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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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keine Analyse – die dauerte ihre Zeit. Doch zu wissen, was überhaupt an Spuren vorhanden war, wies ihm in der Regel schon die richtige Richtung. Er würde vielleicht eine Weile brauchen, um Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, aber der Anfang wäre zumindest gemacht.
    Er zog den Bericht aus dem festen Manila-Umschlag und begann zu lesen. Das Erste, was ihm auffiel, war, dass Haare vorhanden waren – und zwar jede Menge und in so ziemlich jeder Farbe, die ein menschliches Haar nur aufweisen konnte; ins Auge stachen ihm allerdings mehrere in Knallpink.
    Garvey ließ sich auf den Stuhl neben Erics Schreibtisch sinken. Eric blickte zum Sergeant auf. »Haben Sie die gesehen?«
    »Ja.«
    »Graue Haare.«
    »Schwer zu sagen, wo sie herkommen. Der Saal ist öffentlich zugänglich.«
    Was ihr Problem enorm erschwerte, aber vielleicht ja auch nicht. Manchmal, wenn man anfing, bei etwas offensichtlich Kompliziertem genauer nachzuhaken, stellte man schließlich fest, dass die Antwort eigentlich ganz simpel war.
    »Ich habe heute Vormittag Jaclyn Wildes Mutter verhört. Sie ist so gut durchorganisiert, dass selbst eine Schweizer Bank vergleichsweise schlecht dasteht. Alles ist minutiös festgehalten. Sie und Jaclyn haben gestern Nachmittag im Claire einen Muffin gegessen, und dieser Zeitrahmen bedeutet: Wenn Jaclyn unsere Täterin ist, dann hat sie den Tatort in aller Ruhe verlassen, um sich schnurstracks mit ihrer Mom einen Snack am Nachmittag zu genehmigen.«
    »Was sie aber nicht getan hätte, wenn sie über und über mit Blut verschmiert gewesen wäre.«
    »Stimmt.«
    »Ich halte sie eh nicht für die richtige Kandidatin. Wir können sie zwar noch nicht völlig ausschließen, aber ich glaube, es wäre Zeitverschwendung, sie noch groß zu überprüfen.«
    Mit Erleichterung vernahm Eric die Worte seines Chefs. Sergeant Garvey ließ meist zu, dass seine Leute auf ihre Intuition hörten, denn er wusste, er hatte ein paar gute Männer unter sich, aber es war angenehm, mit seiner Billigung nun den Fokus zu verlagern.
    Aufgrund des von der Gerichtsmedizin geschätzten Todeszeitpunkts von Carrie Edwards und Jaclyns Aussage über den grauhaarigen Mann, der beim Empfangssaal eingetroffen war, als sie gerade abfuhr, mussten sie nun angestrengt nach einem grauhaarigen Mann im Leben des Opfers suchen. Sie würden sich wohl ziemlich ins Zeug legen müssen, aber die beiden offensichtlichsten Männer waren, wie er unlängst festgestellt hatte, doch ihr Vater sowie der Vater des Bräutigams. Es war eine traurige Tatsache, dass beim Mord an einer Frau sich meist ein Mann aus ihrem unmittelbaren Umfeld als der Täter erwies.
    »Sie war so wunderschön«, sagte Corene Edwards mit dünner Stimme, aus der so abgrundtiefe Traurigkeit sprach, dass Eric sich fragte, ob sie den Tod ihrer Tochter je überwinden würde. Und wie sollte jemand so etwas auch überwinden? Er wusste, dass manche Menschen dazu in der Lage waren, er wusste, dass sie meist viel stärker waren, als sie selbst glaubten, doch in diesem Moment waren sie gebrochen – für immer und ewig, wie es schien.
    »Ja, das war sie wirklich«, pflichtete er ihr sanft bei. Carrie Edwards hatte vielleicht kein schönes Wesen gehabt, aber sie war Corenes Kind gewesen. Er und Garvey saßen nebeneinander im Wohnzimmer der Edwards’. Das Haus war ein Ziegelbau im Stil der Achtzigerjahre, doch der Garten war perfekt gepflegt, und die Räumlichkeiten wirkten ebenso makellos, wenngleich etwas altmodisch. Die Garagentüren waren hochgezogen, als er und Garvey ankamen. Zwei Fahrzeuge standen nebeneinander geparkt da: ein roter Ford und ein blauer Ford Pick-up. Weitere Autos verstopften die Zufahrt – eines war grau, und er notierte sich pflichtbewusst das Kennzeichen und ließ es überprüfen, bevor sie ins Haus hineingingen – um zu erfahren, dass es einer dreiundachtzigjährigen Dame gehörte. Mehrere Freunde und Familienangehörige befanden sich im Haus bei den trauernden Eltern, um ihnen Trost zu spenden, Telefonanrufe entgegenzunehmen, die Tür zu öffnen und das viele Essen anzunehmen, das die Gäste mitgebracht hatten – der Esstisch drohte unter dem Gewicht schier zusammenzubrechen, wie Eric durch den offenen Durchgang bemerkte. Es stellte sich heraus, dass die Dreiundachtzigjährige Corenes Tante war, gut eins sechzig groß und total schmächtig. Sie konnte die Täterin also wahrhaftig nicht sein.
    Eine resolute Frau, die sich als die Nachbarin von nebenan vorstellte, hatte sich der

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