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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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was sie in diesem Augenblick wohl empfinden und in diesen letzten Momenten ihres Lebens denken mochten.
    Es muß gräßlich sein, so allein und auf diese Weise sterben zu müssen.«
    Es folgte eine lange Pause, ehe Kenneth wieder mit leiser Stimme sagte: »Ich habe oft Angst gehabt, besonders vor einer Schlacht. Die Angst kann ein Lebensretter sein, indem sie ungeahnte Kräfte in einem mobilisiert und einen wachsamer für Gefahren macht. Doch seltsamerweise empfand ich bei zwei Gelegenheiten, wo ich mir absolut sicher war, daß ich sterben würde, überhaupt keine Angst.
    Statt dessen überkam mich eine sonderbare Art von Seelenfrieden.«
    Er holte tief Luft.
    »In beiden Fällen habe ich nur wie durch ein Wunder überlebt. Nach dem zweiten Erlebnis dieser Art wurde ich neugierig und sprach mit Freunden darüber, wobei ich herausfand, daß auch andere dieselbe Erfahrung gemacht hatten wie ich. Vielleicht ist dieser Seelenfrieden das letzte Geschenk der Natur, wenn man nichts mehr tun kann, um ein unvermeidbares Schicksal von einem abzuwenden.« Und dann, den Skizzenblock aus der Hand legend, fuhr er im teilnahmsvollen Ton fort:
    »Es ist durchaus möglich, daß Eure Mutter vor ihrem Ende gar nicht dieses Entsetzen empfand, das Ihr auf Eurer Skizze dargestellt habt, sondern nur einen kurzen Augenblick lang so etwas wie Schicksalsergebenheit.«
    Rebecca drehte den Kopf zur Seite, um ihm nicht die Tränen zu zeigen, die ihr in den Augen standen. »Ihr erfindet das nicht nur, damit ich mich jetzt besser fühlen soll?«
    »Bei Gott, es ist die Wahrheit.« Er setzte sich nun wieder ihr gegenüber auf das Sofa und nahm ihre Hände in seine, deren Wärme ihren Händen etwas von deren Frostigkeit nahm.
    »Wenn Ihr mir jetzt erzählen würdet, was damals geschah, könnte ich vielleicht ein paar Dämonen austreiben.«
    Vielleicht stimmte das, was er da sagte. Obwohl sie sich bemüht hatte, nie mehr an jenen Tag zu denken, zwang sie sich nun dazu, sich alles, was damals geschehen war, ins Gedächtnis zurückzurufen.
    »Wir befanden uns damals in Ravensbeck, unserem Landhaus im Seenbezirk«, sagte sie, im stillen darum betend, daß ihre Stimme nicht brechen möge. »Es war ein schöner, klarer Tag, an dem man meilenweit sehen konnte.
    Ich hatte einen Spaziergang auf den Hügeln gemacht, und als ich von diesem nach Hause zurückkehrte, entdeckte ich ein paar Männer auf einer Anhöhe, die meine Mutter oft aufsuchte, um den grandiosen Ausblick, den man von dort hatte, zu genießen. Obwohl ich noch ziemlich weit von diesem Punkt entfernt war, wußte ich sofort, daß etwas Schlimmes geschehen sein mußte. Und als ich dann bei dieser Anhöhe anlangte, brachten … brachten sie gerade die Leiche meiner Mutter vom Fuß des Hügels herauf.«
    »Wie schrecklich für Euch.« Sein Hände drückten kurz die ihren. »Das Schlimmste an einem tödlichen Unfall ist wohl, daß es jemanden so plötzlich und unerwartet trifft. Er läßt Freunden und Familienangehörigen keine Zeit, sich darauf vorzubereiten.«
    Das stimmte in diesem Fall zwar nicht ganz, aber sie sagte nur: »Selbst heute vergesse ich manchmal, daß sie nicht mehr unter den Lebenden weilt.« Sie spürte ein Brennen im Hals und sagte nichts mehr.
    Seine Daumen strichen sacht über ihre Handrücken hin und schickten angenehme Schauer durch ihre Finger und Handgelenke. »Ich frage mich, wie dieser Unfall geschehen konnte«, sagte er nachdenklich. »Hatte sich Eure Mutter damals über etwas aufgeregt? Leid oder Kummer können einen Menschen oft so sehr beschäftigen, daß er nicht auf seine Umgebung achtet und einen falschen Schritt…«
    »Nein«, unterbrach sie ihn da heftig, »so etwas kann es nicht gewesen sein.« Sie entzog ihm nun wieder ihre Hände.
    »Einer der Männer, die sie am Fuß des Steilhangs bargen, sagte, um sie herum wären Blumen verstreut gewesen.
    Mutter liebte wild wachsende Blumen und hat sie oft gepflückt. Auch hatte dieser Hügel an dieser Stelle erst ein leichtes Gefalle, ehe er in eine Steilwand überging. Ich …
    ich denke, daß sie beim Blumen-pflücken dem Rand der Steilwand zu nahe gekommen ist, dann das Gleichgewicht verlor und in die Tiefe stürzte.«
    »Eine tragische Ironie«, murmelte er, ihr Gesicht keinen Moment aus den Augen lassend.
    Rebecca blickte wieder auf ihre Skizze von der abstürzenden Frau hinunter. »Wenn ich einen Kummer habe, fertige ich stets eine Zeichnung von den Dingen an, die mich bedrücken«, sagte sie stockend. »So wie man

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