Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Rekrut in die Armee eingetreten und den Fahneneid abgelegt hatte, hatte man ihm auf ähnliche Weise ein Gewehr überreicht, das ihn auf einen langen, beschwerlichen und dornenreichen Weg geschickt hatte. Er fragte sich, wohin dieses neue Werkzeug ihn jetzt wohl führen mochte.
    Mit wild pochendem Herzen nahm er ihr den dargebotenen Pinsel aus der Hand.
Kapitel 12
    Der Pfad schlängelte sich vor ihm zwischen Bäumen und Buschgruppen dahin, bis er vom Nebel verschluckt wurde.
    »Vorwärts«, befahl Kenneth und gab dem Pferd den Kopf frei, das nun einen Satz nach vorn machte und den Pfad hinuntergaloppierte.
    Ein paar Minuten lang war sein Geist frei von allen ihn belastenden Gedanken und nur von der Freude erfüllt, auf dem Rücken eines guten Pferdes sitzen zu können und das Prickeln des Winterwindes auf den Wangen zu spüren. Doch als er nach einer Weile das Pferd zügeln und es nach Seaton House zurücklenken mußte, holte ihn die Wirklichkeit wieder ein.
    Meistens fühlte er sich am Morgen, wenn er Sir An-thonys Pferd bewegt hatte, erfrischt und munter. Aber nicht heute.
    Dafür war ihm die Malstunde gestern noch zu lebhaft in Erinnerung. Sie war nicht so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Der Unterschied zwischen Öl- und Wasserfarben war beträchtlich. Sie hatten ein ganz anderes Gewicht, einen ganz anderen Fluß und man mußte auch ein ganz anderes Gefühl für sie haben als für Wasserfarben.
    Jedenfalls hatten sie sich auf eine ihn geradezu erbitternde Weise geweigert, sich so zu verhalten, wie er sich das wünschte.
    Obwohl er schon immer eine geringere Meinung von seinen künstlerischen Fähigkeiten gehabt hatte als andere, war ihm erst gestern bewußt geworden, wie verwöhnt er doch von dem Lob seiner Freunde bei der Armee gewesen war. Auch Catherine Melbourne und Anne Mowbry waren stets begeistert gewesen von den Skizzen, die er von ihren Familien angefertigt hatte. Und obwohl er gewußt hatte, daß sie deren künstlerischen
    Wert überschätzten, hatten ihm die Komplimente doch gutgetan.
    Bei Rebecca konnte er aber unmöglich die Augen davor verschließen, wie amateurhaft doch seine Bemühungen im Vergleich zu ihren Arbeiten waren. Er war sich wie ein dummer, ungeschickter Esel vorgekommen. Das war nicht ihre Schuld gewesen. Sie hatte seinen ersten Versuch, in Öl zu malen, ruhig und objektiv kommentiert, und er hatte auch nicht die Spur eines Tadels aus ihrer Stimme herausgehört.
    Trotzdem hätte er am liebsten die Staffelei mit einem Tritt in den hintersten Winkel ihres Studios befördert, als er das Ergebnis seiner ersten Malstunde betrachtete. Und er hatte in diesem Moment auch nachvollziehen können, warum Sir An-thony Wutanfälle bekam und mit Gegenständen um sich warf, wenn er mit seiner Arbeit unzufrieden war.
    Als er dann später am Abend noch einmal in den Speicher hinaufgestiegen war, um in seinem Atelier noch einen zweiten Versuch zu machen und ein Stilleben in Öl zu malen, hatte er geglaubt, daß es diesmal besser damit klappen würde, weil er sich unbeobachtet fühlte und deshalb unbefangener an die Sache herangehen könnte. Aber wie grausam er sich doch getäuscht hatte! Es war ihm nicht einmal gelungen, eine einfache Tonschüssel halbwegs zufriedenstellend in Öl abzubilden. Jedenfalls hatte sie ihn auf der Leinwand eher an einen Kuhfladen erinnert, und er hatte seine Sitzung damit beendet, daß er wütend die Farbe wieder von der Leinwand heruntergekratzt hatte, weil er den Anblick seines Versagens nicht ertragen konnte.
    Er suchte sich nun mit dem Gedanken zu beruhigen, daß er j a erst eine einzige Malstunde gehabt hatte. Nur die Übung macht den Meister, sagte doch ein Sprichwort. Er würde mit der Zeit sicherlich bessere Ergebnisse erzielen als gestern. Trotzdem wurde er das bittere Gefühl nicht los, daß sein bescheidenes Zeichentalent nicht dafür ausreichen würde, echte Kunstwerke zu erschaffen.
    Als er wieder in Seaton House anlangte, stieg er von dem braunen Wallach herunter und führte ihn in den Stall. Er rieb ihn gerade mit Stroh ab, als Phelps, Sir Anthonys Kutscher und Stallknecht, mit einer zwischen die Zähne geklemmten Tonpfeife aus seiner kleinen Wohnung über dem Stall herunterkam. Nachdem Phelps ihn mit einem Nicken begrüßt hatte, stellte er sich unter die Stalltür und blickte in den Hof hinaus.
    Phelps war der einzige von Sir Anthonys Bediensteten, der schon zu Lady Seatons Lebzeiten im Hause gewesen war.
    Doch sein verschwiegenes Wesen machten ihn

Weitere Kostenlose Bücher