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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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waren, mit einem verführerischen Lächeln bedachte, wenn sie sich sahen, überraschte ihn jetzt doch die Direktheit, mit der sie ihm Avancen machte. Vielleicht hatte sie sich mit Sir Anthony überwerfen. Sein Körper reagierte unwillkürlich auf ihre Berührung, aber es würde sich schwerlich mit seinen Ermittlungen in einer Mordsache vereinbaren lassen, wenn er mit jemandem schlief, der in diesen Fall verwickelt war. »Solche Vertrautheit wäre ein Fehler, Mylady.« Er faßte nach ihrer Hand und drückte einen flüchtigen Kuß darauf, ehe er sie in ihren Schoß zurück-legte. »Sir Anthony würde mich für unverschämt halten, und das zu Recht.«
    »Es würde ihn nicht stören. Jeder weiß doch, was für eine großartige Hure Lavinia ist«, erwiderte sie, sich selbst verspottend. Sie glitt wieder vom Schreibtisch herunter und schlenderte durch den Raum, ehe sie unter dem Porträt von Lady Seaton anhielt. »Nicht so wie Heien.
    Anthony hat einmal ein Bild von ihr und mir gemalt, das er >Die Heilige und die Sünderin< taufte. Ich war natürlich die Sünderin darauf.«
    »War Lady Seaton denn so heilig?«
    Lavinia sah zu dem Porträt hinauf. »Wie die meisten von uns konnte sie großzügig oder egoistisch, weise oder töricht sein. Zuweilen war sie sehr schwierig. Aber sie ist meine beste Freundin gewesen, und sie fehlt mir sehr. So sehr, wie auch Anthony und George sie vermissen.«
    »George?«
    »George Hampton. Heien war seine Mätresse, müßt Ihr wissen.«
    Sich seine Überraschung nicht anmerken lassend, sagte er: »Tatsächlich? Oder habt Ihr mich lediglich schockieren wollen?«
    »Ich bezweifle, daß man Euch so leicht schockieren könnte, Captain«, erwiderte sie trocken. »Heien war diskret, aber auch sie hatte eine Schar von Liebhabern zu ihren Lebzeiten gehabt, von denen ihr jedoch nur George etwas bedeutete.«
    Betroffen von den Möglichkeiten, die sich ihm da er-
    öffneten, fragte er: »Wußte Sir Anthony denn, daß seine Frau eine Affäre mit einem seiner engsten Freunde hatte?«
    »Oh, ja. Ihre Ehe war schrecklich unmoralisch, aber sehr zivilisiert. Anthony billigte diese Affäre mit George, weil er wußte, daß er Heien niemals wehtun würde. Und Heien störten die kleinen Eskapaden ihres Ehemanns nicht. Sie wußte, daß sie die einzige war, die für ihn zählte.«
    »Aber wie ich hörte, soll er zu der Zeit, wo Lady Seaton starb, in eine ernsthaftere Affäre verwickelt gewesen sein.«
    »Glaubt nicht alles, was Ihr hört, Captain.« Lavinia löste die Bänder ihres Häubchens, nahm es ab und schüttelte ihre goldenen Locken aus. »Anthony und ich sind schon viele Jahre miteinander befreundet. Ich denke, daß ich sofort gemerkt hätte, wenn er sich tatsächlich in eine andere Frau verliebt hätte.«
    Da war etwas Brüchiges in ihrer Stimme. Hinter der mondänen Fassade dieser Frau kam jetzt eine größere Verwundbarkeit zum Vorschein, als sie zugeben mochte.
    Durchaus möglich, daß sie selbst in Sir Anthony verliebt war, überlegte Kenneth und fragte: »Glaubt Ihr, daß Sir Anthony sich wieder verheiraten könnte?«
    Sie zögerte. »Das weiß ich nicht. Helens Tod hängt noch über ihm wie eine dunkle Wolke.«
    »Gibt es etwas Verdächtiges an den Umständen, unter denen Lady Seaton zu Tode kam?«
    Lavinia ringelte sich eine der Federn an ihrer Haube um die Finger. »Es ist zweifellos ein Unfall gewesen. Und doch …« Ihre Stimme verebbte.
    Mit ruhiger Stimme sagte er: »Wie ich hörte, soll man Spuren von einem Kampf an der Stelle gefunden haben, wo Lady Seaton tödlich verunglückt ist.«
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Nur Schleifspuren und abgeknickte Grashalme, die vermutlich von Helens Schuhen stammten, als sie dort am Rand des Abgrunds ausgerutscht ist, und von ihren Händen, als sie versuchte, sich dort noch irgendwo festzuhalten.«
    Das war eine logische Erklärung, die Lavinia jedoch nicht ganz zu befriedigen schien. »Seltsamerweise scheinen die Leute, die Lady Seaton gekannt haben, einem nur ausweichende Antworten zu geben, wenn man sie auf die Umstände ihres Hinscheidens hin anspricht«, sagte er nachdenklich. »Was ist denn so geheimnisvoll an ihrem Tod gewesen? Haben Sir Anthony oder George Hampton sie etwa über den Rand der Klippe gestoßen?«
    »Unsinn«, entgegnete Lavinia schroff. »Es gab da nichts Mysteriöses. Es ist nur so, daß der Tod viel weniger amüsant ist als die Lust.«
    Als er merkte, daß er von ihr nun keine weiteren Enthüllungen mehr erwarten konnte,

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