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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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weilte, um so größer schienen ihm die Schwierigkeiten zu werden, die Wahrheit über Heien Seaton herauszufinden - und um so mehr haßte er seine Doppelrolle. Rebeccas Vertrauen unter Vortäuschung falscher Tatsachen zu erschleichen, grenzte an Verrat. Wenn sie jemals herausfinden sollte, was ihn wirklich hierhergebracht hatte …
    Das war ein Gedanke, den er nicht zu Ende denken wollte.
    Rebecca machte sich nun im stillen heftige Vorwürfe, als sie sich wieder in die Sicherheit ihres Studios flüchtete. In dem Moment, wo sie Lavinia und Kenneth beim Küssen ertappt hatte, hätte sie sich unauffällig wieder entfernen und zu einem späteren Zeitpunkt in das Büro kommen sollen. Statt dessen hatte sie einem Anfall von Eifersucht nachgegeben. Schlimmer noch, sie war eifersüchtig geworden, obwohl sie gar keine Berechtigung dazu hatte, was ihn betraf. Der flüchtige, impulsive Kuß, den sie mit ihm getauscht hatte, hatte keine Bedeutung gehabt, obwohl sie seine Wirkung bis in ihre Zehenspitzen hinein gespürt hatte. Kenneth war nicht ihr Verehrer, sondern ein Angestellter ihres Vaters.
    Und dennoch hätte sie in diesem Moment Lavinia die Augen auskratzen können, obwohl sie sich bisher immer gut mit dieser Frau verstanden hatte. Rebecca errötete, als sie sich wieder an den forschenden Blick erinnerte, den Lavinia ihr zugeworfen hatte. Hatte Lavinia vielleicht erraten, daß sie, Rebecca, mehr für den Sekretär ihres Vaters empfand als nur ein beiläufiges Interesse?
    Um sich von der Eifersucht zu befreien, die sie noch immer plagte, fertigte Rebecca nun rasch eine Skizze von Lavinia an, wie sie aussehen würde, wenn sie mehr als doppelt so viel wog als jetzt und sich auch eine Menge Falten zugelegt hatte. Es war kindisch und sogar geschmacklos, was sie da tat. Aber auch sehr erheiternd, so daß sie sich gleich wieder besser fühlte. Zumal sie sich daran erinnerte, daß Kenneth Lavinia ja keineswegs zu diesem Kuß ermuntert hatte. Und so ging sie nun daran, das Atelier für die Nachmittagssitzung vorzubereiten, und es dauerte nur wenige Minuten, bis sie das Sofa an die richtige Stelle geschoben, den Perserteppich über der Lehne drapiert und den Spiegel aufgestellt hatte, den sie für das Schattenporträt benützen wollte.

    Kenneth würde erst nach dem Lunch ins Atelier kommen.
    Sie blickte sich ruhelos in ihrem Speicherraum um. Da gab es noch ein Dutzend Sachen, die sie bis dahin verrichten konnte, wozu sie aber keine rechte Lust hatte.
    Da fiel ihr Blick auf ihr Gemälde von Diana, der Göttin der Jagd. Verflixt, sie hatte doch versprochen, es zu rahmen und die schrecklichen Bilder in Kenneths Zimmer gegen andere auszutauschen. In dem Gedanken, daß es eine subtile Art von Entschuldigung für ihr schlechtes Benehmen sein würde, wenn sie jetzt den Bildertausch vornahm, versah sie das Gemälde von
    Diana mit einem ihr passend erscheinenden Rahmen.
    Dann wählte sie noch zwei andere Bilder aus, ein großes Landschaftsgemälde vom Lake District und eine Studie von Gray Ghost, wie er sich mit den glitzernden Augen eines Panthers an einen Vogel heranpirschte.
    Sie trug die beiden kleineren Gemälde in das zweite Stockwerk hinunter, klopfte dort an Kenneths Tür und betrat, als sie keine Antwort erhielt, das Zimmer. Sie rümpfte die Nase, als sie die dort aufgehängten Bilder sah. Sie waren durchwegs für einen Menschen, der wahre Kunst zu schätzen wußte, eine Beleidigung. An Kenneths Stelle hätte sie diese Machwerke schon längst aus dem Fenster geworfen.
    Sie hängte gerade das Bild von Diana auf, als sie mit dem Fuß gegen die Mappe stieß, die an die Tür des Kleiderschranks gelehnt war, nun umfiel und ihren Inhalt auf dem Teppich verstreute. Sich fragend, wozu der Captain denn wohl eine Zeichenmappe brauchen würde, die Künstler für ihre Arbeitsskizzen benützten, bückte sie sich, um die auf dem Boden herumliegenden Papiere wieder einzusammeln.
    Dann erstarrte sie mitten in der Bewegung. Obenauf lag eine Feder- und Tuschzeichnung von einer Schlachtszene: Soldaten, die mit aufgepflanzten Bajonetten aufeinander einstachen, mit sich aufbäumenden Pferden im Hintergrund und Rauchsäulen von berstenden Granaten.
    Aber was ihre Aufmerksamkeit besonders auf sich lenkte, war die Figur im Mittelpunkt des Bildes. Sie war nur eine von den schwarzen Linien im Hintergrund umrissene weiße Silhouette. Und obwohl auch nicht das kleinste Detail in dieser Silhouette eingezeichnet war, das dem Betrachter einen Hinweis hätte

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