das werde ich.«
In der Pause, die darauf folgte, wurde Rebecca von einem mächtigen Verlangen ergriffen. Es war ein so starkes Gefühl, wie sie es seit vielen Monaten nicht mehr empfunden hatte. Sie mußte diesen Captain Wilding besitzen und sein Wesen in sich aufnehmen, so daß etwas von ihm ihr für immer gehören würde.
Jede Schicklichkeit vergessend, durchquerte sie den Raum, berührte seine Wange und strich mit den Fingerspitzen über seine Narbe hin. Sie war glatt und fühlte sich zugleich hart an. »Ich ergebe mich, Captain«, sagte sie rauh. »Ich fürchte, daß ich Euch einfach malen muß.«
Kapitel 7
Kenneth war so verdattert von Rebeccas Worten und ihrer leichten, sinnlichen Berührung, daß er nur mit schwacher Stimme ein >Wie war das bitte?< stammeln konnte.
»Seit Ihr zu uns gekommen seid, habe ich mich danach gesehnt, Euch zum Modell zu haben.« Sie trat einen Schritt von ihm zurück. »Ihr seid einfach unwiderstehlich.«
Solche Worte aus dem Mund einer jungen Dame hätte man wohl nicht nur als Kompliment, sondern sogar als eine Verheißung betrachten können, wenn Rebecca Seaton nicht eher wie eine sparsame Hausfrau ausgesehen hätte, die einen Hahn betrachtet und beschließt, daß er sich gut als Sonntagsbraten eignen würde. Und deshalb sagte Kenneth trocken: »Sollte ich mich jetzt geehrt oder beunruhigt fühlen?«
»Oh, beunruhigt natürlich.« Sie sah ihren Vater an.
»Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich mir Captain Wilding für eine oder zwei Stunden täglich ausleihen wür-de?«
Sir Anthony lächelte. »Ich verstehe dich gut - tatsächlich bin ich versucht, den Sergeanten in meinem Bild vom Beginn der Schlacht neu zu malen und ihm Kenneths Aussehen zu geben.« Sein scharfer Blick ruhte nun auf seinem Sekretär. »Man sagt doch, daß sich in den Augen eines Soldaten die Schlachten, die er miterlebt hat, wider-spiegeln würden. Und alles, was ich mit meinem Sergeanten habe ausdrücken wollen, finde ich jetzt in Kenneths Gesicht wieder. Aber du magst ihn zuerst haben, wenn er damit einverstanden ist, für dich Modell zu stehen.«
»Seid Ihr damit einverstanden, Captain?«, fragte Rebecca.
Kenneth bewegte sich unbehaglich unter den forschenden Blicken von Vater und Tochter. Diese verdammten Künstler sahen zu viel in ihm. Er hatte sich aber schon immer gewünscht, mehr Zeit mit Rebecca verbringen zu können, und die Gelegenheit, die sich ihm jetzt dafür bot, war zu gut, um sie nicht zu nützen.
»Euer Wunsch ist mir Befehl, Miss Seaton.«
»Dann kommt mit mir in mein Arbeitszimmer.«
»Laßt mir noch ein paar Minuten Zeit«, sagte er, mit der Hand auf die zerplatzten Farbbeutel deutend, die überall im Studio herumlagen. »Ich muß erst noch eine von den Mägden dazu bestimmen, hier sauberzumachen, bevor die verschüttete Farbe die Möbel und Teppiche endgültig ruiniert.«
»Dann sorgt dafür, daß es jemand ist, der mich beim Saubermachen nicht bei der Arbeit stört«, befahl Sir Anthony. Dann nahm er seinen Zeichenblock und einen Stift und fertigte eine neue Skizze für sein Gemälde an.
Kenneth öffnete für Rebecca die Tür. Als sie an ihm vorbeiging, bemerkte er, daß der Knoten, zu dem sie ihre Haare aufgesteckt hatte, sich wieder aufzulösen begann.
Ihre
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