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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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vorgenommen hat, benötigen wird. Das bedeutet, daß er seine Arbeit nur selten unterbrechen muß, um Farben anzumischen. Ich habe ihn in einer einzigen Sitzung herrliche formlose Porträts malen sehen.«
    »Ich nehme an, daß Ihr die gleiche Arbeitsweise wie Euer Vater verwendet?«

    Sie nickte und kam zu ihm, um ihm ihre Palette zu zeigen.
    »Jeder Maler hat sein besonderes System, sich seine Farben zurechtzulegen. Es ist üblich, die weiße Bleifarbe dem Daumenloch am nächsten anzuordnen, weil man diese Farbe auch am meisten verwendet. Abgesehen von dem Weiß, bleibt es jedem Maler selbst überlassen, wie er seine Palette gestaltet. Ich für meine Person benütze zunächst ein Dutzend reiner Farben, die ich am Rand anordne. Darunter kommt eine zweite Reihe von Farbabtönungen, die sehr unterschiedlich sein können, je nachdem, was ich gerade male. Ich habe hier einen Satz von Fleischfarbenabtönungen und einen Satz von Farbschattierungen für ein dunkles Inte-rieur angemischt. Für eine Landschaft würde ich ganz andere Grundfarben in verschiedenen Abstufungen verwenden.«
    Er studierte ihre Palette und prägte sich deren Anordnung genau ein. Es war ein so sinnvolles und praktisches Verfahren, dessen Vorteile ihm sofort einleuchteten.
    Rebecca kehrte nun wieder zu ihrer Staffelei zurück und sagte: »Später werde ich Euch auch noch genau erklären, wie man eine Leinwand für ein bestimmtes Bild vorbereitet.
    Im Augenblick möchte ich mich mit dem Hinweis begnügen, daß man mit der Grundierung der Leinwand für das Gemälde beginnt - also mit einer die ganze Oberfläche der Leinwand bedeckenden Grundfarbe. Die Grundierung ist eine die gesamte Farbgestaltung des Gemäldes beeinflussende Komponente, selbst wenn sie im Verlauf des Herstellungsprozesses vollständig übermalt wurde. In der Regel wird ein dunkles Braun als Grundierung verwendet, weil sie den Farben eine gewisse Sattheit verleiht. Ich ziehe es jedoch normalerweise vor, hellere Farben für die Grundierung zu verwenden, um damit ein lichteres oder leuchtenderes Kolorit zu erzielen.«
    Sie wischte sich nun ungeduldig eine rotbraune Lok-ke, die ihr in die Augen hing, aus der Stirn und brachte damit die ganze Masse ihrer nachlässig aufgesteckten Haare aus dem Gleichgewicht, die ihr nun in einer üppigen kastanienbraunen und rotgoldenen Flut bis zu den Hüften hinunterrollten. Kenneth hielt bei deren Anblick den Atem an, da diese prächtigen, wie geschmolzenes Kupfer aussehenden, ihre Gestalt umschmeichelnden Haare einen größeren sinnlichen Reiz ausübten als viele Frauen mit ihrem ganzen Körper.
    Er holte tief Luft und sagte, sich um einen sachlichen Ton bemühend: »Es wäre ein Verbrechen, solche Haare, wie Ihr sie habt, abzuschneiden; aber wenn man sieht, wie sie Euch bei der Arbeit stören, werdet Ihr vermut-lieh doch zuweilen in die Versuchung kommen, das zu tun.«
    »Vater erlaubt mir das nicht. Er benützt mich jedesmal, wenn er eine weibliche Figur mit vielen Haaren braucht, als Modell.« Und mit einer raschen, von langer Übung zeugenden gleichmütigen Kopfbewegung fing sie die Flut ihrer aufgelösten Haare wieder ein, drehte sie zu einem lockeren Zopf zusammen, den sie dann zu einem Knoten aufrollte und mit Hilfe eines Pinsels, dessen hölzernen Stiel sie durch dessen Mitte schob, um ihn zusammenzuhalten, auf ihrem Kopf befestigte.
    Dann nahm sie ihre Palette in die linke Hand und sagte:
    »Die Leinwand wurde von mir bereits grundiert, und ich habe vorhin auch schon die wichtigsten Figuren und Bildelemente in Umrissen skizziert. Jetzt bin ich also so weit, daß ich mit dem eigentlichen Malen beginnen kann.«
    Sie tauchte nun einen breiten Pinsel in eine der von ihr angemischten Farben auf ihrer Palette ein und begann diese mit raschen Pinselstrichen auf die Leinwand aufzutragen, wobei sie nicht vergaß, ihm jedesmal zu erklären, was sie gerade machte. Kenneth hörte ihr aufmerksam zu und versuchte, jedes Wort seinem Gedächtnis einzuprägen, als sich das von ihr und ihrem Vater angehäufte Wissen wie ein goldener Strom aus ihrem Mund ergoß. Selbst in den Royal Academy Schools hätte er vermutlich keinen so guten Unterricht bekommen wie von Sir Anthonys Tochter.
    Nach einer Weile begannen ihre Worte nur noch spärlich zu fließen, bis sie schließlich ganz aufhörten und sie sich nur noch auf ihre Arbeit konzentrierte. Kenneth störte das nicht.
    Er war ihr sogar dafür dankbar, daß sie ihm Gelegenheit gab, diese Fülle von

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