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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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stark, so unbeirrt und unerschütterlich.«
    Ein Mann, der so sehr an seiner Frau gehangen hatte wie Sir Anthony, konnte sie doch unmöglich ermordet haben, dachte Kenneth. Wenn es eine Möglichkeit gab, das auch zu beweisen, würde Kenneth nicht nur auf eine ehrenwerte Weise seine Verpflichtung erfüllen, die er Lord Bowden gegenüber eingegangen war, sondern sich auch Rebeccas Achtung erhalten können.
    Sir Anthony runzelte die Brauen. »Solltet Ihr Rebecca jetzt nicht Modell stehen?«
    Kenneth blickte auf die Uhr. »Jawohl, Sir. Ich bin nur hierhergekommen, weil ich noch etwas Geschäftliches erledigen wollte, das aber warten kann.«
    Er wandte sich der Tür zu, und seine Hand lag bereits auf dem Türknauf, als er Sir Anthony hinter sich mit kaum hörbarer Stimme sagen hörte: »Nun ist sie tot, und möge Gott mir verzeihen - das ist ganz allein meine Schuld.«
    Einen Moment lang wurde Kenneth ganz starr vor Schreck. Dann verließ er das Büro mit einem Gefühl, als würde sich ihm der Magen umdrehen. Wenn das, was Sir Anthony da soeben gesagt hatte, stimmte, mochte Gott ihnen allen gnädig sein.
    Als Rebecca nach der Entdeckung von Kenneths Zeichnungen in ihr Studio hinaufkam, wurde ihre Erschöpfung von einer geradezu fieberhaften Erregung abgelöst. Diese Skizze von dem sterbenden Soldaten war eine überaus vielversprechende Arbeit, zumal von einem Mann, der im Grunde nur ein Autodidakt war. Kein Wunder, daß sie sich gleich zu ihm hingezogen fühlte, als sie ihn zum erstenmal sah. Hinter seiner muskulösen Erscheinung und seinem militärischen Gehabe versteckte sich ein ihr verwandter Geist. Ihre gleichen künstlerischen Interessen konnten zu einer Basis für eine enge Freundschaft zwischen ihnen werden.
    Sie ging zu ihrem Arbeitstisch und begann die Farben anzumischen, die sie für die Sitzung heute nachmittag brauchen würde. Das war eine Tätigkeit, die sie schon so oft durchgeführt hatte, daß sie ihr fast mechanisch von der Hand ging und sie dabei an andere Dinge denken konnte.
    Zum Beispiel daran, ob es denn wirklich Freundschaft war, die sie sich von Kenneth wünschte.
    Einen Moment lang dachte sie jetzt sogar an Heirat, verwarf diese Idee jedoch sofort wieder. Eine Ehe war nichts für sie. Selbst wenn Kenneth an einem Ehebund mit ihr interessiert sein sollte und auch dazu bereit war, ihr den Verlust ihres guten Rufes nachzusehen, würde sie niemals ihre Freiheit aufgeben wollen. Der Egoismus, der zu den wesentlichen Voraussetzungen eines Künstlers gehörte, würde einer Ehefrau schlecht anstehen und verhängnisvolle Folgen für einen Ehebund haben.
    Aber sie könnten ein Liebespaar werden, dachte sie. Die Londoner Kunstwelt war tolerant genug, ihnen das nachzusehen. Wenn sie und Kenneth diskret genug waren, konnten sie machen, was ihnen gefiel. Ihr Vater war von seiner Arbeit und seinen Aufträgen so sehr in Beschlag genommen, daß er bestimmt keine Einwände gegen eine Affäre mit Kenneth haben würde. Er würde sie vermutlich gar nicht bemerken.
    Aber obwohl sie tolerant erzogen war und eine sehr liberale Einstellung in diesen Dingen hatte, wußte sie doch aus eigener Anschauung, daß Affären nicht nur eine schmutzige, sondern auch schmerzliche Angelegenheit sein konnten. Zwar würde Lavinia ihr zweifellos sagen können, was man machen mußte, um eine Schwangerschaft zu vermeiden, aber da lauerten auch noch andere Gefahren in einer solchen Liaison. Die Tatsache, daß ein Verhältnis illegitim war, änderte nichts daran, daß ihr Ende einem der beiden Partner sehr wehtun konnte. Und daß ihre Affäre einmal enden würde, war für sie sicher.
    Kenneth mochte sie zwar attraktiv finden, aber sie würde für ihn als Lehrerin gewiß einen höheren Wert haben als in der Eigenschaft einer nicht sonderlich geschickten Mätresse. Und das wußten sie beide auch.
    Mit einem Seufzer beendete sie nun das Anmischen der Farben. Freundschaft war zweifellos die bestmögliche Beziehung zwischen ihnen beiden. Sie mußte eben nur irgendwelchen lustvollen Gedanken oder Vorstellungen entsagen.
    Es gab da aber ein Geschenk, das sie Kenneth als Freund machen konnte und das ihm helfen würde, sich zu einem Maler zu entwickeln. Mit einem Lächeln erhob sie sich von ihrem Arbeitstisch. Sie hatte gerade noch genug Zeit, es zu arrangieren.
    Kenneth kam in dem Kostüm zur Sitzung, das sie sich dafür erbeten hatte: in Kniehosen, Stiefeln und einem Hemd mit offenem Kragen. Rebecca hielt den Atem an, als er ihr Studio betrat. Da

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