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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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war etwas Finsteres in seinen Zügen, das ihn zu einem sehr überzeugenden Piraten machte - einen Mann, der nur nach seinen eigenen Gesetzen lebte. Gütiger Himmel - wie sehr es sie danach verlangte, diesen Gesichtsausdruck festzuhalten.
    Um ihm jedoch erst etwas von der Befangenheit zu nehmen, die sie ebenfalls an ihm bemerkte, sagte sie leichthin: »Ihr braucht nicht so ein Gesicht zu machen, als würde man Euch jetzt über eine Schiffsplanke ins Meer treiben.« Sie nahm einen Lappen und befreite damit ihre Finger von Pigmentresten. »Bevor wir anfangen, habe ich aber noch etwas für Euch.«
    »Einen Piratenpapagei, den ich mir auf die Schulter setzen soll?« meinte er trocken.
    Sie lachte. »Keine schlechte Idee, aber Gray Ghost würde kurzen Prozeß mit einem Papagei machen, fürchte ich.
    Folgt mir.«
    Sie führte ihn aus dem Studio hinaus auf einen Korridor, der zum Nordende des Speichers führte. Sie passierten ein halbes Dutzend geschlossener Türen von
    Dienstbotenzimmern, ehe Rebecca vor der letzten Tür anhielt und diese aufsperrte. Als die Tür aufschwang, trat sie zur Seite, damit Kenneth den Raum betreten konnte, der ebenfalls einmal als Quartier für das Personal gedient haben mußte.
    Kenneths Blick wanderte über die bescheidene Einrichtung hin und blieb dann an einer Staffelei in der Mitte des Raumes haften, neben der ein schon etwas mitgenommen aussehender Tisch aus Kiefernholz stand, auf dem eine Auswahl von Pinseln in verschiedenen Größen und Stärken und eine Schachtel mit Farbbeuteln lagen. Da sah er sie mit hochgezogenen Brauen fragend an.
    »Wenn Ihr Euch nun ernsthaft daran machen wollt, das Malen mit Ölfarben zu erlernen, braucht Ihr natürlieh auch ein Studio«, erklärte sie. »In diesem Zimmer könnt Ihr ungestört arbeiten, und es hat das richtige Licht, da es nach Norden hinausgeht. Was Ihr sonst noch zum Malen braucht, könnt Ihr Euch aus meinem Studio besorgen.« Sie händigte ihm einen großen eisernen Schlüssel aus. »Das Zimmer gehört Euch, solange Ihr es benützen möchtet.«
    Seine Hand schloß sich fast krampfhaft um den Schlüssel, wobei seine warmen Fingerspitzen ihre Handfläche berührten. »Ich verdiene das nicht«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Warum seid Ihr so gut zu mir, Rebecca?«
    Da sie spürte, daß diese Frage nicht rhetorisch gemeint war, überlegte sie einen Moment, ehe sie antwortete: »Ich nehme an, das ist eine Art von Dank für die Tatsache, daß mein Weg so glatt und eben gewesen ist, was meinen kreativen Werdegang anlangt. Oder was ich vielleicht zu finden hoffte, wenn man meinem Wunsch, zu malen, so viel Widerstand entgegengesetzt hätte wie Euch.«
    »Ich verdiene das nicht«, wiederholte er, während sich in seinen Augen ein verdächtiger Schimmer zeigte. »Wenn Ihr wüßtet…«
    Es war ein Moment, der leicht in eine gefährliche Emotion abgleiten konnte. Sie bemühte sich, nicht diese heftig pochende Ader an seinem Hals zu betrachten. Er hatte so etwas nicht erwartet, war überrascht und dankbar, daß sie seine Träume ernst nahm.
    Was würde passieren, wenn sie jetzt vor ihn hintrat und ihm das Gesicht entgegenhob?
    Ihre Hand zu einer Faust zusammenrollend, drehte sie sich von ihm fort. »Ihr werdet eines Tages sicherlich feststellen, daß Ihr Euch dieses Studio und Euren Malunterricht redlich verdient habt, wenn Ihr mir zu meinem Gemälde so oft und so lange Modell gestanden habt, wie ich das für nötig halte«, sagte sie im energischen Ton.
    »Kommt jetzt. Es ist höchste Zeit, daß wir mit der Sitzung beginnen.«
    Mit einem vor Rührung wie zugeschnürten Hals folgte Kenneth Rebecca zurück in ihr Studio. Es dauerte ein paar Minuten, bis er wieder genau die gleiche Pose wie in der vergangenen Nacht auf dem Sofa eingenommen hatte. Als sie dann anfing, die Umrisse seiner Gestalt auf der Leinwand zu skizzieren, dachte er daran, daß er binnen weniger Stunden einen Lehrer, ein Studio und einen Menschen gefunden hatte, mit dem er offen über den größten Wunschtraum seines Lebens sprechen konnte. Alles wäre perfekt gewesen, wenn Sir Anthony ihm nicht vorhin enthüllt hätte, daß er sich für den Tod seiner Frau verantwortlich fühlte. Würde ihm der Maler noch mehr verraten haben, wenn er, Kenneth, ihn unter Druck gesetzt hätte? Vermutlich nicht. Sir Antho-nys Worte waren nicht für fremde Ohren bestimmt gewesen.
    Mit einer grimmigen Ehrlichkeit erkannte Kenneth nun, daß er vorhin auch nicht das Verlangen danach gehabt hatte, noch mehr

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